Eigentlich hätte der Saisonstart Mitte März in Australien über die Bühne gehen sollen, doch die Formel 1 wartet bis heute auf den Startschuss. Die Zwangspause stellt auch für Lewis Hamilton eine Herausforderung dar.
Anfang Dezember findet in Abu Dhabi das bis heute letzte Rennen der Formel 1 statt, Weltmeister Lewis Hamilton feiert zum Abschluss der abgelaufenen Saison einen weiteren überzeugenden Sieg. Seither sitzt der Brite aber gezwungenermassen auf dem Trockenen. Wegen der Corona-Pandemie fällt der geplante Saisonstart in Melbourne vor rund zwei Monaten ins Wasser. Bis Ende Juli und dem möglichen Auftaktrennen im österreichischen Spielberg wird das auch so bleiben.
Beim Restart will Hamilton dann aber auf den Punkt bereit sein und sich gegen die aufstrebende junge Konkurrenz, die sich aktuell regelmässig in virtuellen Rennen misst, erneut beweisen. «Es ist einfacher zu lernen, wenn man Fehler macht», sagt der 35-Jährige im Gespräch mit dem eigenen Mercedes-Team. «Aber man muss auch Wege finden, nach einem Erfolg zu wachsen», weiss der sechsfache Weltmeister aus eigener Erfahrung. Genau das versuche er. «Es gibt so viele Bereiche, du suchst nach Perfektion. Und ein perfektes Rennen gab es bisher noch nie.» Genau das treibe ihn an.
Für den Generationenkampf in der Formel 1 fühlt sich der Routinier auch ohne Training auf der Konsole gewappnet. Denn es gebe kein Substitut für die Erfahrung. Mental sei er manchmal zwar noch immer das Kind, das er früher war. Aber neben dem Talent habe er mittlerweile auch das nötige Wissen und die Erfahrung. Ihm sei auch bewusst, wie entscheidend die mentale Stärke eines Fahrers sei.
«Soll ich weiter Rennen fahren»
Insbesondere während der Zwangspause in den letzten Wochen macht auch Hamilton Bekanntschaft mit ungewohnten Motivationsproblemen. «Ich habe Tage, da wache ich auf und bin erschöpft. Dann bin ich unmotiviert und frage mich: Wo soll das hingehen? Was kommt als nächstes? Soll ich weiter Rennen fahren?»
Der 84-fache GP-Sieger stelle sich in diesen Momenten ganz grundlegende Fragen, die er sich früher oder später glücklicherweise aber noch immer beantworten kann: «Man, ich liebe was ich tue. Wieso sollte ich in Betracht ziehen, nicht weiterzufahren?»
Hamilton ist überzeugt, dass man sich in solchen Phasen durchaus weiterentwickeln kann. Eigentlich sei es Zeitverschwendung, wenn man das nicht tue. «Nichts wird dir geschenkt. Wir müssen da rausgehen und es uns holen – was auch immer es ist. Und du musst es mehr wollen als die Person, die gegen dich kämpft. Du musst einfach deinen Finger aus dem Arsch nehmen und es tun», appelliert er.
Das gelte auch für ihn selbst. «Ich hoffe, besser zurückzukehren», sagt Hamilton an und legt den Zuschauern ans Herz, auch mal Dinge zu tun, auf die man normalerweise lieber verzichten würde. «Ich werde wahrscheinlich in den Simulator gehen, was ich nicht immer mag», gesteht er. Um nach der Auszeit aber bereit zu sein, müsse man alle Möglichkeiten ausschöpfen – und sich bis zum Startschuss der neuen Saison besondere Challenges setzen. «Wie können wir dort (In Österreich, Anm. d. Red.) ankommen, als wären wir alle Rennen zuvor gefahren? Ich weiss nicht, ob wir das schaffen. Aber das ist ein gutes Ziel.»