Im Interview mit blue Sport geben Mauro und Gino Caviezel Auskunft über das tagtägliche Leben als Bruderpaar im Ski-Weltcup und erklären, wieso die eigene Mutter während den Abfahrtsrennen jeweils das Weite sucht.
Seit dem Debüt von Gino im Dezember 2011 reisen die beiden Caviezel-Brüder im Doppelpack mit dem Ski-Weltcup um den Globus. Im Gespräch mit blue Moderator Manu Rothmund sprechen die beiden Bündner Aushängeschilder über die entstehenden Besonderheiten und Vorteile.
Mauro und Gino Caviezel über …
… die Verwechslungsgefahr
«Es passiert immer wieder. Es ist teilweise auch ein Bild von ihm mit meinem Namen oder umgekehrt. Ich war auch schon verletzt und als Zuschauer in Adelboden, aber trotzdem auf der Wett-Liste. Da habe ich natürlich auf mich gesetzt», erzählt Mauro lachend. Insbesondere in der letzten Saison sei es häufig vorgekommen – weshalb der erfolgreichere Mauro auch scherzt: «Du hattest eine gute Saison, oder Gino?» Unter dem Strich stört sich das Bruderpaar aber nicht besonders ab den ständigen Verwechslungen.
… den grössten Vorteil
«Die Unterstützung. Es ist ein Einzelsport, man hat es auch im Team gut, aber trotzdem bist du irgendwo alleine. Wenn du das Gleiche durchmachst, weisst du genau, wie es dem anderen geht – im Guten wie im Schlechten», sagt Mauro. Die beiden Brüder tauschen sich täglich aus, auch wenn sie wegen der unterschiedlichen Disziplinen nicht immer gemeinsam unterwegs sind. Bei diesen Telefonaten geht es aber nicht nur um den Sport.
… den Vergesslicheren der beiden
«Es gab es schon ein paar Mal, dass Mauro mir etwas nachschleppen musste», gibt Gino zu. Man müsse aber auch an viele Dinge denken, was insbesondere nach der langen Sommerpause nicht so leicht falle. «Man fragt sich, was man alles packen muss, obwohl man schon viele Jahre dabei ist. Es ist sehr viel Material, ich habe selber immer drei Taschen dabei. Diesbezüglich wäre Schwimmen oder Fussball die einfachere Sportart gewesen.» Schlussendlich aber hat bisher ja immer alles geklappt – teilweise auch dank einer Paketlieferung der Post.
… die schwierigen Momente
Beide Brüder mussten in Vergangenheit schon schwere Stürze verkraften. «Es geht dir extrem nah und es belastet dich schon. Gerade wenn du etwas weiter weg bist und nicht wirklich eine Unterstützung sein kannst, ist es umso schwieriger», so Mauro. Ab und zu habe auch schon ein Bruder die Familie über den Sturz des anderen informieren müssen, erzählt Gino: «Wenn wir teilweise um zehn Uhr am abends anrufen, sind die Eltern schon fast nervös am Telefon, weil es eine komische Zeit ist.» Natürlich versuche man dann sogleich auch immer, die Eltern wieder zu beruhigen.
… den Abfahrts-Boykott der Mutter
«Unsere Mutter schaut keine Abfahrtsrennen. Auch wenn sie live dabei ist, zum Beispiel in Kitzbühel, schlendert sie während dem Rennen durch die Gassen oder so», erklärt Mauro. Sie habe es vor kurzem in Wengen bei der Lauberhornabfahrt noch einmal versucht. Weil Mauro aber genau da für eine Schrecksekunde sorgte, «sind die Abfahrten für sie seither wieder gestrichen.»
… den familiären Konkurrenzkampf
«Im Super-G will ich ihn schon mal kitzeln, da wäre schon einmal das Ziel», sagt der jüngere Gino über den Konkurrenzkampf mit dem eigenen Bruder und fügt an: «Aber im Moment bin ich noch etwas zu weit weg.» Dennoch würden sich die beiden im Training schon mal auch etwas provozieren, um sich zu pushen. Zudem macht Gino klar: «Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt in der Familie. Aber auch bei uns klöpft es mal. Das Wichtigste ist immer die Ehrlichkeit. Wenn etwas nicht passt, sagt man es geradeaus.»