Erstmals seit Wimbledon 2019 schafft es Bernard Tomic wieder ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Nach der überstandenen Qualifikation für das Australian Open wendet er sich an seine Kritiker.
Einst gilt Bernard Tomic als die grosse Zukunftshoffnung im australischen Tennis. Die hohen Erwartungen kann das grosse Talent aber nie erfüllen. 2016 erreicht er mit Position 16 seine beste Klassierung in der Weltrangliste, bevor die sportlichen Ausrufezeichen immer seltener werden. Zuletzt macht Tomic vor allem neben dem Court auf sich aufmerksam – mit einem nicht jugendfreien Video oder einem Auftritt im australischen Dschungelcamp.
In der Weltrangliste rutscht Tomic immer weiter ab, im Januar 2020 fällt er gar aus den Top 200. Bei den vier Grand Slams muss er deshalb stets in die Qualifikation, wo er den Sprung ins Hauptfeld aber immer verpasst – bis er bei den diesjährigen Australian Open zurück in die Spur und seit Wimbledon 2019 erstmals den Weg an einen Grand Slam findet.
Die Müdigkeit dämpft die Freude
In seinen drei Quali-Spielen beweist Tomic immer wieder Kämpferqualitäten, mehrmals kommt er nach Rückständen noch zurück und bewahrt schliesslich auch in den entscheidenden Momenten die nötige Geduld. In der zweiten Runde gegen Landsmann Schoolkate muss er gar einen Matchball abwehren, im entscheidenden letzten Duell ringt er Smith im Match-Tiebreak nieder.
Und das, obwohl Tomic in diesem Jahr vorerst auf den Heimvorteil verzichten muss: Aus Sicherheitsgründen wird die Qualifikation in Doha und Dubai ausgetragen. «Ich bin sehr müde, mehr müde als glücklich, um ehrlich zu sein. Ich war noch nie so müde – und ich habe schon viel Tennis gespielt», sagt Tomic nach dem geschafften Sprung ins Hauptfeld. Die Erschöpfung ist ihm anzumerken: «Ich freue mich nicht übermässig, aber es ist eine gute Sache. Und körperlich bin ich ziemlich schlecht.»
Tomic: «Ich habe mein Leben riskiert»
Als Tomic dann noch gefragt wird, ob er in dieser Sportart überhaupt noch Ambitionen habe, platzt ihm der Kragen: «Ich bin in Doha, ich habe mein Leben riskiert, um hierher zu fliegen. Es gibt Covid-19 und viele Kranke, viele Dinge könnten falsch laufen», holt der mittlerweile 28-Jährige aus und macht klar: «Ich riskiere mein Leben und spiele Matches. Natürlich habe ich noch Lust.»
Schliesslich hätte er sich die Mühe auch sparen können. «Ich würde meine Rackets an den Nagel hängen. Ich muss nicht mehr Tennis spielen, ich habe genug Geld. Also wieso stellen Sie mir eine solche Frage? Stellt nicht solche Fragen», giftelt Tomic und erinnert an die negative Berichterstattung der vergangenen Jahre. «Ihr seid die Leute, die schlechte Dinge über mich schreiben. Jetzt habe ich mich für einen Grand Slam qualifiziert – was sollt ihr nun schreiben?»
Tomic wünscht sich in Zukunft eine gerechte Behandlung. «Ich denke nicht, dass ihr Leute fair zu mir wart im letzten Jahrzehnt. Man kann es drehen, wie man will. Aber entkommt der Tatsache nicht, dass ich mich für einen Grand Slam qualifiziert habe»», sagt er und appelliert an die Journalisten: «Wenn ihr mich mögt und Fans von mir seid, schreibt nett.»