Kommentar Wenn die Besten die Verlierer sind – Langlauf-WM endet mit einer Farce

Von Jan Arnet

8.3.2021

Mit einem dramatischen Finish und einem umstrittenen Entscheid geht die Langlauf-WM in Oberstdorf zu Ende. Johannes Hösflot Klaebo und Alexander Bolschunow kämpfen um Gold, am Ende gehen aber beide leer aus. Es ist eine Niederlage für die besten Läufer und den Sport an sich.

Von Jan Arnet

«Es fühlt sich wie der schlimmste Tag in meiner Karriere an», schreibt der untröstliche Johannes Hösflot Klaebo am Sonntagabend bei Instagram. Der Norweger hatte die Ziellinie beim Rennen über 50 km in klassischer Technik als Erster überquert, wurde danach aber disqualifiziert, weil er seinem Kontrahenten Alexander Bolschunow die Vorfahrt genommen haben soll. 

Beim Zweikampf brach der Stock des Russen, der damit keine Chance mehr auf Gold hatte und im Sprint dann noch hinter Emil Iversen zurückfiel. Doch hätte Bolschunow überhaupt die Chance gehabt, mit Klaebo mitzuhalten? Auf der Zielgeraden zündete der Norweger noch einmal ein Feuerwerk und war drauf und dran, Bolschunow zu überholen. Schliesslich machte der Russe die rechte Lücke zu und provozierte so erst die Berührung mit Klaebo.

Dem vermeintlichen Sieger blieb also gar nichts anderes übrig, als entgegenzuhalten, sonst wäre er von der Strecke abgekommen. Klar scheint nach Ansicht der TV-Bilder, dass Klaebo das Sprintduell gegen Bolschunow auch gewonnen hätte, wäre alles «normal» gelaufen. Alles in allem war es ein harter, aber fairer Zweikampf, der von Klaebo gewonnen wurde.

Klaebo: «Muss aufpassen, was ich sage»

Die Rennleiter sahen es anders, entschieden sich rund eine Stunde nach dem Rennen dazu, Klaebo zu disqualifizieren. Damit verkommt das WM-Rennen zur Farce. Denn am Ende erbte Emil Iversen die Goldmedaille, konnte sich darüber aber nur halbwegs freuen. Weil er wusste, dass sein norwegischer Landsmann und Bolschunow Gold viel mehr verdient hätten als er.

Die Jury hätte Fingerspitzengefühl beweisen und dem verdienten Sieger Klaebo die Goldmedaille zugestehen können. Oder sonst Bolschunow zum Sieger erklären, dann hätte sich Klaebo wenigstens noch über eine WM-Medaille freuen können. So gibt es am Ende nur Verlierer. Die beiden stärksten Athleten und der Sport an sich. Gold in der Königsdisziplin am grünen Tisch zu vergeben – das wünscht sich keiner. 



Klaebo macht schliesslich keinen Hehl daraus, dass er den Entscheid der Jury höchst fragwürdig findet. «Jeder kann sehen, was passiert ist und für sich selbst entscheiden. Ich muss ehrlich sein, es gibt eine Menge Frustration und Ärger über das Rennen heute», schreibt er bei Instagram. 

Die Enttäuschung sei riesengross, nachdem er sich lange auf das Rennen vorbereitet hatte und wusste, dass er gewinnen könne. «Ich werde mich hüten zu sagen, was ich im Moment im Kopf habe», so Klaebo. «Aber dennoch bin ich sehr enttäuscht von der Art und Weise, wie die FIS die Situation gehandhabt hat und von der endgültigen Entscheidung der Jury.»