«Gut, gab es keine Kameras» Als Mirka beinahe einen Keil zwischen Roger und Stan trieb

Von Martin Abgottspon

4.11.2022

Stan Wawrinka erinnert sich gerne an die gemeinsamen Momente mit Roger Federer.
Stan Wawrinka erinnert sich gerne an die gemeinsamen Momente mit Roger Federer.
Keystone

Stan Wawrinka sprach am Rand des Masters-Turniers von Paris-Bercy über Roger Federers Rücktritt. Er erinnert sich aber auch an weniger schöne Momente, über die er wenige Tage später aber trotzdem wieder lachen konnte.

Von Martin Abgottspon

Roger Federers Rücktritt ist im Tennis-Zirkus noch immer allgegenwärtig. Kein Wunder werden die aktiven Profis immer wieder danach gefragt. Unisono zollen sie dem «Maestro» Tribut. Für einzelne hat der Rücktritt aber noch weit mehr ausgelöst. Auch für Stan Wawrinka.

Im RMC-Podcast «Court No. 1» macht Wawrinka keinen Hehl um seine Gefühle: «Ich habe um Roger geweint. Es war hart, ein starkes Gefühl.» Und weiter: «Schon das Reden darüber ist schwierig. Als ich auf die Tour kam, war er schon da. Er war wie ein grosser Bruder für mich, ein Freund. Später teilten wir viele schöne Momente wie bei den Olympischen Spielen oder im Davis Cup. Das waren unglaubliche Momente, die uns geprägt haben und an die wir uns immer erinnern werden.»

Gleichzeitig hat Wawrinka auch realisiert, dass das eigene Karriereende näher rückt. Aktuell will er aber noch keinen Schlussstrich ziehen: «Wenn ich nicht mehr das Gefühl hätte, dass ich die besten Tennisspieler schlagen könnte, hätte ich wahrscheinlich schon aufgehört. Es ist wichtig für mich, konkurrenzfähig zu sein, ich spiele weiter, weil ich die Matches, die grossen Herausforderungen erleben will.»

«Cry Baby» geht um die Welt

Bei aller Freundschaft zwischen Wawrinka und Federer gab es allerdings auch einen Moment, der ihre Beziehung hart auf die Probe stellte. Konkret ging es um das Verhalten von Mirka Federer während des Halbfinals an den ATP-Finals in London im Jahr 2014.

Es war eigentlich nur ein Zwischenruf, aber einer mit Sprengkraft. «Cry Baby», auf gut Deutsch «heul doch», rief Federers Frau Wawrinka zu, nachdem dieser sich im Match gegen ihren Mann aufgeregt hatte. Die Emotionen kochten hoch. «Jedes Mal, wenn ich auf ihrer Seite des Courts bin, reisst sie vor meinem Aufschlag das Maul auf», polterte Wawrinka damals in Richtung Mirka.

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Versöhnung innert weniger Tage

Wawrinka verlor die Partie schliesslich und in den Garderoben folgten noch einige unschöne Wortgefechte, wie Wawrinka im Podcast verrät, ohne in die Details zu gehen. «Es war ein kritischer Moment, sehr kompliziert. Glücklicherweise gab es zu diesem Zeitpunkt keine Kameras in den Gängen und Umkleideräumen. Die Situation war für uns beide schwierig zu handhaben.»

Doch sie haben sich versöhnt und zwar ziemlich flott. Schon wenige Tage später reisten die beiden gemeinsam im Zug zum Davis-Cup-Finale nach Lille. Bereits während der Reise konnten Federer und Wawrinka über die Situation schon wieder lachen, wie Severin Lüthi einst in einem Interview sagte.

Zur Krönung folgte der Titelgewinn gegen die Franzosen. Federer erklärte danach, dass er sich «am meisten für Stan» gefreut habe. «Das ist sein Sieg.» Schöne Worte, welche die gute Freundschaft der beiden dann doch einmal mehr zementiert haben.

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