Probleme im ParadiesTouristensteuer auf Bali startet im Februar
dpa/toko
15.10.2023 - 18:51
Mit der «tourism tax» will die Ferieninsel Bali ihre grössten Probleme in Angriff nehmen – vor allem Verkehrschaos und Müllberge. Die Gebühr könnte bei manchen richtig ins Geld gehen.
15.10.2023, 18:51
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Ab dem 14. Februar 2024 erhebt die Ferieninsel eine Touristensteuer. Nach der grossen Leere während der Corona-Pandemie hat der Massentourismus Bali erneut überrollt.
Die «tourism tax» gilt ausnahmslos für jeden, auch für Kinder.
Die Touristensteuer sei dringend nötig, «um die glorreiche balinesische Kultur und Natur zu schützen», betonte Gouverneur Koster.
Bali ist ein Sehnsuchtsziel, nicht nur für Yoga-Fans und Surfer. Aber die «Insel der Götter» macht auch mit endlosen Auto- und Motorradschlangen Schlagzeilen, die sich durch die engen Strassen quälen. Und mit widerlichen Müllbergen, die Strände und Flüsse verschandeln. Nach der grossen Leere während der Corona-Pandemie hat der Massentourismus Bali erneut überrollt. Um diesen künftig besser zu managen und den Schutz der einzigartigen Natur und Kultur zu finanzieren, erhebt die Regierung in Zukunft eine Touristensteuer, die jeder Ausländer bei der Einreise berappen muss. Jetzt gibt es auch ein Datum: Am Valentinstag – dem 14. Februar 2024 – geht es los. Aber die Gebühr sorgt für Diskussionen – und wirft Fragen auf.
150'000 Indonesische Rupien (etwa 9 Franken) werden fällig, zusätzlich zu den 500'000 Rupien (28 Franken) für ein 30-Tage-Visum. Die «tourism tax» gilt ausnahmslos für jeden, auch für Kinder. Wer einen Abstecher auf Nachbarinseln wie die beliebten Gili Islands, Lombok oder Java macht, muss bei der Rückreise nach Bali erneut blechen. Für Kurztrips nach Nusa Penida, Nusa Lembongan oder Nusa Ceningan gilt dies hingegen nicht, da diese drei Inselchen zur Provinz Bali gehören.
Viele haben aber bereits Sorge vor möglichen Endlos-Wartezeiten bei der Einreise am Flughafen Ngurah Rai. Schon für das Visum an den «Immigration»-Schaltern geht in den Spitzenzeiten viel wertvolle Ferienzeit verloren. Nun drohen also zwei Schlangen? Die Verantwortlichen sind sich des Problems durchaus bewusst. «Angesichts der Tatsache, dass täglich mehr als 15 000 Reisende am Airport Bali ankommen können, ist es wichtig, dass der Prozess schnell und effizient abläuft», hiess es vor wenigen Tagen in der Ankündigung.
20 Beamte sollen abbestellt werden, um zu kassieren – auch per Kreditkarte. Nach Angaben des Chefs der örtlichen Tourismusbehörde, Tjok Bagus Pemayun, soll die Abwicklung nicht mehr als 23 Sekunden pro Person betragen. Ob es künftig möglich sein wird, schon im Voraus online zu bezahlen, ist noch nicht geklärt.
Während die Kosten für Alleinreisende durchaus tragbar seien, würden sich viele Familien mit Kindern demnächst vermutlich nach günstigeren Urlaubsgebieten in Südostasien umsehen, heisst es in Kommentaren im Internet. «Einige regelmässige Bali-Besucher erwägen bereits alternative Reiseziele wie Thailand, wo das Visum bei der Ankunft weiterhin kostenlos ist», schrieb das Magazin «Travel Weekly Asia».
Auch auf Indonesienfans, die Bali als Basis nutzen, um von dort den Inselstaat zu erkunden, kommen hohe Kosten zu: Viele reisen etwa über Bali ins Land ein, fahren einige Tage nach Lombok und reisen dann – nach weiteren Zwischenstopps auf Bali – zu den Komododrachen auf den Kleinen Sundainseln, zu den Orang-Utans auf Sumatra und zum Borobodur-Tempel nach Java weiter. Für solches Inselhopping werden nun bei jedem Halt auf Bali 150'000 Rupien fällig.
Den Behörden ist es aber wichtig, den negativen Auswirkungen des Massentourismus künftig besser entgegensteuern zu können – und dafür muss frisches Geld in die Kassen. «Der Tourismus hat natürlich einen positiven Beitrag für Bali selbst und auch für Indonesien auf nationaler Ebene geleistet, aber andererseits hat er auch schwerwiegende negative Folgen», betonte Inselgouverneur Wayan Koster. Das wachsende Verkehrschaos und die mangelnde Abfallentsorgung bereiten das grösste Kopfzerbrechen.
Zwar weckt der Name Bali nach wie vor Visionen von sattgrünen Reisterrassen, malerischen Tempeln und herrlichen Stränden wie Dreamland oder Nusa Dua. Aber allein dorthin zu gelangen, wird immer mehr zur Herausforderung. Schon die Fahrt vom Flughafen in die Urlaubshotspots dauert zu Stosszeiten Stunden. Die in sozialen Netzwerken verbreiteten Bilder von völlig verstopften Strassen wirken eher abtörnend als paradiesisch.
Zur Entschärfung des Chaos könnte der Bau eines unterirdischen Stadtbahnsystems (Light rail transit) beitragen. Investitionsminister Luhut Pandjaitan kündigte vor wenigen Tagen an, dass eine solche Bahn in Zukunft den Flughafen mit Touristenzielen wie Canggu und Seminyak verbinden soll. Nach den Plänen könnte das System schon 2025/2026 aktiv sein. Dann wird es auch höchste Zeit: Schätzungen zufolge wird der Urlauberansturm in den nächsten Jahren noch massiv zunehmen. Die Touristensteuer sei dringend nötig, «um die glorreiche balinesische Kultur und Natur zu schützen», betonte Gouverneur Koster.