«Stellar Blade» Ist dieses Spiel schlicht zu sexy, um die Bestnote zu bekommen?

Martin Abgottspon

24.4.2024

Eve spaltet mit ihrem Aussehen die Gemüter der Fans.
Eve spaltet mit ihrem Aussehen die Gemüter der Fans.
Sony

Mit «Stellar Blade» erscheint diesen Freitag ein Action-Game, das durchaus Potenzial zum Spiel des Jahres hat. Überschattet wird es einzig und allein durch die Diskussion, ob es zu sexistisch ist.

Martin Abgottspon

24.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Stellar Blade» ist eines der besten Spiele dieses Jahres und überzeugt mit seiner Story, dem Gameplay und dem ganzen Weltendesign.
  • Im Vorfeld gab es bereits heftige Diskussionen, weil viele Kritiker dem Spiel eine sexistische Haltung unterstellen.

Die Woke-Kultur hat längst auch in Games Einzug gehalten. Besonders hitzig wurde beispielsweise die Sexualität von Ellie aus «The Last of Us» diskutiert. Der bisherige Höhepunkt war wohl aber die Veröffentlichung von «Hogwarts Legacy» im vergangenen Jahr. Als bekannt wurde, das J.K. Rowling an dem Spiel mitgearbeitet hat, kam es zu massenhaften Boykott-Aufrufen, weil die Autorin der Harry-Potter-Bände von weiten Kreisen als transfeindlich angesehen wird.

Wie sehr das den Verkaufszahlen tatsächlich geschadet hat, ist schwer zu beurteilen. Auf jeden Fall wurde «Hogwarts Legacy» für die Auszeichnung zum Spiel des Jahres nicht einmal in Erwägung gezogen. Die aufgeladene Debatte könnte dabei sicherlich eine Rolle gespielt haben, denn das Spiel an sich hätte zumindest eine Nominierung mehr als verdient gehabt.

Wann ist sexy zu sexy?

Mit «Stellar Blade» erscheint diesen Freitag nun ein weiteres Game, das die Gemüter der Fans bewegt und etliche Reddit-Foren schon vor dem Release zum kochen brachte. Grund dafür ist die Darstellung von Eve, die Hauptprotagonistin des Spiels, die aus Sicht vieler Kritiker zu erotisch dargestellt werde.

Wegen ihrer eng anliegenden Anzügen und der überdurchschnittlichen Brustgrösse gehen zahlreiche Kritiker von einer sexistischen Effekthascherei aus. Kommentare wie «Die Entwickler haben wohl noch nie eine Frau zu Gesicht bekommen», sind noch das harmloseste, was man in den negativen Meinungen lesen kann. Allerdings muss man sich dieses Mal auch ernsthaft die Frage stellen, ob man es mit dieser woken Haltung nicht auch übertreiben kann.

Planet Erde in einem anderen Licht

Vielleicht mag der Look von Eve auf die meisten Spieler zu verführend wirken. Vielleicht wird an dieser Stelle, aber auch einfach ein bisschen zu viel in alles reininterpretiert und aufgebauscht. Denn letzten Endes handelt es sich bei der Hauptakteurin einfach um eine ausgebildete Kämpferin in einer fernen Zukunft, die dafür kämpft, die Erde von fiesen Kreaturen zu befreien.

Diese Geschichte erzählt «Stellar Blade» überraschend eindrücklich. Schauplatz ist von Beginn weg die Erde, die von so genannten Naytibas erobert und grösstenteils zerstört wurde. Die Menschen flohen in eine Kolonie und in der Person von Eve soll der Planet jetzt zurückgewonnen werden.

Beim Durchforsten alter Ruinen, Ödlanden oder der Wüste macht sich dabei nicht unbedingt eine verführerische Atmosphäre breit. Viel mehr taucht man mitten in diese Endzeitstimmung ein und hilft den verbliebenen Bewohnern und ihren teils harten Schicksalsschlägen so gut wie man nur kann.

Jeder Kampf ein neues Abenteuer

Dies geschieht in den meisten Fällen mit spektakulären Kampfeinlagen, bei denen man die ekligen Naytibas zu Beginn mit gezielten Kombo-Attacken malträtiert. Gleichzeitig ist es wichtig, die gegnerischen Angriffe mit dem richtigen Timing zu parieren und auzuweichen.

Das Kampfsystem ist schon in der frühen Phase des Spiels unglaublich intensiv und fordernd. Wer den Schwierigkeitsgrad ausserdem auf «normal» gestellt hat, wird definitiv an seine Grenzen kommen. Gleichzeitig fühlen sich die Duelle aber auch äusserst befriedigend an, umso mehr, wenn man den Fluss aus offensiven Aktionen und der richtigen Abwehr mal verinnerlicht hat.

Im späteren Verlauf kann man dann auch auf Fernkampfwaffen und ein ganzes Repertoire verschiedener Spezialattacken zurückgreifen. Da die Entwickler beim Einführen weiterer Manöver aber nicht aufs Gaspedal drücken, ist man durch die Fülle an Möglichkeiten auch nicht überfordert. Vielmehr öffnen sich einem immer wieder neue Herausforderungen, welche den Spielspass aufrecht erhalten. 

Es stimmt einfach alles

Abgerundet wird «Stellar Blade» mit einer unglaublichen Kulisse, die trotz der eher trüben Schauplätze eine magische Anziehung entfaltet. Die Droiden bringen einen immer wieder mal zum lachen, Begegnungen mit Menschen offenbaren spannende Randgeschichten und die tiefen Gewölbe früherer Einrichtungen warten nur darauf erkundet zu werden.

Da auch die Grafik und der Soundtrack stimmig sind, gibt es für mich kaum etwas an «Stellar Blade» auszusetzen und ich kann für alle Gamer nur hoffen, dass sie Eve auf dieser tollen Reise begleiten und in das Abenteuer abtauchen, anstatt nur über ihre Anzüge zu sprechen.