Monster im SchrankMonster im Schrank – wie mit Ängsten von Kindern umgehen?
Eva Boller, dpa
7.5.2019
Gerade noch war alles gut, und plötzlich will das Kind nicht mehr schlafen. Es hat Angst vor Monstern unterm Bett oder im Schrank. Soll man nun erklären, dass es die gar nicht gibt? Oder schon mal das «Anti-Monster-Spray» rausholen, das die Ängste gleich mitbekämpft?
Der erste Impuls bei irrationalen Ängsten ist wohl, dem Kind erklären zu wollen, dass es ja gar keinen Grund für diese Angst gibt. Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP) erklärt, dass dies jedoch in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt ist: «Sicherlich ist das der kürzeste und schnellste Weg, sich als Erwachsener dem Thema zu nähern. Aber es kann sein, dass sich das Kind dann nicht ernst genommen fühlt. Ängste vor Monstern sind eben irrational, und irrationale Ängste kann man nicht immer mit rationalen Argumenten überwinden.»
Daher solle man sich lieber auf die magische Gedankenwelt des Kindes einlassen und versuchen, dass das Kind selbst daran beteiligt ist, das Monster zu bekämpfen. Das bedeutet, man solle mit dem Kind gemeinsam überlegen, wie man das Monster am besten besiegen, es vertreiben oder es in ein gutes Monster umwandeln könne.
Die Angst vor Monstern sollte dabei in einen spielerischen Kontext gebracht werden, der besser kontrollierbar und weniger angstbesetzt ist. Man könne dazu zum Beispiel auch ein Schwert aus Pappe bauen oder dem Monster einen Namen geben. Bei Angst vor der Dunkelheit könne ein simples Nachtlicht oft schon helfen.
Die Angst ist reell
Auch Fabienne Becker-Stoll, Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik, ist der Ansicht, dass man die Ängste von Kindern immer ernst nehmen müsse: «Was das Kind als Ursache der Angst benennt, mag für andere nicht nachvollziehbar sein, aber die Angst des Kindes ist reell.» Das Wichtigste sei, dass man Kinder mit ihrer Angst nicht allein lasse.
Das sicherste Mittel, damit Kinder Ängste abbauen könnten, sei die körperliche Nähe und Zuwendung der Eltern. Ganz schwierig sei es für Kinder, wenn sie für ihre Angst beschämt oder gar ausgelacht würden. Daher solle man lieber das Kind auf den Schoss nehmen und wenn es sich beruhigt hat, erkunden, ob das Kind mehr über dieses Monster erzählen kann: «Wie sieht es aus und was macht dir da Angst?» Kinder mit ihren Ängsten ernst nehmen, bedeute, Kinder mit ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen.
Das Beeindruckendste, was Becker-Scholl in diesem Zusammenhang der unbegründeten Kinderangst erlebt hat, war ein Vater, der gemeinsam mit seinem Sohn die Angst vor einem alten schwarzen Schrank im Kinderzimmer bekämpfte: «Der Junge war vielleicht acht Jahre alt. Der Vater hat mit diesem Jungen den Schrank komplett ausgeräumt, ihn auseinandergeschraubt, ihn zerlegt und ihn danach gemeinsam mit dem Jungen wieder aufgebaut. Danach war es vorbei mit der Angst vor dem 'Monster' im Schrank.»
Es könne helfen, wenn die Kinder etwa die Dinge aufmalen, die ihnen Angst einjagen. Abends könne man dann Monsterfallen aufbauen und etwa einen Stapel schwere Bücher auf die Zeichnungen legen und die Monster somit einsperren: «Dadurch konfrontieren sich die Kinder selbst mit ihren Ängsten, indem sie diese malen, sich damit auseinandersetzen, ihnen ein Gesicht geben und sie dann aktiv einsperren.»
In der Regel seien diese Ängste vor Monstern ja nur kurze Phasen im Entwicklungsverlauf, die dann auch wieder vorbeigingen. Bedenklich werde es erst, wenn sich diese Ängste hielten und ausweiteten.
Christiansen berichtet, dass Kinder klassischerweise zunächst Angst vor fremden Menschen und Gegenständen, vor lauten Geräuschen und Höhen hätten. Bis vier Jahre kämen dann Ängste vor Tieren, der Dunkelheit und dem Alleinsein hinzu. Im Vorschulalter seien dann Ängste vor Fantasiegestalten, wie Monstern, Geistern und Hexen verbreitet, genauso wie Ängste vor Gewitter, Trennung und davor, nachts alleine zu sein.
