Zweikampf um Gesamtsieg Das Duell der Giganten geht in die dritte Tour-Woche

sda

18.7.2023 - 04:30

Patt an der Spitze nach zwei Wochen Tour de France: Vorjahressieger Jonas Vingegaard (links) und Herausforderer Tadej Pogacar liegen vor der Schlusswoche praktisch gleichauf.
Patt an der Spitze nach zwei Wochen Tour de France: Vorjahressieger Jonas Vingegaard (links) und Herausforderer Tadej Pogacar liegen vor der Schlusswoche praktisch gleichauf.
Bild: Keystone

Der spektakuläre Zweikampf zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar an der Tour de France begeistert. Die Differenz vor der Schlusswoche ist hauchdünn, und keiner scheint stärker als der andere.

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Nach zwei intensiven Alpen-Etappen am Wochenende gönnte sich das Peloton zu Beginn der dritten Tour-Woche nochmals einen Tag Pause. Jonas Vingegaard genoss die Auszeit mit den beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben. Der Vorjahressieger aus Dänemark verbrachte ein paar ruhige Stunden mit Frau Trine und Tochter Frida. Die beiden hatten bereits am ersten Ruhetag beim Träger des Maillot jaune für etwas Ablenkung gesorgt.

Eine Woche später präsentiert sich die Situation an der Spitze des Gesamtklassements praktisch identisch. Tadej Pogacar sitzt Vingegaard weiter dicht im Nacken. Es ist vom Grand Départ an das erwartete Duell der beiden grossen Tour-Favoriten, die sich bislang nichts schenkten. Der Leistungsunterschied zwischen den beiden Überfliegern ist marginal; in der Tendenz ist er in der zweiten Tour-Woche eher noch kleiner geworden. Nur zehn Sekunden liegen der Däne und der zweimalige Tour-Champion aus Slowenien im Gesamtklassement vor der Schlusswoche auseinander.

Längst ist die Rede davon, dass die bisher knappste Entscheidung in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt unterboten werden könnte: 1989 trennten den Sieger Greg LeMond nach 21 Renntagen lediglich acht Sekunden vom zweitplatzierten Laurent Fignon. Das Duell zwischen dem Amerikaner und dem Franzosen war eines der denkwürdigsten der letzten Jahrzehnte im Radsport.

Keine Verschnaufpause für «Vingecar»

Für Vingegaard und Pogacar geht die Hatz nach den Sekunden auf Frankreichs Strassen am Dienstag mit dem einzigen Einzelzeitfahren dieser Tour weiter. Die Prüfung im Kampf gegen die Uhr mit Start in Passy und Ziel in Combloux führt wiederum durch die Alpen und ist 22,4 km lang. Nach den welligen ersten zwei Dritteln geht es auf den letzten 6 km mit Blick auf den Mont Blanc fast nur noch bergauf. Schwer zu sagen, wer von den beiden Tour-Dominatoren hier im Vorteil sein wird.



«Ich kenne das Zeitfahren gut, es ist ein schöner Kurs und er sollte mir liegen», blickte Pogacar voraus. Auch bei Vingegaard ist die Zuversicht da. «Die Strecke ist sehr kurz, aber ich mag kurze Zeitfahren wie dieses, es ist oft schwierig, seinen Rhythmus zu finden, und ich mag es, wenn es viele Rhythmuswechsel gibt», so der Captain von Jumbo-Visma, der gute Erinnerungen an das letzte Zeitfahr-Duell vor einem Jahr in Rocamadour hat. Damals machte er mit dem 2. Platz hinter seinem Teamkollegen Wout van Aert seinen Gesamtsieg klar. Die Differenz zu Pogacar auf den 40,7 km betrug allerdings nur acht Sekunden.

Die «Bestie der Alpen»

So gering die Abstände, so dünn wird am Mittwoch die Luft mit der Königsetappe nach Courchevel und der Fahrt über den Col de la Loze, mit 2304 Meter über Meer das Dach der diesjährigen Ausgabe. Der Anstieg, auch bekannt als die «Bestie der Alpen», ist 21 km lang und insbesondere im oberen Teil extrem steil. Pogacar sprach ehrfürchtig von «einem der härtesten Anstiege der Welt».

Die eher flachen Etappen 18 und 19, konzipiert für Sprinter oder Ausreisser, bieten nochmals eine Gelegenheit für eine kleine Verschnaufpause. Vor dem Schaulaufen auf den Pariser Champs-Elysées steht am Samstag in den Vogesen mit der letzten Bergetappe das Finale im Kampf um den Gesamtsieg an. Gut möglich, dass das Duell zwischen Vingegaard und Pogacar erst dort entschieden wird – in einen offenen Schlagabtausch um Sekunden.