Daniel Wermelinger, Schiedsrichterchef der Swiss Football League, nimmt im Interview mit blue Sport Stellung zu den Vorgängen am Wochenende.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- In der Super League gab es gleich bei zwei Spielen Szenen, bei denen der Schiedsrichter und der VAR im Mittelpunkt standen.
- SFL-Schiedsrichterboss Daniel Wermelinger spricht beim Basel-Spiel von einem Fehlentscheid von Alessandro Dudic.
- Am Montag warf Sion der Schiedsrichter-Kommission in einem offenen Brief vor, Teams zu bevorteilen. Wermelinger hält die Vorwürfe für nicht angebracht.
Die SFL versprach sich bei der Einführung des Video Assistant Referees (VAR) im Sommer 2019, offensichtliche Fehlentscheide in spielentscheidenden Szenen zu verhindern und dadurch das Spiel nachweislich gerechter zu machen.
Zumindest am letzten Sonntag hat dieses Vorhaben nicht geklappt – im Gegenteil. Schiedsrichter Alessandro Dudic fiel beim Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich auf eine Schwalbe von FCZ-Profi Bledian Krasniqi herein. Weil die Kommunikation zwischen ihm und dem VAR nicht optimal verlief, blieb der Entscheid bestehen.
Daniel Wermelinger war selbst am Sonntag nicht im St. Jakob-Park vor Ort. Doch mitbekommen hat der Schiedsrichterchef der SFL den Tumult nachher schnell: «Nach dem Basel-Penalty hatte mein Natel 36 Stunden Dauerbelastung», sagt er im Interview mit blue Sport.
Krasniqi-Aktion war eine «einfache Szene zum Lösen»
Dies sei verständlich nach dem falschen Entscheid. Er habe versucht, sich so schnell wie möglich die Szene anzuschauen. «Ich habe auf den ersten Blick gesehen, dass wir falsch liegen», hält er fest. Es sei eine einfache Szene zum Lösen, so Wermelinger. Er mache sich aktuell Sorgen um den Schiedsrichter und den VAR (Stephan Klossner), weil die nun in der Öffentlichkeit stehen würden und sicher schlecht geschlafen hätten, sagt Wermelinger.
«Ich habe zusammen mit Dudic überlegt, wie wir vorgehen wollen», erläutert Wermelinger. Der Unparteiische nahm am Montagabend exklusiv bei blue Sport Stellung und erklärte, warum es zum Fehlentscheid kommen konnte. Den vermehrten Gang an die Öffentlichkeit seiner Schützlinge bei Fällen wie beim Basel-Spiel begrüsst auch Wermelinger.
Behörde untersucht Sions schwerwiegende Vorwürfe
Nicht nur die Partie in Basel sorgte am Wochenende für Aufregung. Am Samstag zog man sich den Zorn der Walliser um Präsident Christian Constantin zu, der über einen annullierten Penaltyentscheid im Heimspiel gegen den FC Winterthur (0:1) erbost war.
Am Montag warf Sion der Schiedsrichter-Kommission in einem offenen Brief vor, Teams zu bevorteilen. Zudem forderte der Klub auch eine Spiel-Wiederholung. «Sions Vorwurf der Spiel-Manipulation ist das Schlimmste», hält der 52-Jährige fest. Schliesslich stehe sein Team für Sachen wie Neutralität, Transparenz oder Fairplay. Die Sachlage wird nun durch eine unabhängige Behörde untersucht, so Wermelinger.
Coaches Challenge als Hilfe?
Für mögliche Anpassungen beim VAR zeigt sich Wermelinger offen: «Coaches Challenge wäre sicher ein Ansatz», meint der SFL-Schiedsrichterboss. Mit diesem Instrument hätte beispielsweise FCB-Coach Heiko Vogel nochmals eine Überprüfung der Szene veranlassen können.
Wermelinger betont aber auch, dass man sich beim VAR an die international vorgesehenen Abläufe und Vorgaben halten müsse. «Heute sagen die Protokolle noch was anderes», hebt er hervor.
Die Akzeptanz des VAR will er dennoch erhöhen. Mit schnellerer Kommunikation will man bei den Medien sowie Vereinen und Zuschauern mehr Verständnis schaffen. «Das würde sicher auch helfen», glaubt Wermelinger.