Als erstes Schweizer Frauen-Duo erreichen die Beachvolleyballerinnen Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré einen Olympia-Halbfinal. Nach dem Sieg über Brasilien setzt es allerdings auch Kritik ab.
Es war eine höchst intensive Partie für die Zürcherin Heidrich und die Bernerin Vergé-Dépré gegen das brasilianische Duo Ana Patricia/Rebecca. Es war nicht nur die grosse Hitze, sondern auch die hitzige Atmosphäre zwischen den Gegnerinnen, welche für viel Gesprächsstoff sorgte. Vor allem Heidrich provozierte mit ihrem Verhalten. So schrie sie auch schon mal nach gewonnenen Punkten extra laut in Richtung ihrer Gegnerinnen. Nach dem hart erkämpften Dreisatzsieg kassierte sie dafür auf ihrer Instagram-Seite von brasilianischen Fans noch einen Shitstorm.
Nebst vielen Beleidigungen – vor allem das Emoji 🤮 scheint populär zu sein – sind auch einige differenzierte(re) Voten zu lesen. Ein User hält stellvertretend fest: «Du spielst sehr gut, aber du solltest euren Gegnern gegenüber etwas Respekt zeigen. Wie ein Verrückter in das Gesicht eines anderen zu schreien, nur um ihn zu ärgern, ist nicht cool. Zeige etwas Sportsgeist.»
Heidrich: «Sie haben auch Spielchen gespielt»
Nach dem Einzug in die Runde der letzten vier nahm Heidrich und Vergé-Dépré Stellung zum Thema und sprachen auch über die nächste Partie.
Was war der Grund für die vielen Diskussionen während der Partie?
Heidrich: «Wir haben Diskussionen, seit wir hier sind. Aber diese machen mich stark, sie pushen mich, so kann ich meine Leistung bringen. Ich bin eine sehr emotionale Spielerin, neben dem Court bin ich aber eher ruhig, was man mir wohl nicht geben würde. Nach dem Spiel haben wir aber mit den Brasilianerinnen abgeklatscht, auch sie haben ihre Spielchen gespielt. Und auch sie wussten, dass es um viel geht. So etwas muss man aushalten können.»
Mit der Halbfinal-Qualifikation haben Sie Ihr offizielles Ziel erreicht. Was ist das für ein Gefühl?
Heidrich: «Es ist verrückt und ein unglaubliches Gefühl. Es war ein grosser Kampf und nicht einfach, da es sehr heiss war. Wir haben als Team einen guten Job gemacht, um jeden Punkt gekämpft. Wir gaben nie auf, auch nicht in den Phasen, in denen wir nicht unser bestes Volleyball zeigten.»
Es ist die erste Halbfinal-Qualifikation eines Schweizer Frauen-Duos an Olympischen Spielen. Was bedeutet das?
Vergé-Dépré: «Für das Frauen-Beachvolleyball und die Frauen generell in der Schweiz ist das mega cool. Ich denke, wir werden es erst später realisieren, was wir erreicht haben. Wir sind jetzt noch im Turnier-Modus und wollen in diesem auch bleiben. Kurz freuen – und weiter geht's.»
Wie sind Sie mit der grossen Hitze umgegangen?
«Heute waren wir extrem froh, dass wir im Vorfeld das Hitzetraining gemacht haben. Es war sehr drückend. Es brauchte eine extreme Kopfleistung, dass wir bei unserem Gameplan geblieben sind und immer weitergemacht haben. Auch die Brasilianerinnen, die sich dieses Wetter ja eigentlich gewöhnt sind, hatten zu kämpfen. Das hat unserem Spiel noch einmal einen Schub gegeben.»
Wie sah dieses Hitzetraining in der Vorbereitung aus?
Vergé-Dépré: «Wir haben verschiedene Einheiten in der Hitzekammer gemacht bei 75 Prozent Luftfeuchtigkeit und 32 Grad, eine Stunde lang, damit wir uns daran gewöhnen konnten, wie sich der Körper anfühlt. Diesen muss man bei diesen Bedingungen zur Arbeit zwingen, denn alleine macht er es nicht.»
Was können Sie zu den Halbfinal-Gegnerinnen sagen?
Vergé-Dépré: «Die USA sind eine der Volleyball-Nationen. Ich spielte bereits 2016 in Rio gegen April (Ross) und verlor knapp im dritten Satz. Wir werden alles geben, um das Resultat diesmal auf unsere Seite zu kippen. Gegen diese Zusammensetzung haben wir allerdings noch nie gespielt. Wir freuen uns, dass wir um die Medaille kämpfen. Und wenn man im Halbfinal ist, will man auch in den Final. Aber zuerst geniessen wir den Moment, ehe wir uns wieder fokussieren.»
Beachvolleyball ist ja normalerweise eine grosse Party. Wie sehr beeinflusst die fehlende Atmosphäre das Turnier?
Heidrich: «Jeder Sportler hat sich Olympia mit Zuschauern gewünscht. Beachvolleyball lebt natürlich extrem von dieser Party-Stimmung. Wir können das aber ausblenden und haben akzeptiert, dass es so ist, trotzdem geben wir alles. Wir machen unsere eigene Party auf dem Court.»
fin, sda