Auch in diesem Winter führt im Riesenslalom kein Weg vorbei an Marco Odermatt. Der Schweizer distanziert die Konkurrenz in Sölden trotz Trainingsrückstand eindrücklich und wird mit Lob überschüttet.
Mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht, fährt Marco Odermatt am Sonntag seinen ersten Sieg der neuen Ski-Saison ein. Und während die Fans vor dem TV-Gerät nach zwei augenscheinlich unspektakulären Läufen über die klare Bestzeit des Schweizers staunen, fasst sich auch die Konkurrenz vor Ort in Sölden ungläubig an den Kopf.
«Marco ist wirklich eine Sensation!», verkündet Manuel Feller nach dem Rennen entgeistert. Dem Österreicher geht eine bestimmte Passage des Schweizers im zweiten Lauf nicht mehr aus dem Kopf, in der auf den TV-Bildern alles nach einem riesigen Schnitzer Odermatts aussieht. «Der baut da einen ziemlichen Blödsinn, trotzdem ist er im Ziel klar der Schnellste», staunt der 30-Jährige.
Odermatt selbst weiss, welche Szene gemeint ist: «Ja, der Fehler vor dem Steilhang. Das passiert, wenn man attackiert. Doch ich war im Flow und kann mich gar nicht richtig erinnern, was da los war. Ich muss mir das später im Video nochmals anschauen.»
Halt einfach im Flow. Da machen auch die Deutschen grosse Augen. «So souverän wie er gefahren ist, das ist schon eine Klasse für sich», analysiert der auf dem achten Rang klassierte Alexander Schmid die Schweizer Ski-Sensation.
Kein Training, kein Problem
Dabei hatte Odermatt, der in Sölden eine grüne Zwischenzeit nach der anderen herausfährt, einen klaren Trainingsrückstand auf seine Kontrahenten. Während Technik-Spezialisten wie Lucas Braathen, Henrik Kristoffersen, oder Manuel Feller in den letzten Monaten im Training voll auf den Riesenslalom setzen konnten, war Odermatt einen Grossteil der Zeit mit Abfahrts-Training beschäftigt.
«In den Jahren zuvor habe ich die Speed-Vorbereitung erst nach Sölden so richtig aufgenommen, aber das war jetzt ganz anders, weil ich ja bis zur Absage am Samstag davon ausgehen musste, dass am letzten Oktober-Wochenende die beiden Abfahrten in Zermatt ausgetragen werden», erklärt der 25-Jährige. Doch auch nach lediglich zehn Trainingstagen im Riesenslalom ist die Konkurrenz chancenlos.
«Er lässt die schweren Dinge leicht aussehen», schwärmt Ex-Skistar Felix Neureuther. Und Deutschlands Ski-Legende Frank Wörndl warnt: «Im ersten Lauf ist Odermatt noch stärker gefahren als im letzten Winter.» Keine guten Voraussetzungen für die anderen Riesen-Fahrer. Vergangene Saison gewann Odermatt sechs der neun Rennen in seiner Paradedisziplin. Könnte die Ausbeute heuer noch besser ausfallen?
Nach der Absage der ursprünglich für das kommende Wochenende geplanten Abfahrten am Matterhorn geht die Weltcup-Saison für die Männer mit dem Parallel-Event am 13. November in Lech/Zürs (Österreich) weiter. Die erste Abfahrt des Winters steht dann am 25. November im kanadischen Lake Louise an.