Am 3. August 2017 sorgt Neymar mit der Unterschrift bei PSG für einen Paukenschlag. Der erhoffte Aufstieg zum Weltfussballer glückt dem 222-Millionen-Mann in Paris aber nie. Im Gegenteil.
Mit Neymars Abgang nimmt die Ära des magischen Barça-Sturmtrios «MSN» im August 2017 ein abruptes Ende. Bis dahin lehrt das Trio aus Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar zahlreichen Verteidigern in Europa das Fürchten. In ihrer gemeinsamen Zeit ab 2014 markieren sie gemeinsam 364 Treffer und räumen mit dem FCB acht Titel ab, bevor Neymar genug hat.
Um endgültig aus dem Schatten von Lionel Messi zu treten, kehrt Neymar Barcelona trotz laufendem Vertrag den Rücken. Ein Szenario, das sich im Vorfeld eigentlich niemand ausmalt, haben die Katalanen dem Brasilianer doch eine Ausstiegsklausel in Höhe von über 200 Millionen Euro verschrieben. Die Rechnung haben sie aber ohne Nasser Al-Khelaifi gemacht.
Scheinbar ohne zu zögern zahlt PSG nicht nur den festgelegten Preis für Neymar, sondern stellt diesem auch einen lukrativen Vertrag über fünf Jahre aus. Das Ziel ist klar: Neymar soll den Klub aus der französischen Hauptstadt zum Champions-League-Titel führen.
Pfiffe der eigenen Fans
Fünf Jahre nach dem Transfer-Wahnsinn wartet Paris nach wie vor sehnsüchtig auf den Durchmarsch in der Königsklasse. Die Bilanz fällt zumindest aus sportlicher Hinsicht ernüchternd aus. Neymar ist bei PSG zwar nach wie vor Leistungsträger und hat trotz Verletzungspausen grossen Anteil an vier Meistertiteln in den letzten fünf Jahren. Aus dem Schatten von Messi und zum weltbesten Fussballer vermag sich der Rekordeinkauf aber nie zu spielen. Neymars Ruf muss über die PSG-Jahre stattdessen leiden.
Während Neymar im Jahr seines Transfers bei der Wahl zum goldenen Ball noch Dritter wird, gehört er seither nie mehr zu den besten zehn. Ihm wird fehlende Disziplin nachgesagt. Seine Gelben Karten und die daraus resultierenden Sperren soll er gar schon getimt haben, um beispielsweise am Geburtstag seiner Schwester in Brasilien mitfeiern zu können. Und immer wieder kommen Transfergerüchte auf, mehrfach soll der Dribbelkünstler gar mit der Rückkehr nach Barcelona liebäugeln. Faktoren, die der Popularität des 30-Jährigen beim eigenen Anhang oder gar in der Kabine schaden, selbst wenn die Leistungen auf dem Platz stimmen.
Setzt es dann in der Champions League wieder einen Dämpfer ab, ist der Sündenbock schnell gefunden. Wie im März dieses Jahres, als PSG den Viertelfinal-Einzug im Duell mit Real Madrid in den Schlussminuten noch verspielt. Neymar wird in den folgenden Partien ausgebuht, lässt sich das aber nicht gefallen. «Ich bin noch drei Jahre hier, also hört auf zu buhen oder ihr werdet mehr Luft brauchen.» Die Botschaft, die Neymar im April an die unzufriedenen Anhänger richtet, klingt wie eine Drohung.
Ein alternativloser Verbleib?
Gut möglich, dass Neymar diese wahrmacht – obwohl in der Folge einmal mehr wilde Wechselgerüchte kursieren und ein Abgang in diesem Sommer bereits besiegelt schien. Es ist gar zu lesen, dass sich Kylian Mbappé gegen seinen kongenialen Partner ausgesprochen hat. Doch die Nummer zehn wird auch nach der fünften Saison in Paris bleiben. Es fragt sich nur, aus welchen Gründen.
Hat man am Ende gar keine andere Wahl? Gemäss Medienberichten hat sich der laufende Vertrag im Juli automatisch um zwei Jahre bis 2027 verlängert. Dieser spielt Neymar rund 200 Millionen Euro ein. Welcher andere Klub will und kann das stemmen? Der Verbleib in Frankreich ist deshalb wohl vor allem die Folge fehlender Alternativen. Und zwar für beide Seiten.
Vielleicht muss man PSG aber auch zu seinem Glück zwingen. Der Brasilianer ist offenbar in blendender Verfassung aus den Ferien zurückgekehrt und bereitet sich fokussiert auf eine Saison voller Highlights vor. Ob im Nationalteam an der WM in Katar, wo er nebst dem Titel auch Peles Torrekord jagen wird, oder in Paris, wo der allfällige Champions-League-Triumph den Sündenbock ziemlich sicher zum Helden aufsteigen lässt – für Neymar ist es noch nicht zu spät.