Ganz Frankreich jagt «Die Fliege» Das ist über den befreiten Schwerverbrecher bekannt

Dominik Müller

15.5.2024

Mohamed Amra, genannt «Die Fliege», ist am Dienstag bei einer mörderischen Befreiungsaktion aus einem Gefangenentransporter entkommen.
Mohamed Amra, genannt «Die Fliege», ist am Dienstag bei einer mörderischen Befreiungsaktion aus einem Gefangenentransporter entkommen.
X/Visegrád 24

Mohamed Amra ist gestern in der Normandie gewaltsam aus einem Gefangenentransporter befreit worden. Zwei Beamte wurden getötet, drei weitere schwer verletzt. Das ist über «Die Fliege» bekannt.

Dominik Müller

15.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • An einer Mautstelle im Norden Frankreichs ist am Dienstag der Häftling Mohamed Amra aus einem Gefangenentransporter von bewaffneten Unbekannten befreit worden.
  • Dabei wurden zwei Vollzugsbeamte getötet, drei weitere schwer verletzt.
  • Der als «Die Fliege» bekannte Amra ist seither auf der Flucht.
  • Er soll bei einer Entführung mit Todesfolge in Marseille beteiligt gewesen sein.

Hunderte von Polizisten jagen seit gestern Mohamed Amra, den Häftling, der in der Normandie aus einem Gefangenentransport entkommen ist. Zwei Vollzugsbeamte kamen bei der von bewaffneten, maskierten Männern durchgeführten Befreiungsaktion ums Leben, drei weitere wurden schwer verletzt. Von den Angreifern und Amra fehlt seither jede Spur.

«Es wird alles getan, um die Täter zu finden», sagt Präsident Emmanuel Macron. Wer ist der Mann, dessen Flucht Frankreich schockiert?

Der als «La Mouche» («Die Fliege») bekannte Mohamed Amra war am Dienstag auf dem Weg vom Gericht in ein Gefängnis in der Stadt Rouen bei Paris. An einer Mautstelle rammte ein Auto den Transporter und bewaffnete Männer eröffneten das Feuer.

Nach Angaben der französischen Justiz war der 30-Jährige am 10. Mai wegen Einbruchs verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft in Marseille hat ihn zudem wegen einer Entführung mit Todesfolge angeklagt.

Fluchtversuch vor einer Woche

Anders als in einigen Medienberichten geschrieben sei Amra «kein streng bewachter Häftling», wird Staatsanwältin Laura Beccuau von der «BBC» zitiert. Berichten zufolge war für seinen Transport jedoch eine «Stufe-3-Eskorte» erforderlich: Ihn mussten fünf Gefängnisbeamte begleiten.

Gemäss seinem Anwalt hat «Die Fliege» bereits am Wochenende einen Fluchtversuch unternommen, indem er die Gitterstäbe seiner Zelle zersägte. Er sei schockiert über die «unentschuldbare» und «wahnsinnige» Gewalt, so der Anwalt. Sein Assistent habe sich noch am Dienstagmorgen mit Amra getroffen und dieser hätte völlig normal gewirkt.

Auch Amras Mutter wusste nichts von einer Befreiungsaktion: «Er ist mein Sohn, aber er redet mit mir über gar nichts», sagte sie zum französischen Privatsender «RTL». Sie sei zusammengebrochen, als sie von der Meldung erfuhr. Sie beschrieb auch das Leben ihres Sohnes im Gefängnis: Er sei «links und rechts herumgeschleppt» worden, die Justiz hätte ihn in Isolation gesteckt, anstatt ihn ein für alle Mal zu verurteilen.

Dem Fernsehsender «BFMTV» zufolge umfasst Amras Akte 13 Vorstrafen, mehrheitlich wegen geringfügiger Vergehen, darunter Fahren ohne Führerschein, Diebstahl und Nichtanhalten für die Polizei. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn aber auch, in den Tod eines Mannes, der zuvor in Marseille im Zusammenhang mit Drogenhandel entführt wurde, verwickelt zu sein.

Verstrickung in Drogenmord

Die Befreiungsaktion fand am selben Tag statt, an dem der französische Senat einen Bericht veröffentlichte, in dem davor gewarnt wird, dass Frankreich von der Drogenkriminalität «überflutet» wird.

Der Bericht stellt eine «Explosion von Angebot und Nachfrage» im illegalen Drogenhandel fest und warnt: «Kein Teil des nationalen Territoriums und keine soziale Schicht ist der Drogenkriminalität entzogen […], der Drogenhandel dringt überall ein, was zu einer Verschärfung der Gewalt führt.»

Gestern sagte Nicolas Bessone, Staatsanwalt der Region Marseille, dem Fernsehsender «France 2», dass die Drogenbanden so reich und mächtig geworden seien, dass sie erfolgreich die Justiz in Marseille infiltrierten und Beamte korrumpierten.

Im vergangenen Jahr wurden in Marseille rund 50 Menschen bei Schiessereien im Zusammenhang mit Drogen getötet.

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