Ab dem Schulalter dominierten Ängste vor der Schule, vor Versagen, vor Bewertungen, Verletzungen, Krankheit, Tod, medizinischen Eingriffen, Katastrophen, Entführungen, Umweltereignissen und Kriegen.
Die Ängste der Eltern sind prägend
Manchmal, so Christiansen, führe jedoch auch das Verhalten und die eigenen Ängste und Phobien der Eltern dazu, dass Kinder Angststörungen durch Modelllernen entwickelten: «Auf dem Spielplatz gibt es häufig Eltern, die unter ihrem Kind mit ausgestreckten Armen stehen und dem Kind damit signalisieren, dass sie ihm nichts zutrauen und dass bestimmt gleich etwas schief geht.»
Alle Experten sind sich jedoch darin einig, dass Ängste an sich ihre Berechtigung haben und sogar notwendig zum Überleben sind. Gerade sehr intelligente Kinder seien häufig vorsichtiger, da sie bereits früh mögliche Gefahren erkennen könnten.
Wenn Ängste jedoch grösser werden, bei den Kindern ein Leidensdruck herrscht und sie durch ihre Ängste im alltäglichen Leben eingeschränkt sind, sollten sich Eltern professionelle Hilfe bei Beratungsstellen und Therapeuten suchen. Denn Angststörungen sind mit bis zu 10 Prozent im Kinder- und Jugendalter die häufigste psychische Belastungsstörung, die jedoch in den meisten Fällen gut und schnell therapierbar ist.
Eine Panikattacke kann völlig unerwartet – quasi aus dem Nichts – und ohne erklärbaren Grund auftreten.
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Innerhalb weniger Minuten erlebt der Betroffene ein intensives Gefühl von Angst bis hin zur Todesangst.
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Treten darüber hinaus mindestens vier der folgenden Symptome auf, spricht vieles dafür, dass es sich beim erlebten Phänomen um eine Panikattacke handelt. Dazu gehören …
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… ein stark wahrnehmbarer Herzschlag, Herzrasen, Atemnot, Gefühlsstörungen, Zittern, Schwindel, Kältegefühl, Hitzewallungen, starkes Schwitzen, ein einengendes, beklemmendes Gefühl im Brustraum sowie diffuse Wahrnehmungsstörungen wie Entfremdung (die ganze Situation erscheint unwirklich).
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Oft wissen die Betroffenen nicht, wie ihnen geschieht: Sie vermuten hinter den als lebensbedrohlich wahrgenommenen Anzeichen einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
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In der Regel besteht kein Grund zur Sorge, dennoch sollte man sich beim Arzt durchchecken lassen, um eine organische Ursache auszuschliessen. Auch bestimmte Medikamente können Panikattacken begünstigen.
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Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Eine Panikattacke verschwindet meist so schnell wieder, wie sie gekommen ist: Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorüber. In seltenen Fällen können die Symptome über mehrere Stunden anhalten.
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Jeder Fünfte wird mindestens einmal im Leben von einem der gefürchteten, anfallartig auftretenden Angstmomente heimgesucht. Dabei wird ein Schutzmechanismus ausgelöst, der auf dem evolutionären Prinzip «Kampf oder Flucht» («fight or flight») beruht.
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Wissenschaftlich konnte noch nicht abschliessend geklärt werden, warum es zu einer Panikattacke kommt. Neben genetischen Faktoren spielt die Dysbalance von Neurotransmittern eine Rolle. Letztere übertragen Reize zwischen zwei (Nerven-)Zellen.
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Wer mehrfach beziehungsweise mindestens eine Attacke im Monat erlebt, sollte sich an die Hausärztin, den Hausarzt oder eine psychiatrische beziehungsweise psychologische Fachperson wenden. Eventuell liegt den unangenehmen Anfällen eine Panikstörung zugrunde. Während einer Therapie lernen Betroffene, sich bewusst ihren Ängsten zu stellen.
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Panikstörungen gehören zu den Angststörungen. Sie sind relativ häufig. Gemäss der Schweizer Behindertenorganisation Pro Infirmis sind etwa 800'000 Menschen in der Schweiz von einer Angststörung betroffen.
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