Ranking Weshalb Federer einen seiner wichtigsten Rekorde verlieren wird – und trotzdem profitiert

Von Luca Betschart

7.7.2020

Novak Djokovic und Roger Federer nach ihrem vorläufig letzten Duell im Januar in Australien.
Novak Djokovic und Roger Federer nach ihrem vorläufig letzten Duell im Januar in Australien.
Bild: Getty

Am Montag gab die ATP bekannt, wie die Weltranglisten-Wertung nach der Corona-Pause fortgeführt wird. Roger Federer und Rafael Nadal können aufatmen, Novak Djokovic bietet sich derweil die Chance auf einen Rekord.

Neu gelten für das ATP-Ranking die 18 besten Resultate zwischen März 2019 und Dezember 2020 – statt nur jene der letzten 52 Wochen. Unter dem Strich heisst das: Bis zum Jahresende verliert kein Spieler Punkte. Resultate von Turnieren, die noch in diesem Kalenderjahr ausgetragen werden, kommen nur dann in die Wertung, wenn sie besser sind als jene im Vorjahr.

Je nach erreichten Resultaten im Jahr 2019 wirkt sich die gewählte Anpassung für die Spieler unterschiedlich aus. Wer die zweite Hälfte der Saison 2019 verpatzt hat, kann bis Dezember mehr Punkte dazu gewinnen und so möglicherweise Boden gut machen. Wer dagegen viele Zähler sammeln konnte, kann bis zum Jahresende nur wenige Punkte dazu gewinnen – dafür muss er auch keine verteidigen. So gesehen werden besser klassierte Spieler durch die Änderung geschützt.



Das beste Beispiel ist Rafael Nadal. Der Spanier gewann 2019 sowohl die US Open als auch Roland Garros und hätte ohne Corona-Pause innerhalb weniger Wochen 4000 Punkte zu verteidigen gehabt. Nun könnte Nadal gar ein Major-Turnier auslassen – ohne jegliche Folgen auf sein Ranking.

Die Chance für Djokovic

Andererseits dürfte Nadal trotz geringem Rückstand kaum Chancen haben, Novak Djokovic von der Spitze zu verdrängen. Das wäre allerdings auch ohne die vorgenommene Anpassung im Ranking ein schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen geworden. Denn Djokovic lieferte seine besten Resultate im letzten Jahr vor allem in der ersten Saisonhälfte.

Bei den French Open 2019 scheiterte der Serbe im Halbfinal, in New York war bereits im Achtelfinal Schluss und bei den ATP Finals blieb er in den Gruppenspielen hängen. So bietet sich Djokovic nach dem Re-Start die Chance, zusätzlich Punkte zu gewinnen und die Weltranglisten-Führung auszubauen. Zum Vergleich: Während Djokovic an US Open, French Open und ATP Finals theoretisch noch 4200 Punkte fürs Ranking einfahren könnte, gibt es für Nadal maximal 900 Zähler dazu.



So ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass Djokovic die Führung in der Weltrangliste bis zum Auftakt der Australian Open im Januar 2021 behalten oder noch ausbauen wird. Dann stünde der 17-fache Grand-Slam-Champion – vorausgesetzt, die Tour nimmt den Turnierbetrieb wie geplant am 10. August wieder auf – bei 305 Wochen. Zu Federers Allzeit-Rekord würden nur noch fünf Wochen fehlen.

Auch Federer als Profiteur

Abgesehen davon ist Roger Federer aber der Gewinner der Corona-Pause. Aufgrund seiner Knieprobleme hätte der Schweizer in dieser Saison ohnehin kein Spiel mehr bestreiten können. Normalerweise hätte er nur dabei zusehen können, wie er aus den Top Ten der Weltrangliste gespült worden wäre – wie übrigens 2017, als er nach einer halbjährigen Pause als Weltnummer 17 furios auf die Tour zurückkehrte.



«Dank» der coronabedingten Anpassung bleibt Federer nun wohl bis zur erhofften Rückkehr im Januar mitten in der Weltspitze. Seine wichtigsten Rekorde allerdings sind schon ab der Wiederaufnahme des Spielbetriebs wieder in höchster Gefahr: Verteidigt Nadal seinen Titel bei den US Open, könnte er Federer in Sachen Grand-Slam-Titel bereits nach den French Open im Oktober überholt haben. Und bis Djokovic die Marke von 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste knackt, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit. 

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