Stefan Reichmuth möchte es den Schwimmern Jérémy Desplanches und Noè Ponti gleichtun und eine seit 1984 bestehende Schweizer Olympia-Medaillenflaute beenden. Damals in Los Angeles hatte Greco-Ringer Hugo Dietsche die Bronzemedaille in der Klasse bis 62 kg gewinnen können.
Ab Mittwoch, 4.00 Uhr Schweizer Zeit, steht Reichmuth bei den Freistil-Kämpfern im Limit bis 86 kg im Einsatz. Übersteht der Luzerner den ersten Wettkampftag, kämpft der WM-Dritte von 2019 am Donnerstag um Edelmetall. Reichmuth befindet sich bereits seit einer Woche im olympischen Dorf, wo er täglich um 8.00 Uhr einen PCR-Test abliefern muss. «Der Olympia-Spirit im Dorf ist trotz Maskenpflicht vorhanden. Alle sind positiv gestimmt hier», stellt der 26-Jährige fest.
Der Zentralschweizer fühlt sich bereit, wie er gegenüber «blue News» festhält. «Ich weiss, dass ich es drauf habe. Aber jeder der 16 Starter ist ein Favorit.» Aktuell steht für ihn nur noch ein Training pro Tag im Programm. Wichtig sei zum Abschluss der Vorbereitung, die Spritzigkeit zu halten. Ansonsten stehe die Regeneration im Vordergrund, um am Mittwoch topfit am Start zu sein. In Reichmuths Heimatgemeinde Grosswangen steht ein Public Viewing im Programm. Ab 3.00 Uhr wird mit Berichten über Reichmuths Vorbereitung die Spannung aufgebaut und der Countdown auf dessen Achtelfinal-Kampf eingeläutet.
Vorbereitung lief nicht nach Plan
Die letzten Wochen der Vorbereitung auf den Karriere-Höhepunkt verliefen für Reichmuth alles andere als plangemäss. Auch von Leistungssportchefin Monika Kurath, die im Jahre 1997 mit Bronze die erste Schweizer WM-Medaille im Frauenjudo errang, war hohe Improvisations-Fähigkeit gefragt. «Wir mussten extrem flexibel sein», betont sie gegenüber «blue News».
Die ständig wechselnden Corona-Bestimmungen in diversen Ländern sorgten für zahlreiche kurzfristige Umstellungen. Zum letzten Wettkampf-Test mit anschliessendem Trainingslager im russischen Dagestan erhielt beispielsweise Nationaltrainer Nicolae Ghita im letzten Moment die Einreise verweigert. Und das zum Vorbereitungs-Abschluss geplant gewesene Trainingslager in Kasachstan musste wegen komplettem Einreiseverbot für Ausländer abgesagt werden.
Stattdessen holte sich Reichmuth dann vom 15. bis 25. Juli in Andermatt den letzten Schliff. Als Sparringspartner fungierten Landsmann Samuel Scherrer, selbst zweifacher EM-Zweiter im nichtolympischen 92-kg-Limit, ein weiterer Schweizer sowie ein Moldawier.