Langlauf-Eklat Vater verteidigt Bolschunow: «Hätte noch härter geschlagen»

jar

25.1.2021

Eklat in der Staffel: Russlands Bolschunow attackiert im Ziel seinen Gegner

Eklat in der Staffel: Russlands Bolschunow attackiert im Ziel seinen Gegner

Nachdem der russische Schlussläufer Alexander Bolschunow in der Langlauf-Staffel vom Finnen Joni Mäki etwas abgedrängt wird, verliert er die Contenance komplett und fährt nach der Ziellinie voll in seinen Kontrahenten.

24.01.2021

Es ist ein handfester Skandal, der sich am Sonntag in der Männer-Staffel beim Weltcup in Lahti ereignet: Alexander Bolschunow schlägt beim Zielsprint auf seinen finnischen Kontrahenten Joni Mäki ein und fährt ihn um. Aus Russland erhält der Saison-Dominator aber Rückendeckung.

«Hinter seiner Stirn muss etwas gehörig schieflaufen», wettert Joni Mäki beim finnischen Sender «Yle» über Alexander Bolschunow, nachdem dieser ihn nach der Zieleinfahrt über den Haufen fuhr. Grund für den Ausraster des Russen war, dass ihm der Finne im Kampf um Platz 2 keinen Platz zum überholen liess. Häki schildert die Situation wie folgt: «Ich wollte die Aussenbahn nehmen, damit er nicht so leicht vorbeikommt und nach innen gehen muss. Ich denke, ich bin früh genug in den äusseren Korridor gegangen. Er hat dann vergeblich versucht, trotz der schmalen Lücke aussen vorbeizukommen.»

Bolschunow verlor die Nerven, schlug Häki zunächst mit seinem Stock und fuhr ihn nach der Zieleinfahrt um. Das russische Team wurde schliesslich disqualifiziert. Entschuldigt habe sich der Tour-de-Ski-Sieger laut dem Finnen nicht. Auf ein Statement des 24-Jährigen wartet man bislang vergebens, allerdings hat sich sein Trainer Yegor Sorin zum Vorfall geäussert – und eine seltsame Forderung aufgestellt: «Die Finnen sollten disqualifiziert werden! Sascha (Anm. d. Red.: russische Koseform für Alexander) nahm die rechte Spur und der Finne hat ihm den Weg abgeschnitten, weshalb es zum Kontakt kam.»



«Ich hätte dasselbe getan»

Auch Alexander Bolschunow Senior, der Vater des Langlauf-Stars, verteidigt seinen Sohn und sagt, Mäki habe vor der Zieleinfahrt bewusst die Richtung gewechselt. «Der Finne fuhr nach links und aus irgendeinem Grund begann er, die Seite zu wechseln. Er hat Sascha abgedrängt, das war nicht fair», wird Bolschunow Senior von «sports.ru» zitiert.

Und weiter: «Die Reaktion meines Sohnes kam aus den Emotionen heraus. Ich verstehe ihn voll und ganz, das war okay. Wenn wir nicht reagieren, werden sie Russland demütigen. Auf den Videos ist zu sehen, dass Mäki Sascha zuerst berührt. Ich bin auf der Seite meines Sohnes, vielleicht hätte ich noch härter geschlagen.»

Ins gleiche Horn bläst Bolschunows Teamkollege Jewgeni Below, der bei Instagram schreibt: «Ich unterstütze Bolschunow voll und ganz und hätte an seiner Stelle dasselbe getan. Die Finnen hätten die Disqualifikation auch verdient. Immer wieder gibt es Situationen, in denen nur wir Russen bestraft werden. Sie wollen unser Land bestrafen.»

Auch Jelena Välbe, die Präsidentin des russischen Langlauf-Verbandes, wittert eine Verschwörung: «Wir sind überall und an allem Schuld. Wenn so eine Situation zwischen Russland und anderen Nationen passiert, werden immer wir bestraft und nicht die anderen.» Bolschunow hätte zwar nicht zuschlagen sollen, aber: «Er hat nicht den Finnen getroffen, sondern den Schnee. Das wurde so hochgepusht, als hätte er ihn fast umgebracht.»

«Das hat keine Auswirkungen auf seine weitere Saison»

Matt Whitcom, der Trainer des US-Langlauf-Teams, twittert: «Wenn ein Amerikaner dies tun würde, würde er nach Hause geschickt und aus der Mannschaft ausgeschlossen.» Jelena Välbe sieht die ganze Sache hingegen nicht dramatisch und meint, dass sich beide Athleten entschuldigen und sich die Hand geben sollten. Sanktionen vom eigenen Verband scheint Bolschunow also keine zu befürchten haben. 

Und auch vor einer Sperre vom Weltverband FIS muss der Weltcup-Dominator wohl keine Angst haben. «Das hat keine Auswirkungen auf seine weitere Saison. Wenn es nach uns geht, darf er im nächsten Rennen antreten», sagt FIS-Rennleiter Pierre Mignerey gegenüber «Yle».

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