Leichtathletik-WM Hitze-Drama bei der WM in Katar – und kaum einer schaut zu

DPA

29.9.2019

Kein Bild mit Seltenheitswert: Ein Geher verliert den Kampf gegen die Hitze.
Kein Bild mit Seltenheitswert: Ein Geher verliert den Kampf gegen die Hitze.
Bild: Keystone

Die WM im Wüstenstaat Katar führt die Leichathleten an die Grenze der Leistungsfähigkeit. Geher und Marathonläufer wähnen sich auch bei den Mitternachts-Rennen «in der Tiefe der Hölle». An der Strecke und im abgekühlten, halbleeren Khalifa-Stadion schauen nur wenige dabei zu.

Die Bilder von taumelnden, kollabierten und in Rollstühlen abtransportierten Leichtathleten bei der WM in Doha gehen um die Welt. Die extreme Hitze und subtropische Schwüle ist für die Sportler eine Qual - doch in Katars Hauptstadt schaut kaum einer zu. Beim Frauen-Marathon und dem 50-Kilometer-Gehen der Männer säumten zu mitternächtlicher Schlafenszeit nur hunderte statt tausende Zuschauer die Strecke. Die absehbaren Torturen im sportlichen Grenzbereich und das minimale Interesse an der WM ist den Scheichs offenbar egal.

Auch ins gekühlte, komfortable Khalifa-Stadion sind keine Massen zu locken. Die Hälfte der 40'000 Zuschauer fassenden Arena ist ohnehin abgedeckt worden – und die verbliebenen Sitzplätze sind auch beim 100-Meter-Finale der Männer nicht mal zu 50 Prozent belegt gewesen. «Es macht nichts, ob hundert oder hunderttausend zuschauen», meint US-Sprinter und der WM-Zweite Justin Gatlin. «Wir wollen mit Stolz Leistung bringen und wir sind sicher, dies getan zu haben.»

Bald auch Olympische Spiele in Katar?

Eine Diskussion über Sinn oder Unsinn, die WM in den Wüstenstaat Katar zu vergeben, hält IOC-Präsident Thomas Bach «für müssig». Vielmehr hoffte er, dass der Weltverband IAAF «die richtigen Massnahmen» treffe, um das «für die Athleten dann Erträgliche zu machen», sagts der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. Katar gilt als Olympia-Bewerber in spé.

Beim Frauen-Marathon hatte die an Hitze gewöhnte Rose Chelimo aus Bahrain, die WM-Silber gewann, «gebetet, dass ich das Rennen beenden kann». Die Deutsch-Palästinenserin Mayada Al Sayad quälte sich als Vorletzte ins Ziel und klagte: «Es war schrecklich. Mein Herz hat gerast, ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt.» Als «beängstigend, einschüchternd und entmutigend» empfand den zermürbend langen Kampf die WM-Neunte aus Kanada, Lyndsay Tessier, und war dankbar, «auf den Beinen ins Ziel gekommen» zu sein.

Im «grössten Kühlschrank der Welt», dem Khalifa-Stadion, fanden die Athleten auch nicht alles cool. «Als ich ins Stadioninnere kam, habe ich erst gefroren. Nach 25 Minuten musste ich die Jacke ausziehen, so warm wurde es», berichtete der deutsche Diskus-Meister Martin Wierig über das An- und Abschalten des kühlenden Gebläses. Für Sprinterin Gina Lückenkemper war der Weg vom Aufwärmplatz bis auf die Bahn ein Gang «durch verschiedene Klimazonen».

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