Spezielles Rennen Hürdenläufer wird vor Finale attackiert – und läuft mit Augenverletzung zum Sieg

SB10

27.6.2022

Wie ein Pirat: Wilfried Happio bei seinem Finallauf.
Wie ein Pirat: Wilfried Happio bei seinem Finallauf.
Bild: Getty

Bei den französischen Leichtathletik-Meisterschaften kam es zum Eklat: Der Hürdenläufer Wilfried Happio wurde kurz vor seinem Rennen von einem Unbekannten attackiert und im Gesicht verletzt. Davon liess er sich aber nicht beirren. 

SB10

27.6.2022

Der 23-Jährige wurde am Samstag beim Aufwärmen für das Finale über 400 Meter Hürden angegriffen. Der Täter hatte dabei gemäss «L'Équipe» ein Bändchen der Organisation an, mit welchem er offiziell Zutritt zur Anlage in Caen hatte. Happios Trainer Olivier Vallaeys sowie weitere anwesende Leute konnten den Angreifer schliesslich bändigen, ehe die Polizei kam, um den Täter abzuführen. 

«Ein Typ kam aus dem Nichts und fragte ihn, ob er Wilfried Happio sei, und stürzte sich dann auf ihn. Ich konnte ihn zurückhalten. Es war zwanzig Minuten vor dem Rennen, wir waren bereit, ins Melde-Büro zu gehen», so Vallaeys gegenüber der Nachrichtenagentur «AFP» (via france24).

Der Schock bei Happio sass nach der Attacke tief, der am Boden liegend minutenlang vom Sanitätsdienst gepflegt werden musste. Kein Wunder, wollte er zunächst gar nicht zum Rennen antreten. Doch nach intensiven Gesprächen mit seinem Staff trat Happio schliesslich mit einer Augenbinde über dem linken Auge – fixiert mit einem Stirnband – und Watte in der Nase zum Start seines Rennens an.

Wenige Momente später überquerte er die Ziellinie in 48 Sekunden und 57 Hundertsteln. Nach dem Zieleinlauf folgte noch ein lauter Schrei. Einerseits war dies eine neue persönliche Bestleistung, andererseits knackte er damit sogar die Norm für die Mitte Juli beginnende Weltmeisterschaft in den USA.

Täter ist identifiziert

In der Mixed-Zone wollte der Athlet nicht näher auf den Vorfall eingehen. «Das Rennen war komplizierter als sonst, weil ich nur ein Auge hatte», hielt er fest. Nach dem unschönen Zwischenfall begab sich Happio für weitere Untersuchungen in ein Spital. Wie später bekannt wurde, erlitt er neben einem blauen Auge leichte Knochenbrüche im Gesicht, bleibende Schäden seien aber nicht zu erwarten. 

Laut «L'Équipe» und «RMC Sport» soll es sich bei dem Angreifer um den Bruder eines Trainingskollegen von Happio handeln. Die Athleten würden beide im Institut National du Sport in Paris trainieren. Der französische Leichtathletik-Verband FFA liess mitteilen, die Person sei identifiziert, ohne nähere Angaben zu machen.