Swiss Indoors Federer scherzt: «Wenn das Spiel kurz ist, geht das Interview lange»

Luca Betschart

22.10.2019

Im Eilzugstempo fegt Roger Federer Peter Gojowczyk in seinem ersten Spiel an den Swiss Indoors vom Platz. Spannend ist die Partie nie. Umso mehr Unterhaltung bietet dafür das Platzinterview.

In seinem Auftaktmatch in Basel verliert der Lokalmatador gegen den Deutschen Peter Gojowczyk nur drei Games und zeigt sich bereits in bester Spiellaune. «Ich war schnell im Spiel, brauchte nicht lange, um mich an die Bedingungen zu gewöhnen. Das war positiv», zeigt sich Federer an der Pressekonferenz mit der Leistung zufrieden. Nach nur 53 Minuten verwandelt der Schweizer seinen ersten Matchball – und kann wichtige Kraft sparen.

«Wenn du die Chance hast, schnell durch ein Match zu kommen, musst du das ausnützen», ist sich der 38-Jährige bewusst: «Dann sparst du extrem viel Energie. Nach 53 Minuten ist nicht viel Energie verpufft, eigentlich gar keine. Das ist natürlich ideal – wie ein Super-Training vor Publikum.»

Es sei auch mal wichtig, so zu gewinnen. «Es braucht nicht immer ein 7:6 im dritten Satz. Das ist für die Leute nicht gut, die bekommen schnell graue Haare», erklärt Federer schmunzelnd und fügt beim Platzinterview mit Heinz Günthardt an: «Für mich wäre es nicht gut, weil ich dann schon lange aufgehört hätte. Darum braucht es manchmal solche Matches. Aber was dann häufig passiert: Wenn das Spiel kurz ist, geht das Interview lange.»

Das «Auswärtsspiel» im Olympia-Final von London

Tatsächlich unterhalten sich die beiden geschlagene fünf Minuten und thematisieren auch den Heimvorteil, den Federer ja nicht nur in Basel geniesst. «Mit Heimvorteil geht es immer einfacher», bedankt er sich bei seinen Fans und muss kurz überlegen, als Günthardt wissen will, wann er das letzte «Auswärtsspiel» erlebt habe. «Das ist schon lange her, aber das gab es auch schon. (…) Ich weiss nicht, wann es das letzte Mal so war. Aber ich kann mich an Olympia im Final gegen Murray erinnern (in London 2012, Anm. d. Red.). Dort hatte er sehr viel Heimvorteil, nachdem es einen Monat zuvor in Wimbledon noch ausgeglichen war», erinnert sich Federer.

Aber das sei in Ordnung gewesen, er habe das gern – «ab und zu». Dennoch gesteht der Fussball-Fan: «Aber wir haben sicher Glück im Tennis, dass wir nicht jedes Mal ausgepfiffen werden, wenn wir einen Ball berühren. Wie in anderen Sportarten – das machen sie gerne dort.»

Populärer als je zuvor?

Federer scheint zum Ende seiner Karriere noch einmal an Popularität gewonnen zu haben. «Das hat schon etwas. Die Leute sind immer hinter mir, egal wo ich hingehe. Das ist ein wunderschönes Gefühl.» Der neunfache Basel-Champion erklärt sich das auch mit der durchlaufenen Leidenszeit vor drei Jahren, als er die halbe Saison verletzt verpasst hatte. «Die Verletzung und dass ich so nochmals zurückkam, haben sicher nochmal was ausgemacht. Die Leute haben vielleicht gesehen, dass ich gelitten habe und unten durch musste. Das ist eine Geschichte im Sport, die man immer gerne sieht.»

Der gut gelaunte Federer kennt allerdings noch eine andere Erklärung für seine Beliebtheit. «Seit ein paar Jahren denken alle immer, es sei das letzte Spiel. Von dem profitiere ich wahrscheinlich auch noch ein bisschen», sagt er grinsend. Wie auch immer – in Basel ist ihm der Rückhalt der Fans auch am Mittwoch sicher, wenn er auf den Sieger der Partie zwischen Radu Albot und Dusan Lajovic trifft. Günthardt will schliesslich wissen, wen Federer als Gegner im Achtelfinal erwartet. Federers Antwort: «Einen der beiden.»

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