So tickt Charles LeclercCharles Leclerc: Der neue Sauber-Pilot, der von Zürich nach Nizza fliegt, um im eigenen Bett zu schlafen
jar
23.5.2018
Sauber musste in den vergangenen Jahren unten durch, der Hinwiler Rennstall träumt aber wieder von rosigeren Zeiten. Nicht nur das Auto ist neu, sondern auch der Hoffnungsträger: Charles Leclerc. Wir stellen den jungen Monegassen vor.
Er ist jung, wild und talentiert. Und hat einen steilen Aufstieg hinter sich. 2016 gewann Charles Leclerc zusammen mit dem heutigen Sauber-Boss Frédéric Vasseur in der GP3 den Titel. 2017 holte er sich in der Formel 2 gleich die nächste Meisterschaft. Nun ist Leclerc mit 20 Jahren bereits in die Königsklasse aufgestiegen, am Sonntag wird er in Melbourne sein Formel-1-Debüt geben – von 0 auf 100 in kürzester Zeit.
Für den Monegassen erfüllt sich ein Traum. Schon als kleiner Bub hatte er davon geträumt, Rennfahrer zu werden. Grossen Anteil daran hatte die Familie von Jules Bianchi, der 2015 an den Folgen seines schweren Rennunfalls verstarb. «Mein Vater und der von Jules waren Jugendfreunde, so hatten wir mit den Bianchis ein sehr, sehr enges Verhältnis. Dann ging ich mit nicht einmal fünf Jahren auf deren Kartstrecke in Brignoles. Und danach war ich mit dem Virus Motorsport infiziert», erinnert sich Leclerc in einem Interview mit «Blick» an seine ersten Schritte im Cockpit.
Dass er nun in der Formel 1 eine Chance erhält, hat der zweitjüngste Pilot im F1-Fahrerfeld (nur Lance Stroll, 19, ist jünger) vor allem auch Ferrari, dem Motorenlieferant von Sauber, zu verdanken. Leclerc stammt aus der Ferrari Academy und ist die grosse Zukunftshoffnung der Scuderia aus Maranello. Bedeutet auch, dass die Erwartungen an den 20-Jährigen bereits jetzt riesig sind. Auch wenn die Unterschiede im Auto im Vergleich zu seinen früheren Cockpits immens sind.
«Ferrari beobachtet mich sehr genau, nachdem sie mich seit Jahren begleiten», weiss Leclerc. Mit Nicolas Todt, dem Sohn des FIA-Präsidenten, habe er aber schon lange den richtigen Manager, der sich um seine Zukunft kümmert. «Ich muss nur den Job im Cockpit machen. Weil sich vieles im Kopf abspielt, hilft mir seit Jahren auch ein Mentaltrainer.»
Dieser hilft ihm auch dabei, die beiden schweren Schicksalsschläge zu verarbeiten, die Leclerc innert kurzer Zeit zu verkraften hatte. Nach dem tragischen Tod seines Kindheitsfreundes Jules Bianchi verstarb im Juni sein Vater. «Ich bin sicher, die Beiden schauen mir von oben zu und sind zufrieden mit mir», wird er von «SRF» zitiert.
«Wir wollen wieder näher ans Mittelfeld kommen»
Mit Alfa Sauber will Leclerc, der mit der Startnummer 16 in die Rennen geht, voll angreifen. Ohne allerdings von unrealistischen Zielen zu träumen. «Es gibt keine Wunder in der Formel 1. Unser Ziel bleibt, näher ans Mittelfeld zu kommen. Daran arbeitet das ganze Team wie verrückt», sagt er gegenüber «Blick».
Mit seinem neuen Teamkollegen Marcus Ericsson verstehe er sich ganz gut, so Leclerc: «Es ist immer wichtig, dass du die Dinge in und ausserhalb des Autos gut trennen kannst. Aber wenn ich den Helm aufsetze, dann habe ich keine Freunde mehr».
Bleibt die Frage, was der junge Monegasse von der Schweiz hält. «Ich liebe eure Schokolade», schwärmt Leclerc. Weniger gerne hat er das Wetter: «An die Kälte kann ich mich nicht gewöhnen».
So nimmt er gut und gerne auch mal ein paar Extrastunden im Flugzeug in Kauf. Leclerc: «Da ich gerne im eigenen Bett schlafe, fliege ich immer am Morgen von Nizza nach Zürich – und nehme den Flug am Abend zurück».
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