Als erste Schweizer stehen Jenny Perret und Martin Rios an den Olympischen Spielen in Peking im Einsatz. Bereits am Mittwoch, zwei Tage vor der Eröffnungsfeier. Das Curling-Duo sorgte 2018 für Furore – in doppelter Hinsicht. Und will daran anknüpfen.
An den Gewinn der Silbermedaille bei der olympischen Premiere im Mixed Curling vor vier Jahren in Pyeongchang hat Martin Rios nur gute Erinnerungen. «Diese Erlebnisse waren genial. Für uns ist es ungewohnt, dass wir plötzlich so ein grosses Team um uns hatten. Das war speziell schön», sagt der 40-Jährige kurz vor seinem zweiten Olympia-Abenteuer, das für Rios mit der Abreise bereits am 28. Januar begonnen hat. «Ich glaube, diese Spiele werden anders. Wir dürfen nicht dasselbe erwarten», gibt er zu bedenken.
Für die Wettkämpfe in Peking will er das aber ausblenden. «Sobald du aufs Eis gehst, ist es genau das Gleiche. Vorher und nachher hast du grosse Unterschiede. Aber wir durften es schon einmal erleben und wissen, wie damit umzugehen ist.»
Auch mit Anlässen zu Corona-Zeiten habe man mittlerweile etwas Erfahrung, vor allem aufgrund der bestrittenen WM im vergangenen Jahr. Damals ist für Perret/Rios im Viertelfinal nach einer knappen Niederlage nach Zusatzend Schluss. Wie bereits im Olympia-Final von Pyeongchang muss man sich der kanadischen Vertretung beugen.
Mehr finanzielle Luft als grösste Veränderung
Inwiefern hat sich der Coup vor vier Jahren überhaupt auf das Sportlerleben des Curling-Duos ausgewirkt? «Durch die Silbermedaille haben wir einen Hauptsponsor gefunden, das ist der Arbeitgeber von Jenny. Das war die grosse Veränderung, das hat uns auf der finanziellen Seite mehr Luft gegeben. Ansonsten hat sich unser Leben nicht riesig verändert», sagt Rios.
Zudem erkennen ihn die Leute teilweise. Aber nicht nur aufgrund der für die Schweiz gewonnenen Silbermedaille, sondern auch für das Verhalten der beiden auf dem Eis. Perret/Rios sorgten damals durch ihre Meinungsverschiedenheiten, die sie auf dem Eis offen austrugen, verschiedentlich für Schlagzeilen und erhielten den Übernahmen «die Chiflers».
«Es kam ein paar Mal vor, dass Leute sagten, mein Gesicht käme ihnen bekannt vor. Der Zwanziger fiel aber nicht, als ich sagte, dass ich Curling spiele. Erst als ich sagte: ‹Weisst du, die beiden, die immer gestritten haben›», berichtet Rios. «Das ist noch präsent bei gewissen Leuten, die uns vorher noch nicht kannten. Die, die uns kennen, wussten schon vorher, wie wir sind und haben sich darüber amüsiert.»
Auch Rios stört sich nicht ab dem Ruf als «Chifler»: «Ich kann da selbst etwas über uns lachen. Ich kenne die ‹Chiflers› noch aus meiner Kindheit, meine Grosseltern haben das geschaut. Ich habe die ‹Chiflers› als amüsantes Paar in Erinnerung. Ich glaube, man muss über sich selber schmunzeln können.»
«Finden das andere lustig, ist es doch schön»
Ein Erfolgsrezept ist die Streiterei auf dem Eis für das Duo aber nicht. «Es ist einfach passiert. Es war nicht unser Plan», stellt Rios klar. «Es ist nicht unser Ziel, die Welt zu unterhalten, sondern das Maximum herauszuholen. Das machen wir, wenn wir uns selber sind. Natürlich braucht es auch da eine gute Balance, es darf nicht zu viel werden. Schlussendlich haben wir das Gefühl, es braucht mehr Energie, sich zu verstellen, als wenn wir uns selber sind.»
Genau das wollen Perret/Rios in Peking wiederholen, wo es für sie im Mixed-Doppel bereits am 2. Februar mit der Partie gegen Gastgeber China und somit zwei Tage vor der offiziellen Eröffnungsfeier losgeht. «Unser Plan ist, wieder unseren Weg zu gehen», betont Rios. «Und wenn das dann andere wieder lustig finden, ist es doch schön, dass sie über uns und nicht über Corona sprechen können.»