Novak Djokovic möchte den Tennis-Sport verändern, das ist spätestens seit der Gründung seiner Spielergewerkschaft PTPA im August klar.
Eines der Hauptanliegen der Spielergewerkschaft ist, dass die Gelder gerechter verteilt werden, damit auch schlechter klassierte Profis vom Sport leben können. Djokovic selbst würde kaum davon profitieren, ist er doch als Weltnummer eins einer der grossen Gewinner des aktuellen Verteilschlüssels. Aber Djokovic will den Tennis-Sport verändern, wie er an den ATP Finals erneut zu verstehen gibt.
Insbesondere die Fünfsätzer an den Grand-Slam-Turnieren bräuchte es seiner Meinung nach nicht, wie er in London unmissverständlich klarstellt: «Ich bin ein Befürworter von Best-of-Three – überall.» Ob es eine Möglichkeit für Veränderungen gebe, wisse er allerdings nicht.
Was hat Djokovic gegen Fünfsätzer einzuwenden?
Einerseits denkt Djokovic dabei an die Belastung der Spieler, da Fünfsätzer oft enorm kräftezehrend sind. Dabei hätten die Tennis-Profis ohnehin schon die längste Saison aller Sportarten: «In jeder Woche findet vom 1. Januar bis Ende November irgendwo ein Turnier statt», so der 33-Jährige.
Aber die Gesundheit der Spieler ist nicht der einzige Grund, weshalb der Serbe Veränderungen vorantreiben will. Djokovic geht es auch um die Vermarktung des Sports: «Die Aufmerksamkeitsspanne der Fans – insbesondere jene der jüngeren Generation – ist kürzer. Um das Produkt Tennis kommerziell und marketingtechnisch zu verbessern, denke ich, dass wir uns an die jüngere Generation anpassen müssen.»
Seiner Meinung nach müsse sich deshalb etwas ändern. «Ich sehe keinen Grund, warum wir Best-of-Five spielen sollen.» Die Tradition spreche vielleicht gegen Veränderungen, aber man müsse mit der Zeit gehen. Eine Studie des Sports Business Journal habe gezeigt, «dass das weltweite Durchschnittsalter der Tennisfans bei 61 Jahren liegt», so Djokovic. Das sei «schockierend». Allerdings bildet die Studie wohl nicht die ganze Wahrheit ab, für bare Münze nehmen sollte man sie auf alle Fälle nicht.
Nadal: «Ich bin total dagegen»
An die Traditionalisten gerichtet, sagt Djokovic: «Wir haben nie neue Optionen ausprobiert wie Änderungen in der Punktzahl oder in der Anzahl Sätze. Wir haben dieses Terrain nie betreten. Jedes Mal, wenn es erwähnt wird, fehlt die Unterstützung.» Es sei aber wichtig, dass man darüber debattiere. Djokovic scheint sich ernsthafte Sorgen um die Zukunft des Tennis-Sports zu machen, sollte alles beim Alten bleiben.
Was die Verbannung der Fünfsätzer angeht, da erhält er schon mal Gegenwind eines anderen Champions. «Ich bin total dagegen», sagt Rafael Nadal in London darauf angesprochen. Denn die wirklich epischen Spiele, das seien jene, die in fünf Sätzen entschieden werden. Dies dürften viele Tennis-Fans ähnlich sehen wie der Spanier. Aber auch Djokovic dürfte mit seinen Argumenten vielerorts punkten.
Am Mittwochabend (21 Uhr im Live-Ticker) trifft Djokovic an den ATP Finals auf Daniil Medvedev. Eins ist schon jetzt klar, einen Fünfsätzer wird es in London nicht geben.