Alexander Zverev hat sich nach seiner schweren Fussverletzung bei den French Open in einem Interview ausführlich über seinen Genesungsprozess sowie den Unfall geäussert.
Der Olympiasieger hielt gegenüber «Bild am Sonntag» fest, dass es ihm den Umständen entsprechend gut gehe. «Ich mache nicht viel, liege mit meinen Hunden auf dem Bett, gehe aber auch zweimal am Tag in den Kraftraum. Ich trage noch einen Gips und Schienen. Aber ich versuche, den Oberkörper fit zu halten. Ich bekomme auch keine Schmerzmittel mehr wie direkt nach dem Unfall. Da bekam ich eine Dosis, die drei- bis viermal höher ist als normal. Ich muss zurzeit alles im Sitzen machen. Ich drehe sonst durch, wenn ich zu lange nichts tue.»
Zverev war im Halbfinale der French Open gegen Rafael Nadal vor gut zwei Wochen mit dem rechten Fuss umgeknickt und hatte sich dabei alle drei seitlichen Bänder im rechten Sprunggelenk gerissen. «Ich erinnere mich nur an drei Geräusche. Geräusche, die klingen, als wenn was zerbricht. Kurz hintereinander: knack, knack, knack, ganz schnell. Dann hatte ich auch schon extreme Schmerzen, das war der Wahnsinn. Als wenn mir jemand in den Fuss schiesst», resümiert der 25-Jährige.
Besonders ärgern dürfte den Hamburger die Tatsache, dass er gegen den spanischen Sandspezialisten auf Augenhöhe war. Nach drei Stunden Spielzeit stand es 6:7, 6:6. «Der Unfall war sehr bitter, denn es war ein Wahnsinns-Match. Ich hatte das Gefühl, ich hätte gewonnen, wenn ich mir den zweiten Satz hole. Im Finale gegen Casper Ruud wäre ich der Favorit gewesen. Das war also schon eine verpasste Chance, für die ich aber nichts kann. Das war nicht mein Fehler. Aber jeder hat seinen eigenen Weg, vielleicht ist das Teil meines Weges.»
Eltern «wie für ein kleines Baby» gesorgt
Aktuell freut er sich sehr über die Unterstützung seiner Eltern – und vermisst Freundin Sophia Thomalla. «Du willst in dieser Phase die Menschen um dich haben, die du am meisten lieb hast», führt Zverev aus. «Für mich war daher enttäuschend, dass Sophia nicht kam. Aber das ist eben der Job.» Die Schauspielerin war der Zeitung zufolge bei Dreharbeiten.
Dafür waren glücklicherweise sein Vater und seine Mutter da. «Ich konnte ja nichts allein: duschen, auf Toilette gehen. Die haben für mich gesorgt wie für ein kleines Baby», hielt Zverev fest. «Für mich war das so wichtig. Diese beiden Menschen haben mir am meisten geholfen.»
Comeback bei den US Open?
Ebenfalls viel Freude hatte er an den vielen Genesungswünschen, vor allem die von Berufskollege Dominic Thiem ist ihm nahe gegangen. «Der weiss, wie das ist und wie schwer der Weg zurück wird. Sein Beispiel zeigt, dass der Weg nicht so einfach ist.»
Zugutekommen dürfte Zverev seine Kämpfernatur («bin einer der härtesten Arbeiter auf der Tour»), die er in seinem Beruf an den Tag legt. Wann er aber genau sein Comeback anpeilt, lässt er offen. «Wenn ich die US Open (Anm.d.Red.: Turnierbeginn am 29. August) spiele, dann nicht für ein, zwei Runden, sondern um sie zu gewinnen. Ich komme erst zurück, wenn ich in dieser Form bin. Ob es die US Open schon werden, weiss ich nicht, denn ich muss davor ein, zwei Turniere spielen. Ich habe New York aber noch nicht abgehakt.»