Mercedes-Chef Toto Wolff: «Wir werden zum Umdenken gezwungen»

bam

22.5.2020

Toto Wolff ist einer der erfolgreichsten Teamchefs in der Formel 1.
Toto Wolff ist einer der erfolgreichsten Teamchefs in der Formel 1.
Getty

Toto Wolff hat Mercedes zum erfolgreichsten Team der Formel 1 gemacht. Nun verrät der Teamchef sein Erfolgsrezept.

Toto Wolff hat seit 2013 die Zügel bei Mercedes in der Hand. Der Österreicher leitet die Geschäfte als Teamchef äusserst erfolgreich. Seit 2014 dominiert Mercedes die Formel 1: Lewis Hamilton gewann seither fünf WM-Titel, Nico Rosberg kürte sich ebenfalls als Weltmeister (2016) im Silberpfeil. Und auch der Konstrukteurs-WM-Titel ging jedes Jahr an den deutschen Rennstall. Doch was ist Wolffs Erfolgsgeheimnis? 

«Ich glaube, erfolgreiche Organisationen funktionieren nach dem Prinzip des Darwinismus», sagt er im Interview mit «Focus». «Nicht der Stärkste überlebt, sondern der Anpassungsfähigste. Und in unserer Branche – wie in vielen anderen – werden wir zum Umdenken gezwungen.» Das zeigt sich beispielsweise in der Corona-Krise, mit der niemand gerechnet hat. Auch Wolff nicht. «Und deshalb müssen wir immer bereit sein, uns etwas einfallen zu lassen und Anpassungen vorzunehmen. An unseren schlimmsten Tagen lernen wir das meiste.»

Toto Wolff konnte mit Lewis Hamilton mehr als einen Weltmeistertitel feiern.
Toto Wolff konnte mit Lewis Hamilton mehr als einen Weltmeistertitel feiern.
Keystone

Wie Wolff zur Formel 1 kam

Toto Wolff, der auf den norwegischen Namen Torgen getauft wurde, wuchs in Wien auf. Sein Vater starb, als er 15 Jahre alt war. Eine schwierige Situation. Auch finanziell. «Obwohl es eine harte Zeit war, hat meine Mutter es geschafft, immer ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. Diese Lockerheit hat sie mir mitgegeben», wird Wolff von «motorsport-total.com» zitiert.

Für Wolff war als Jugendlicher klar, dass er einmal Rennpilot sein würde. Es war sein grosser Traum. In der österreichischen Formel-Ford-Meisterschaft durfte der Österreicher mit polnischen und rumänischen Wurzeln erste Erfahrungen sammeln. Doch schon als 20-Jähriger erkannte er, dass er es nie ganz nach oben schaffen würde. «Ich fuhr hinter meinem Freund Alex Wurz und obwohl ich ihm folgen konnte, wusste ich, dass er etwas anders macht. Seine Fähigkeiten waren ganz andere. Ich habe realisiert, dass ich nicht das Talent dazu hatte.»



Sein Talent liegt im Management und im Investment. Er investierte nach seinem Wirtschaftsstudium in Technologie- und Bauunternehmen und gründete 1998 seine eigene Investmentfirma Marchfifteen. «Man muss Leidenschaft in sein Leben bringen. Wenn man nur in sein Büro geht, ohne das zu lieben, was man macht, dann ist es schwierig, erfolgreich zu sein», so seine Devise schon damals.

Wolff blieb der Rennstrecke stets treu. Er setzte sich neben seinen Finanzgeschäften immer wieder in einen Rennwagen und bestritt diverse Rennen. So kam er auch auf die Idee, Rennfahrer zu managen. Wolff hatte unter anderem Valtteri Bottas, heutiger Mercedes-Pilot, unter Vertrag.

Seine Arbeit als Manager blieb nicht unerkannt. Plötzlich kam ein Anruf von Frank Williams. Wolff investierte 2009 in den britischen Rennstall und so öffnete sich für ihn die Tür in die Formel 1. 

Wolff bleibt nicht stehen, er investiert weiter

Wolff, der mit seiner Frau Susie in der Schweiz am Bodensee wohnt, hat 2013 schliesslich Anteile von Mercedes gekauft. «Sie haben einen Partner im Management gesucht, einen Mitgesellschafter, der eigenes Geld investiert.» Das Investment hat sich ausgezahlt.

Für den 48-jährigen Investor ist Weiterentwicklung das A und O. «Als Erwachsener, Unternehmer oder Angestellter vergessen wir manchmal, dass wir uns immer noch weiterentwickeln können. Wir sollten nicht stillstehen, auch wenn man schon so alt ist wie ich jetzt», sagte Wolff bereits vor drei Jahren in einem Interview.

Wolff bleibt nicht stehen. Er hat bereits sein nächstes Investment getätigt. Erst kürzlich wurde publik, dass er Anteile von Aston Martin gekauft habe. Wo liegt seine Zukunft? Sein Vertrag läuft bei Mercedes Ende Jahr aus. «Wir sind in guten Gesprächen», sagt Wolff und hält sich noch bedeckt. 

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