Thabo Sefolosha wird am 28. Juni 2006 als erster Schweizer für die NBA gedraftet. 14 Jahre später spielt der in Vevey und Montreux aufgewachsene, knapp zwei Meter grosse Guard immer noch in der NBA.
Bei den Houston Rockets und den Phoenix Suns habe es ihm am besten gefallen, so sagte es Thabo Sefolosha nach seinem gut dreiwöchigen Roundtrip durch die USA. Gleich bei elf der 30 NBA-Klubs hatte sich der Schweizer in Probetrainings vorstellen dürfen. Doch gedraftet werden sollte der 22-jährige Aufbau- und Flügelspieler nicht von den Rockets oder den Suns. Auch nicht von den Golden State Warriors, den Indiana Pacers oder den Orlando Magic, die ihn ebenfalls begutachtet hatten.
Gedraftet sah sich Sefolosha am 28. Juni 2006 in New York, wo die Gala im grossen Konzertsaal des Madison Square Garden stattfand, an 13. Stelle der ersten Runde vielmehr von den Philadelphia 76ers. Sefolosha sagte später, dass er doch etwas überrascht gewesen sei über den Zeitpunkt, an welchem er gezogen worden sei. Zunächst habe er gar gedacht, dass da jemandem ein «Fehler» unterlaufen sei. Schliesslich hatte er zu den 76ers vor dem Draft keinerlei Kontakt gehabt.
Schneller Tausch nach dem Draft
Seine Verwirrung löste sich jedoch nur wenige Minuten später auf, als er von Philadelphia umgehend nach Chicago transferiert wurde. Von den Bulls war er im Vorfeld auch zum Probetraining aufgeboten worden. Im Gegenzug für Sefolosha schickte die Franchise aus Illinois nun den Amerikaner Rodney Carney – plus eine Million Dollar und einen Zweitrunden-Pick fürs folgende Jahr – zu den 76ers. Beim obligaten TV-Interview nach erfolgtem Draft überlegte Sefolosha allerdings immer noch, welche Mütze er tragen sollte. Diejenige mit dem Logo der 76ers – oder nicht doch diejenige der Bulls?
Als «aufregend» betitelte es Sefolosha, als er hörte, «dass ich nach Chicago weitergereicht werde». Schliesslich hatte er als Jugendlicher alle Poster von den Bulls und deren Superstar Michael Jordan gesammelt. Dieser war in den Neunzigerjahren zusammen mit Scottie Pippen und Erfolgstrainer Phil Jackson nicht weniger als sechsmal NBA-Champion geworden. Nun ging für den sprunggewaltigen, athletischen und schnellen Schweizer, der bei seinem neuen Arbeitgeber einen Zweijahresvertrag über 3,6 Millionen Dollar unterschrieb, «ein Traum in Erfüllung. Es ist eine Ehre, ausgewählt worden zu sein.»
Umweg über Italien
Schon 2005 war Sefolosha, damals noch in der französischen Profiliga bei Châlon-sur-Saône unter Vertrag, wo er anfänglich pro Monat 3000 Euro Lohn erhielt, für den NBA-Draft angemeldet gewesen. Doch zum letztmöglichen Zeitpunkt liess er sich von der Kandidatenliste streichen. Als zu gering hatte der überaus talentierte Spieler aus der Schweiz, von wo noch nie ein Basketballer den Sprung in die stärkste Liga der Welt geschafft hatte, seine Chancen auf eine Berücksichtigung in der ersten Draft-Runde erachtet. Stattdessen wechselte der Sohn einer Künstlerin und eines Berufsmusikers in die italienische Serie A zu Biella, wo er sich zusätzliche spielerische Reife erwarb.
Eineinhalb Jahrzehnte danach ist Sefolosha, der bis Mitte Februar 2009 ein Bulle blieb, weiterhin in der NBA engagiert. 2012 stand er mit den Oklahoma City Thunder im Playoff-Final. Allerdings ging dieser gegen die Miami Heat und deren Starspieler LeBron James deutlich verloren. Auch das Trikot der Atlanta Hawks (2014 bis 2017) und der Utah Jazz (2017 bis 2019) trug der ausgewiesene Defensivspezialist von der Waadtländer Riviera schon.
Seit letztem Sommer steht er bei den Houston Rockets unter Vertrag, wo er auch auf seinen Landsmann Clint Capela traf, bis dieser im Februar zu Atlanta transferiert wurde. Für den Genfer Center, der 2014 als bislang einziger Schweizer neben Sefolosha gedraftet wurde, ist die Saison beendet. Für die Rockets und Sefolosha jedoch soll es nach über viermonatiger Coronavirus-Pause ab dem 30. Juli weitergehen. Auf diesen Termin plant die NBA den Neustart.