Tiger Woods und Co. sammeln an einer Charity-Veranstaltung nicht nur Geld für die Corona-Krise, sondern testen auch gleich, ob Geisterspiele im Golf attraktiv sind. Welche US-Sportarten sind derzeit bereit für einen Re-Start?
In den Vereinigten Staaten von Amerika wird derzeit fleissig getüftelt, wie und in welchen Sportarten man den Live-Sport zumindest zurück auf die Bildschirme holen kann. Einen ersten Aufschluss diesbezüglich soll der amerikanische Golf-Sport liefern, wo die TV-Gelder beispielsweise mehr einbringen als die Einnahmen durch Eintritte. Deshalb wurde ein Geister-Charity-Event auf seine TV-Tauglichkeit geprüft.
Bereits vor einer Woche haben Golfer, wie unter anderen Rory McIlroy, fünf Millionen Dollar für die Corona-Krise gesammelt. Nun waren Tiger Woods, Phil Mickelson, Peyton Manning und Tom Brady dran. Zwei berühmte Golf-Profis, zwei berühmte Footballer. Ein ungewohnter Mix für ein Benefiz-Spiel, das weitere 20 Millionen Dollar in den Hilffonds spülte und den Golf-Fans ihren Lieblingssport wieder näher gebracht hat.
Ohne Zuschauer waren am letzten Wochenende im Fernsehen auch die Trash-Talks zwischen den leger gekleideten Golfern zu hören. Wegen seines misslungenen Starts und den plötzlich gerissenen Hosen kriegt vor allem Footballer Brady sein Fett weg. «Zu sagen, die Veranstaltung habe nicht enttäuscht, wäre ein Understatement», schreibt die «New York Times» nach dem gelungenen TV-Test.
Die amerikanische PGA Tour könnte die erste Profiorganisation sein, die ihren Turnierbetrieb wieder aufnimmt. Das erste Turnier ist vom 18. bis 21. Juni in Forth Worth, Texas geplant. Eine grosse Herausforderung sehen die Verantwortlichen noch bei der Einreise ausländischer Spieler. Eine 14-tägige Quarantäne würde ihnen zurzeit noch bevorstehen. Für Tommy Fleetwood beispielsweise ist «das keine Option», wie der 29-jährige Engländer dem «Guardian» verrät.
NHL-Playoffs machen Schweizer Duelle möglich
In der NHL hat die Spielergewerkschaft NHLPA einer Modusanpassung für den Rest der Saison zugestimmt. Diese Änderung beinhaltet, dass bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs die Regular Season für beendet erklärt wird und 24 statt 16 Teams gleich die entscheidende Meisterschaftsphase bestreiten werden.
Jeweils die besten vier Teams der beiden Conferencen, aufgrund der unterschiedlichen Anzahl Partien anhand eines Punktequotienten bestimmt, würden in der ersten Playoff-Runde ein Freilos geniessen. Die übrigen acht Achtelfinalisten sollen in Best-of-5-Serien ermittelt werden. Danach würden die Playoffs wieder wie üblich im Best-of-7-Format weitergeführt werden.
Mit 24 der 31 Klubs würden so viele wie noch nie die Chance erhalten, die begehrte Stanley-Cup-Trophäe zu gewinnen. Aus Schweizer Sicht ist dieser Modus ebenfalls äusserst interessant. Elf Schweizer Söldner würden es so in die Playoffs schaffen, wobei es gleich in der ersten Runde zu zwei packenden Schweizer Duellen kommen könnte.
Denis Malgin würde mit Toronto auf Dean Kukan und Calvin Thürkauf von den Columbus Blue Jackets treffen. Da die AHL abgebrochen wurde, könnte Sven Bärtschi bei den Vancouver Canucks zum Einsatz kommen. Ist dies der Fall, käme es gegen Minnesota mit Kevin Fiala zu einer weiteren «Schweizer» Serie. Die weiteren NHL-Schweizer in den Playoffs wären: Roman Josi, Yannick Weber (beide Nashville Predators), Jonas Siegenthaler (Washington Capitals), Luca Sbisa (Winnipeg Jets), Nino Niederreiter (Carolina Hurricanes) und Gaëtan Haas (Edmonton Oilers).
Für die drei New-Jersey-Spieler Mirco Müller, Gilles Senn und Nico Hischier sowie Timo Meier aus San Jose würde eine Fortsetzung der NHL trotzdem das Saison-Aus bedeuten.
Die Spielergewerkschaft hat erst über den möglichen Modus abgestimmt. Weiter muss geklärt werden, ob auch alle Hygienevorschriften umsetzbar sind. Wann die Playoffs starten, bleibt deswegen weiterhin offen. Diskutiert wird auch über einen Austragungsort für sämtliche Playoff-Partien.
NBA diskutiert und holt Feedback bei Spielern ein
Zurzeit wird in der NBA noch über potenzielle Formate des Re-Starts und über den Ort diskutiert. Laut der ESPN-Show «Get Up» gebe es gute Chancen, dass die NBA wie die NHL die reguläre Saison beenden und gleich mit den Playoffs beginnen würde. Die Spielergewerkschaft NBPA hält die Spieler auf dem Laufenden und holt bei den Basketballern regelmässig Feedback ein. Als Austragungsort könnte das Disney World in Orlando dienen. Erste Entscheidungen erwartet man bereits Ende Woche.
NFL-Draft im Internet
Der Spielbetrieb der Football-Liga, mit Abstand die lukrativste Sportliga der Welt, ist bis jetzt nicht tangiert. Die Anlagen sind aber geschlossen und der Draft wurde im Internet durchgeführt. Die Hoffnung auf einen Start mit Zuschauern im September lebt, steht aber auf wackligen Füssen. Troy Vincent, der «Executive Vice President of Football Operations» der NFL, sagte zu den Absichten: «Wir planen solange mit vollen Stadien, bis uns die Mediziner etwas Gegenteiliges sagen.»
MLB Anfang Juli?
Die Baseball-Saison, die nicht mal wegen der Weltkriege unterbrochen wurde, konnte im März nicht wie gewünscht starten. Neu ist geplant, Anfang Juli ohne Zuschauer anzufangen – dort wo dies erlaubt ist in den Heimstadien, für die anderen an einem neutralen Ort. Die Saison soll auf 82 Runden praktisch halbiert werden.
Ohnehin schauen die Amerikaner zurzeit nach Südkorea. Denn in der KBO wird seit dem 5. Mai wieder Baseball ohne Zuschauer gespielt. ESPN hat sich deswegen die Rechte der koreanischen Liga geschnappt und streamt diese nach Amerika.