Angst vor Spionage Russische Funktionäre sollen endgültig aufs iPhone verzichten

Von Dirk Jacquemien

17.7.2023

Noch vor wenigen Jahren zeigten sich russische Funktionäre, wie Ex-Präsident Medwedew, gerne mit iPhones.
Noch vor wenigen Jahren zeigten sich russische Funktionäre, wie Ex-Präsident Medwedew, gerne mit iPhones.
Keystone

Russische Funktionäre lieben ihr iPhone. Doch nach Enthüllungen über mutmassliche Spionage durch die USA wollen die Behörden nun endgültig das Smartphone des Erzrivalen aus den Amtsstuben vertreiben.

Von Dirk Jacquemien

17.7.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Russland will seinen Staatsbediensteten die dienstliche Nutzung des iPhones untersagen.
  • Grund dafür ist die Sorge, dass US-Geheimdienste iOS kompromittiert haben.
  • Die Umsetzung ist aber alles andere als einfach, da die russische Elite Apple-Produkte liebt.

Russische Staatsbedienstete sollen keine iPhones mehr nutzen. Wie die «Financial Times» berichtet, haben mehrere Ministerien und Staatsunternehmen ihre Mitarbeiter*innen angewiesen, keine Apple-Smartphones für Arbeitszwecke zu verwenden.

Das Misstrauen gegenüber amerikanischen Technik-Produkten ist nichts Neues und speziell das iPhone geriet bereits mehrfach unter Beschuss. So ordnete der Kreml bereits im März an, dass Spitzenfunktionäre das Gerät nicht mehr nutzen sollen.

Doch die Liebe der russischen Elite zum iPhone scheint unzerbrechlich. So wurde etwa Aussenminister Sergei Lawrow noch lange nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine noch mit iPhone und Apple Watch festgehalten.

US-Geheimdienste infiltrierten wohl russische iPhones

Eine Enthüllung letzten Monat liess dem Vorhaben iPhone-Abschied allerdings neue Dringlichkeit zukommen. Denn die Sicherheitsfirma Kaspersky entdeckte eine Sicherheitslücke, die offenbar hauptsächlich auf iPhones von Russ*innen ausgenutzt wurde. Tausende iPhones sollen mit Spyware infiziert worden sein.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB warf daraufhin Apple vor, mit dem US-Geheimdienst NSA zusammengearbeitet zu haben und vorsätzlich eine Hintertür ins iPhone-Betriebssystem iOS eingebaut zu haben. Apple streitet dies vehement ab und Ende Juni wurde die Sicherheitslücke durch ein iOS-Update geschlossen.

Eigene russische Smartphones sind Mangelware

Machthaber Wladimir Putin strebt schon lange die Fertigung eigener Hightech-Produkte an. Russland ist aber nicht mal ansatzweise in der Lage, technisch zeitgemässe Smartphones zu produzieren. Ein in Russland entwickeltes Gerät verkaufte sich in einem Jahr weniger als 1000-mal. In der Praxis wird eine Abkehr vom iPhone daher wohl vor allem einen Umstieg auf chinesische Modelle bedeuten.

Ob damit tatsächlich ein höheres Mass an Abhörsicherheit gegeben wird, sei dahingestellt. Jedenfalls deutet sich bereits jetzt an, dass die Behörden wieder Schwierigkeiten haben werden, ein iPhone-Verbot durchzusetzen.

Denn für private Zwecke werden viele Offizielle weiterhin das Apple-Smartphone nutzen. «Jeder beschwert sich, dass er jetzt ein weiteres Handy oder Tablet mit sich tragen muss», so ein Mitarbeiter eines russischen Ministeriums zur «Financial Times».