Kommentar Darum sollten wir die Tour de France boykottieren

Von Patrick Lämmle

20.7.2019

Die Tour de France ist für Radprofis das Highlight der Saison. Doch kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein schwerer Sturz das sportliche Geschehen überschattet. Die Organisatoren wollen das so, denn nur so bleibt die Rundfahrt attraktiv für die Zuschauer.

Der Radsport ist seit Jahren verseucht. Ein Dopingskandal jagt den nächsten, viele Zuschauer fühlen sich veräppelt. Zwischen 1999 und 2005 hat Lance Armstrong sieben Mal in Folge die Tour de France gewonnen. 2012 wird er lebenslang gesperrt, sämtliche Siege werden ihm aberkannt. Sieben Jahre in Folge hat uns ein Betrüger an der Nase herumgeführt. Von Reue keine Spur. Und Armstrong ist nur die Spitze des Eisbergs.



Wenn immer wir heutzutage einen Fahrer triumphieren sehen, stellen wir uns die Frage: Ist das ohne Doping möglich? Kurz: Es fällt unheimlich schwer, sich für den Sport zu begeistern. Um die Zuschauer dennoch vor den TV zu locken, haben sich die Organisatoren etwas einfallen lassen. Das Motto: Leben am Limit. Und so wird auch in diesem Jahr fast jede Etappe von einem (Massen)-Sturz überschattet. Als 2017 Richie Porte, Gerraint Thomas und Robert Gesink nach ihren Stürzen die Tour de France aufgeben mussten, sagte der Ire Daniel Martin, der ebenfalls zu Boden ging, das Rennen aber beenden konnte: «Die Organisatoren haben bekommen, was sie wollten.»

Auch am Freitag hat das Einzelzeitfahren seine Opfer gefordert. Stefan Küng rutscht aus, kann aber weiterfahren. Für Maximilian Schachmann und den Mitfavoriten auf den Tagessieg, den Belgier Wout van Aert, ist die Tour nach Stürzen allerdings zu Ende. Letzterer erlitt eine Fleischwunde am rechten Oberschenkel. Am Abend gibt Mathieu Heijboer, Sportlicher Leiter von Van Aerts Team ein Update: Sein Schützling sei operiert und die Wunde genäht worden, Van Aert müsse nun aber «noch einige Tage» im Spital bleiben.

Wer sich nicht als Mittäter fühlen will – die Organisatoren bieten den Fans, was die sehen wollen – der muss konsequenterweise die Tour de France boykottieren.

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