FIS-Rennchef Waldner «Hintermann hat sich entschuldigt, das hätte er nicht tun müssen»

lbe

4.12.2022

Renndirektor Markus Waldner ist um seinen Job nicht immer zu beneiden.
Renndirektor Markus Waldner ist um seinen Job nicht immer zu beneiden.
Bild: Getty

Niels Hintermann ärgert sich nach der vom Winde verwehten Abfahrt in Beaver Creek über die FIS und kritisiert Renndirektor Markus Waldner scharf. Der Österreicher zeigt Verständnis, verteidigt sich aber vehement.

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4.12.2022

Mit der Startnummer 14 nimmt Niels Hintermann am Samstag die «Birds of Prey» in Beaver Creek in Angriff. Doch schon als der Schweizer im Starthaus steht, äussert SRF-Kommentator Stefan Hofmänner seine Befürchtungen: «Also so viel Wind hat noch keiner gehabt.» Prompt kommt Hintermann, der als guter Starter gilt, nach 26 Fahrsekunden mit mehr als 50 Hundertsteln Verspätung zur ersten Zwischenzeit.

«Oben nach der ersten Fläche war mein Rennen schon gelaufen», nervt sich der 27-Jährige im Ziel über den starken Gegenwind und macht trotz Schlussrang 9 klar, dass er sich eine Verschiebung des Starts nach unten gewünscht hätte. «Markus Waldner, FIS-Renndirektor, schiesst den Vogel mit dieser Aktion wieder einmal gehörig ab», greift Hintermann den Verantwortlichen gar frontal an.

Waldner verteidigt sich

Waldner lässt die Aussagen nicht stehen und erklärt im Interview mit SRF: «Es war ein schwieriger Tag. Viel Arbeit, um die Piste mal rennfertig zu machen. Und dann waren wir so ab der Nummer 8 alle ein bisschen überrascht, dass oben plötzlich Windböen aufgekommen sind. Weil unsere Wetterprognose war eigentlich: windstill», so der Österreicher. Man habe nur gewusst, dass ab 12 Uhr wieder stärkerer Schneefall einsetzen soll. «Deshalb waren wir unter Zeitdruck, um 10 Uhr zu starten.»

Eine Verschiebung des Starts nach unten hätte Zeit gekostet. Zudem deutet rund eine Stunde vor Rennstart nichts daraufhin, dass der Wind in Beaver Creek zum Spielverderber avanciert. «Ihr müsst auch wissen, heute waren wir um 7 Uhr zur Jurybesichtigung oben (am Start). Es war total windstill. Um 9 Uhr muss die Jury und ich als Anführer der Jury entscheiden, von wo man startet. Auch um 9 Uhr war es komplett windstill. Also war klar, von ganz oben zu fahren», begründet Waldner den FIS-Entscheid.

Als der Wind nach den ersten Fahrern aufzieht, ist es für eine Reaktion seitens der FIS zu spät. «Wenn 8 Athleten schon im Ziel sind, dann muss man es durchziehen. Zu der Zeit hat Kilde geführt, Odermatt war Zweiter – wenn ich da abbrechen und einen Restart vom Reservestart aus machen würde, dann würde ich sehen wollen, wie die beiden reagiert hätten», gibt der Renndirektor zu bedenken.

«Wir haben das unter Männern ausgekartet»

Waldner ist sich bewusst, dass die plötzlich windigen Bedingungen für einige Fahrer drastische Auswirkungen mit sich bringen. «Natürlich hat es ein paar Läufer erwischt, vor allem auch den Niels», sagt Waldner und fügt an: «Mit grossem Respekt kann ich euch sagen, dass wir uns am Nachmittag gehört haben. Und es ist mittlerweile alles geklärt, wir haben das unter Männern ausgekartet, wie man so schön sagt.»

Der Rennchef beweist grosses Verständnis für den Schweizer Abfahrtsspezialisten: «Niels hat sich sogar entschuldigt, das hätte er nicht tun müssen. Ich verstehe jeden Läufer, wenn es nicht so läuft wie es sollte am Renntag. Dann ist man etwas frustriert und vor allem emotional im Ziel.» Er glaube aber, dass sich Pech und Glück mit den Bedingungen bis zum Ende der Saison ausgleichen.

Für Hintermann hat Waldner noch eine Extra-Motivation: «Ich kann mich erinnern hier bei der WM 2015. Den lieben Feuz hat es auch erwischt, deshalb hat er da den WM-Titel nicht gewonnen. Danach wurde er aber Weltmeister und Olympiasieger. Ich wünsche auch Niels alles Gute, dass er die Erfolge früher oder später einfährt.»