Der erst 20-jährige Fabian Rieder spielt bei YB seit Monaten gross auf. Ihm wird eine grosse Karriere vorausgesagt. Wie plant der Youngster, dessen Vertrag noch bis 2025 läuft, die Karriere? Und wie war das vor 20 Jahren bei Johan Vonlanthen?
Kann ein steiler Aufstieg auch eine Last sein?
Weltweite Schlagzeilen machte Johan Vonlanthen an der Europameisterschaft 2004 in Portugal, als er im Match gegen Frankreich (1:3) das 1:1 erzielte und sich mit 18 Jahren und 4 Monaten zum jüngsten EM-Torschützen der Geschichte machte. «Danach bin ich nach Holland, ich war voll motiviert. Der Eindhoven-Trainer hat dann gesagt, ich müsse ruhig bleiben und hat mich etwas gebremst. Dabei wollte ich unbedingt spielen», so der 40-fache Internationale. Für ihn ist klar: «Der Trainer spielt eine sehr grosse Rolle in der Entwicklung eines jungen Spielers.»
Umgang mit Lob & Schlagzeilen
«Ich wurde schon recht früh viel gelobt. Ich war in der Junioren-Nati Captain, als ich noch bei einem kleineren Verein – Solothurn – war. So richtig los ging es dann nach meinem Debüt mit YB, mit den Medien, Social Media ... Es ist sicher schön, solche Sachen über sich zu lesen, aber es kann manchmal auch etwas zu viel sein», meint Fabian Rieder.
Angst, die Bodenhaftung zu verlieren, hat der 20-Jährige aber nicht. «Ich habe sehr viele erfahrene Mitspieler und ein super Umfeld: ‹Fassi, Täfu, Lustenberger (A.d.Red.: Christian Fassnacht, David von Ballmoos und Fabian Lustenberger) würden mich schnell auf den Boden holen, wenn ich im Training oder auf dem Spielfeld arrogant wirken würde.› Es ist manchmal nervig, wenn du überall siehst: ‹Kronjuwelen, Super-Talent, das Talent ist besser als er, oder 10, 15, 20 Millionen.›» Das sei aber halt ein Teil des Geschäfts, so Rieder.
Verbands-Direktor Patrick Bruggmann erläutert: «Druck kann hemmen – aber auch extrem motivieren.» Der Umgang mit Druck sei extrem schwierig vorzubereiten. «Man weiss nie genau, wie der Druck dann aussieht, wenn man dann oben ist.»
YB statt FCB
Rieder hat 2017 selbst bei YB angeklopft, dies, obwohl der FC Basel Interesse an ihm zeigte. «Es waren zwei, drei Gründe – vor allem familiäre und geografische –, die gegen Basel sprachen. Ich bin schon immer YB-Fan gewesen. Als ich bei der U11 beim FCB mittrainierte, fragte mich der damalige Jugendtrainer, von wem ich Fan sei: ‹Eher YB-Fan habe ich dann geantwortet›, schmunzelt Rieder. Christoph Spycher, Erich Hänzi und Christian Franke konnten mich dann einfach überzeugen.»
Rieder führt aus: «Ich war als 15, 16-Jähriger im Fokus von ihnen. Sie haben eine Präsentation mit meinen Stärken und Schwächen gemacht und die schulische Planung aufgezeigt – das hat mir sehr imponiert.»
Das Ausland lockt
Hat Rieder ein Vorbild? «Ich schaue gerne Kevin de Bruyne zu. Er hat ein sensationelles Positionsspiel, seine Ballan- und mitnahmen, die entscheidenden Pässe in der Zone 3 – das ist herausragend.» Rieder selbst will aber nicht jeden Trick nachmachen: «Dribblings sind nicht gerade meine Spezialität. Klar kann ich auch mal mit dem Ball mit einem Tempodribbling an einem Gegner vorbeiziehen, aber ich bin jetzt nicht der Typ, der 15 Übersteiger macht und den Ball links im Bügel versenkt.»
Auf seine Träume angesprochen, meint Rieder: «Bei einem Top-Klub in den Top-5-Ligen zu spielen – am liebsten in der Bundesliga oder Premier League.» Gab es schon konkrete Angebote? «Das habe ich gar nicht zugelassen, weil ich bei YB bleiben wollte.»
FCB-Coach Alex Frei lobte kürzlich Rieder öffentlich und sprach davon, dass Rieder einer für Bayern sei. Vonlanthen traut das Rieder ebenfalls zu: «Seine Qualitäten im Mittelfeld könnten reichen.»
Reicht es gar für Katar?
Auf die Pikettliste der A-Nati schaffte es das Top-Talent beim letzten Aufgebot. Liebäugelt er mit einem WM-Aufgebot? «Am Schluss liegt es an mir, ob ich gute Leistungen zeige. Und ob ich dann im Aufgebot bin oder nicht, das werden wir sehen. Rieders Welt würde aber nicht untergehen, wenn er die kommende WM verpasst. «Letztendlich bin ich erst 20 Jahre alt und habe noch viel vor mir.»
Vonlanthen hofft, dass Rieder mit einem WM-Aufgebot belohnt wird: «Ich würde es mir wünschen. Es wäre gut für den Schweizer Fussball und für YB.» Der Ex-Nati-Star richtet sich direkt an Rieder und meint: «Ich habe das Gefühl, du wirst dabei sein.»
