Erklärungsnot am Berner Inselspital So undurchsichtig versickern die öffentlichen Forschungsgelder

Philipp Fischer

1.5.2024

Die Forschungsarbeiten am Berner Inselspital werden jährlich mit rund 100 Millionen Franken Steuergelder subventioniert.
Die Forschungsarbeiten am Berner Inselspital werden jährlich mit rund 100 Millionen Franken Steuergelder subventioniert.
Symbolbild: Keystone

Jährlich finanziert der Kanton Bern die Forschungsarbeit am Berner Universitätsspital Insel mit gut 100 Millionen Franken. Forschende beklagen jedoch Missstände bei der Verwendung der Mittel – es wird bezweifelt, ob das Geld ausschliesslich für die Forschung verwendet wird.

Philipp Fischer

1.5.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Forschende am Berner Universitätsspital Insel kritisieren die Verwendung und den Umgang mit öffentlichen Geldern.
  • Es wird vermutet, dass das Inselspital finanzielle Defizite mit Forschungsgeldern gestopft hat. 
  • Gleichzeitig beklagen die Forschenden die stark gestiegenen Kosten für die Infrastruktur der Universität.

Staatliche Unterstützung für Forschungsarbeiten zur Wissenschaftsexzellenz, Wettbewerbsfähigkeit und die globale Herausforderungen bleiben im internationalen Wettbewerb unerlässlich. Am Inselspital in Bern mehren sich jedoch die Stimmen, dass die Finanzmittel gar nicht vollumfänglich in die Forschung fliessen würden. Vielmehr würden mit den öffentlichen Geldern auch Finanzlöcher an anderen Stellen gestopft werden. 2023 verzeichnete die Einrichtung ein Minus von 113 Millionen Franken.

Gegenüber dem «SRF» erheben mehrere Personen aus dem Umfeld des Spitals massive Vorwürfe gegen die Insel-Führung. So seien aus den Kantonsbeiträgen nicht nur die einzelnen Forschungsgebiete und die Gehälter der Forschenden finanziert worden. Forschende müssten mit den bewilligten Geldern inzwischen auch die Infrastruktur der Universität mitfinanzieren.

Massiver Anstieg der Kosten

So berichten Betroffene, dass die Kosten für Miete, IT und Strom in den vergangenen Jahren massiv angestiegen seien. Teilweise hätten sich die Ausgaben in den einzelnen Bereichen um bis zu einem Drittel erhöht. Inzwischen seinen Mieten für Forschungsräume von über 2000 Franken pro Jahr und Quadratmeter fällig. Im Vergleich zu anderen Forschungsstandorten sei das eine völlig überhöhte Kostenexplosion.

Personen aus dem Insel-Umfeld beanstanden zudem die geringe Transparenz bei der Vergabe von Forschungsgeldern und akademischen Titeln. Auch das fehlende Mitspracherecht bei der Vergabe von Fördermitteln wird angeprangert.

Insel-Gruppe äussert sich schriftlich

Die Universität Bern wehrt sich gegen die Vorwürfe: Sie versichert, dass die Transparenz gewährleistet sei. Dass Forschende an einer Universität Miete für Forschungsräume bezahlen müssen, wird dagegen als «Anomalie» bezeichnet, die nicht geschehen dürfe. Diverse akademische Organisationen, welche sich um Forschungsrichtlinien und ethische Fragen kümmern, wollen die Vorwürfe auf «SRF»-Anfrage nicht kommentieren.

In einer schriftlichen Stellungnahme versichert die Insel-Gruppe, dass sie nur die Selbstkosten abrechnen würden. Gleichzeitig bestätigt das Management, dass die Kosten überproportional zur allgemeinen Teuerung gestiegen seien. Zur Kostendeckung würde das Universitätsspital mehr Geld vom Kanton für die Forschung beantragen.