Nähe, Menschenmassen und viel Alkohol: Die Darts-WM steht für alles, was in Zeiten der Pandemie verboten ist. Doch in London dürfen Fans in den «Ally Pally» – und dort kräftig trinken.
Bunte Kostümierungen, Gesänge in Dauerschleife und festliche Stimmung haben der Darts-WM den Ruf einer mitreissenden Mischung aus Sport und Unterhaltung eingebracht. Natürlich fällt die gewohnt wilde Party in Zeiten von Corona aus. Aber: Während die zweite Welle der Pandemie hierzulande wieder härtere Massnahmen zur Folge hat, dürfen im Norden Londons ab Dienstag zu jeder der 28 Sessions bis zu 1000 Fans in den Alexandra Palace – und dabei ohne Limit Alkohol trinken, wie sie es aus besseren Zeiten gewohnt sind.
Dass die Zuschauer ihr Bier zumindest am eigenen Platz gemütlich geniessen dürfen, wird aber nicht über die Ausnahmesituation hinwegtäuschen. Um Reiseverkehr zu verhindern, dürfen ausschliesslich Briten das vorweihnachtliche Ambiente im «Ally Pally» live erleben. Während Kostüme und Gesänge verboten sind, werden Weihnachtspullis empfohlen und Masken abseits des eigenen Tischs vorgeschrieben. Auch mit 1000 Menschen im engen Saal werden es deutlich leisere Nächte, als es alle Beteiligten aus den vergangenen Ekstase-Jahren gewohnt waren.
Für den Weltverband PDC ist die Teilzulassung nach monatelangen Geisterspielen eine grosse Erleichterung – auch finanziell. Dass immerhin ein Drittel der üblichen gut 3000 Zuschauer in den geschlossenen Raum dürfen, werden PDC-Boss Barry Hearn und seine Crew in diesen Zeiten als grossen Erfolg werten. Gewinner der Situation dürften die TV-Sender sein. Sport1 und DAZN übertragen bis zum Final am 3. Januar weit über 100 Stunden. Mit Ausnahme von Weihnachten und Silvester werden täglich stundenlang Pfeile geworfen.
Und die Profis? Die treten beim wichtigsten Turnier des Jahres ausnahmslos an. Schottlands Weltmeister Peter Wright ist in Zeiten der Pandemie aufs Auto umgestiegen. Der frühere BDO-Champion Glen Durrant infizierte sich selbst und gewann danach kein Spiel mehr. Routinier Gary Anderson befindet sich derzeit noch in Isolation, weil er Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatte. Damit auch der schottische Ex-Titelträger nach seiner Quarantäne dabei sein kann, hat die PDC sein Spiel extra vom 20. auf den 23. Dezember verschoben.
Als Favoriten gelten neben Wright der niederländische Weltranglisten-Erste Michael van Gerwen und der frühere Rugby-Profi Gerwyn Price aus Wales. Wright und Price könnten dafür sorgen, dass «Mighty Mike» Van Gerwen erstmals seit sieben Jahren seinen Spitzenplatz in der Weltrangliste verliert.