Die Young Boys überzeugen weiter und gewinnen in Sion auch ihr drittes Pflichtspiel der neuen Saison. Auch beim 3:0-Sieg im Wallis fällt die hochkarätig besetzte Ersatzbank auf. Wie schafft es Raphael Wicky, die ganze Star-Truppe bei Laune zu halten?
Loris Benito, Meschak Elia, Jean-Pierre Nsame, Donat Rrudhani, Felix Mambimbi – sie würden wohl bei allen anderen Super-League-Teams einen Stammplatz haben, bei YB sitzen sie gegen Sion nur auf der Bank. Zudem fehlen Vincent Sierro, Filip Ugrinic, Sandro Lauper, Cedric Zesiger und Quentin Maceiras verletzt. Und Spieler wie Jordan Lefort oder Neuzugang Kevin Rüegg schaffen es nicht einmal ins Aufgebot.
Der Konkurrenzkampf bei den Bernern ist immens. Rund 25 potenzielle Stammspieler kämpfen um die elf Startplätze im Team von Raphael Wicky. Heisst auch: Wer das Vertrauen erhält, muss liefern. Kann das eine ganze Saison lang gutgehen? Ist das Risiko, zu viele unzufriedene Spieler zu haben, nicht zu gross?
«Es wachst etwas Gutes zusammen», sagt YB-Goalie David von Ballmoos im Interview mit blue Sport. «Es macht unheimlich Spass, wenn du siehst, wer von der Bank noch ins Spiel kommen kann. Für die Jungs, die zuhause bleiben müssen, macht es natürlich weniger Spass. Aber es zeigt, was für eine Breite wir haben», so der Keeper weiter. «Das ist brutal für den Trainer. Es muss brutal sein für ihn, wenn er am Freitag oder Samstag das Aufgebot herausgeben muss. Denn aktuell sind 30 Spieler heiss darauf zu spielen.»
Wicky hat die Qual der Wahl
Während von Ballmoos seinen Platz im Tor auf sicher hat, müssen die Stürmer regelrecht um Minuten kämpfen. Wilfried Kanga, Jean-Pierre Nsame, Meschak Elia, Felix Mambimbi und Cedric Itten sind allesamt torhungrige Angreifer, aber in Wickys 4-4-2 hat es nur Platz für zwei Stürmer.
Ein Luxusproblem, mit dem die Spieler zurechtkommen müssen. Und auch können, wenn man Ittens Worten Glauben schenkt. «Der Teamgeist ist gut. Wir wissen natürlich, was wir für eine Qualität im Kader haben. Wir trainieren ja jeden Tag zusammen», so der siebenfache Nationalspieler. «Ich glaube, das macht uns auch besser. Jeder Einzelne ist gefordert, gleichzeitig wissen wir, dass wir viel Qualität einwechseln können, wenn es mal schwieriger ist.»
Schwierig ist es in den ersten drei Pflichtspielen noch nicht geworden. Ein klares 4:0 gegen den FCZ, ein 1:0-Sieg in der Conference-League-Quali bei Liepaja und jetzt das überzeugende 3:0 in Sion. «Ein Ausrufezeichen an alle Gegner», sagt blue-Fussball-Experte Fredy Bickel. «Aber YB muss aufpassen, dass sie nicht zu viele Probleme bekommen, weil dann zu viele unzufriedene Spieler da sind.»
Was, wenn es bei YB früher oder später zu einer Schwächephase kommen sollte? Kann die Kadersituation dann auch zu einem Problem werden? «Definitiv, deshalb müssen wir gucken, dass es läuft», schmunzelt Itten.
Fredy Bickel hat auch schon eine Lösung bereit, um dem Problem weit aus dem Weg zu gehen: «Wir hoffen natürlich, dass YB ganz lange im Europacup vertreten sein wird.» Dann steigen natürlich auch die Chancen auf Einsatzminuten für jeden einzelnen Spieler.