Lewis Hamilton ist ein gleichermassen erfolgreicher wie feinfühliger Spitzenathlet. Der durch Polizeigewalt verursachte Tod von George Floyd beschäftigt den Briten seit Tagen.
Die vergangenen Tage seien «dunkel» gewesen, schreibt Formel-1-Star Lewis Hamilton auf Instagram. Es sei ihm nicht gelungen, seine Emotionen im Zaum zu halten. «Ich habe so viel Zorn und so viel Traurigkeit gefühlt und konnte nicht glauben, was meine Augen gesehen hatten. Angesichts der so unverfrorenen Missachtung von Menschenleben wurde ich komplett von Wut übermannt. Die Ungerechtigkeit, die unsere Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt immer wieder erfahren, ist entsetzlich und MUSS aufhören.»
Als dunkelhäutiger Mann sei er nicht schuldig geboren. In seinem Post greift der sechsfache Formel-1-Weltmeister eine Aussage von Schauspieler Will Smith auf, der das Ganze treffend beschrieben habe: «Der Rassismus ist nicht schlimmer geworden. Der Unterschied ist nur, dass er jetzt gefilmt wird.» So wie dies eben im Fall von George Floyd der Fall war. Dass der beschuldigte Polizist erst nach Protesten hunderttausender Menschen wegen Mordes verhaftet wurde, stimmt Hamilton traurig. Rassismus gebe es auf der ganzen Welt: «Wir versagen als Menschen, wenn wir nicht dafür aufstehen, das Richtige zu tun.»
«Hast du je aktiv darüber nachgedacht, dass du weiss bist?»
Hamilton, der erste farbige Weltmeister der Formel 1, kann nicht verstehen, wenn sich Leute in Schweigen hüllen, wenn es um Themen wie Rassismus und Toleranz geht. Von seinem Team erfährt er zumindest Rückendeckung. So begrüsst Mercedes-Teamchef Toto Wolff etwa Hamiltons Engagement: «Wir wissen, dass Lewis Minderheiten schon immer unterstützt hat.»
Auch er habe viel von Hamilton gelernt, gibt Wolff zu und erinnert sich an ein früheres Gespräch: «Er hat mich einmal gefragt: 'Toto, hast du je aktiv darüber nachgedacht, dass du weiss bist?' Und ich habe geantwortet: 'Nein, habe ich nicht.‘» Darauf meinte Hamilton: «Weisst du, ich muss jeden Tag über meine Hautfarbe nachdenken, weil ich jeden Tag darauf aufmerksam gemacht werde.»
Es sei wirklich schwierig, sich vorzustellen, was das wirklich bedeute. «Daher bin ich sehr froh darüber und unterstütze das auch, dass er sich zu dem Thema so stark äussert. Er ist einer der Botschafter dieses Sports, und was er da macht, ist gut», so Wolff, der selbst ein gebranntes Kind ist.
Rückendeckung von Wolff
Er habe lange bei einer jüdischen Familie gelebt, als es seiner Familie nicht so gut ging, sagt Wolff: «Da konnte ich schon als Kind miterleben, was es bedeutet, diskriminiert zu werden. Wir alle können etwas dazu beitragen, Veränderung herbeizuführen. Manchmal braucht es leider Ereignisse wie jenes in den USA, um eine Welle der Unterstützung für eine Minderheit zu triggern.»
Deshalb sei es gut, dass sich Hamilton als Superstar aktiv an dieser Bewegung beteilige. Umso mehr, da er «aus einem von Weissen dominierten Sport kommt». Er finde, so Wolff, dass sich jeder dieser Bewegung anschliessen sollte, «damit solche schrecklichen Dinge nicht mehr passieren. Wir als Team fördern Diversität». So würden etwa Mitarbeiter nur nach Leistung und nicht nach Kultur, Religion oder Hautfarbe ausgewählt. Traurigerweise ist das auch im 21. Jahrhundert noch immer keine Selbstverständlichkeit.