Im ersten Winter nach der Ära Marcel Hirscher wird die Saisonbilanz für die Skination Österreich so schlecht ausfallen wie seit 30 Jahren nicht mehr. In der Heimat hagelt es Kritik.
Vor den fünf abschliessenden Rennen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar: Österreich wird in der Nationenwertung nach 30 Jahren von der Schweiz an der Spitze abgelöst werden. Zudem dürfte man im Kampf um die kleinen Kristallkugeln leer ausgehen. Einzig im Parallel-Rennen der Frauen am Donnerstag in Are bleibt eine kleine, letzte Chance. 30 Podestplätze hat das österreichische Team bisher herausgefahren – zu wenig, um den Ansprüchen in der erfolgsverwöhnten Heimat zu genügen.
Die zweifache Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister kritisiert das Frauen-Team in der «Krone» entsprechend scharf. «Unsere Mädels sind einfach in keinen Lauf gekommen. Und sie sind, so ehrlich muss man sein, zu oft nicht gut Ski gefahren. Wenn man Siegläuferinnen wie Nicole Schmidhofer, Stephanie Venier oder Ramona Siebenhofer hat, dann müssen die Ansprüche ganz andere sein.»
Zudem schmerzen Dorfmeister die zahlreichen Ausfälle: «Da ist teilweise so viel Pech dabei, dass einem die Worte fehlen.» Auch die Verletzungen von Bernadette Schild und Stephanie Brunner habe dem Team nicht in die Karten gespielt.
Die einzige positive Erscheinung in der laufenden Saison sei Nina Ortlieb, merkt Dorfmeister an. Ansonsten sei vor allem positiv, dass es ein Winter ohne Grossereignis war. «Im kommenden WM-Winter wird die Sache sicher wieder anders, nämlich deutlich besser aussehen.»
Eberharters Rückendeckung für den Verband
Mit dem Austria-Team noch härter ins Gericht geht Stephan Eberharter, zweifacher Gesamtweltcupsieger und ebenfalls Olympiasieger. «Für ein Land, das den Anspruch hat, die Ski-Nation Nummer eins zu sein, ist es viel zu wenig. Heuer ist Österreich klar nicht die Nummer eins. Und wenn man sieht, dass nur drei Männer im Gesamtweltcup unter den Top 35 sind, ist das sogar mega-schlecht. Für den Aufwand der betrieben wird, ist das peinlich.»
Dabei liegt die Schuld für Eberharter weniger beim Verband als bei den Athleten und deren Einstellung. «Was ich nicht weiss, ist, wie sehr unsere Läufer dieses Leben wirklich führen wollen. Wie sehr sie bereit sind, alles zu geben und sich zu quälen.» Diesbezüglich Ausnahmen seien die Leistungsträger Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr und Marco Schwarz. Ansonsten fordert der 50-Jährige: «Es braucht wieder Leute, die mit Leidenschaft Ski fahren.»