Zenhäusern jubelt «Eine Riesenfreude, mit einem Griechen auf dem Podest zu stehen»

Von Luca Betschart

4.2.2023

Ramon Zenhäusern präsentiert sich in Chamonix in WM-Form und deklassiert die Konkurrenz um eine Sekunde und mehr. Im Ziel verrät der grosse Sieger, wieso er sich mit dem Zweitplatzierten besonders freut.

Von Luca Betschart

4.2.2023

Schon als Ramon Zenhäusern als zweitletzter Fahrer mit der Bestzeit über die Ziellinie von Chamonix fährt, kennt der Jubel beim Walliser Slalom-Spezialisten keine Grenzen. «Es ist einen Moment vergangen, bis dieses Sch***-Grün mal wieder aufgeleuchtet hat. Das ist mehr als zwei Jahre her. Deshalb war es ein rechter Befreiungsschlag», erklärt Zenhäusern, der seine Stöcke vor Freude in die Luft schleudert, später im SRF-Interview. «Es ist wunderschön, deshalb sind die Ski-Stöcke wohl noch höher geflogen.»

Kurz darauf und auch dank des Ausfalls von Clément Noël ist Zenhäuserns dritter Weltcup-Triumph in trockenen Tüchern. Selbst wenn der nach dem 1. Lauf führende Franzose ins Ziel gekommen wäre, hätte er dem entfesselten Schweizer auf der Piste «Verte des Houches» an diesem Tag wohl kaum das Wasser reichen können. Denn keiner der Top-Fahrer kommt im 2. Lauf mit dem schwierigen Kurs auch nur annähernd so gut zurecht.

Yule: «Ramon war heute unschlagbar»

Das macht auch Daniel Yule klar, der als Drittplatzierter schon über eine Sekunde auf seinen Landsmann einbüsst. «Ich habe gut gekämpft. Ich glaube, Ramon war heute unschlagbar», anerkennt der Zweite der Slalom-Disziplinenwertung.

Schon mehr ärgert sich Yule über den hauchdünnen Rückstand auf den verblüffenden Griechen AJ Ginnis, der im 2. Lauf sensationell von Rang 23 auf Platz 2 vorstösst. Mickrige vier Hundertstel fehlen schlussendlich zum ersten Schweizer Slalom-Doppelsieg seit 1978 und dem Erfolg von Martial Donnet und Peter Lüscher.

Zenhäusern dürfte das für den Moment aber herzlich egal sein. «Ich war ziemlich nervös vor dem 2. Lauf. Ich wusste, dass es ein schwieriger Lauf ist. Es gab zwei, drei Orte, wo man taktisch fahren musste. Deshalb war ich nicht sicher, ob ich Vollgas geben oder ab und zu auch mit Kopf fahren soll», gesteht der 30-Jährige, der seiner Nervosität trotzt und genau die richtige Mischung findet.

Zenhäusern outet sich als Griechenland-Fan

Zenhäusern freut sich zudem mit dem Überraschungsmann des Tages. «Genial, dass er das geschafft hat. Ich mag es ihm von Herzen gönnen, er hatte eine schwierige Zeit, vor allem mit Verletzungen», sagt Zenhäusern auf AJ Ginnis, Griechenlands ersten Weltcup-Podestfahrer der Geschichte angesprochen. «Er hat auch schon mit uns trainiert in der Vorbereitung und war gleich schnell, wenn nicht noch schneller teilweise. Dass es ihm jetzt im Rennen aufgeht, ist genial.»

Zenhäusern geniesst seit mehr als 20 Jahren die Sommerferien in Griechenland und hat deshalb einen besonderen Bezug zum Inselstaat. Das macht den Slalom-Triumph in Chamonix für den dreifachen Weltcup-Sieger noch aussergewöhnlicher, wie er zugibt: «Ich habe eine Riesenfreude, mit einem Griechen auf dem Podest zu stehen, ich als Griechenland-Fan.»

Eine Premiere: Ein Grieche und zwei Schweizer auf dem Slalom-Podest von Chamonix.
Eine Premiere: Ein Grieche und zwei Schweizer auf dem Slalom-Podest von Chamonix.
Bild: Keystone