Fussball-WM Vor den Augen der Welt: US-Captain Rapinoes Protest gegen Trump

jar

12.6.2019

Megan Rapinoe (r.) singt die Nationalhymne der USA nicht mit. 
Megan Rapinoe (r.) singt die Nationalhymne der USA nicht mit. 
Bild: Screenshot

Die USA fegen Thailand an der WM gleich mit 13:0 vom Platz und sorgen damit für einen Rekord. Da geht die Protestaktion von Spielführerin Megan Rapinoe gegen US-Präsident Donald Trump völlig unter.

Wenn einige Spieler der Schweizer Nationalmannschaft vor einem Länderspiel bei der Nationalhymne nicht mitsingen, mag das den einen oder anderen Fan stören. Mittlerweile ist dies in der breiten Öffentlichkeit akzeptiert, sodass nur selten eine Debatte folgt, wenn Xhaka oder Shaqiri den Schweizer Psalm nicht mitsingen. 

Ganz anders ist dies in den USA. Der Patriotismus verlangt es, lautstark mitzusingen und die rechte Hand auf die Brust zu legen. Wer dies nicht macht, begeht beinahe Landesverrat. Football-Spieler Colin Kaepernick sorgte im August 2016 für einen Eklat, als er sich vor einem Spiel bei der Nationalhymne nicht erhob, sondern niederkniete, um gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den Vereinigten Staaten zu protestieren. Als Folge davon verlor Kaepernick seinen Job als Quarterback bei den San Francisco 49ers und ist nun seit mehr als zwei Jahren vereinslos.

Mit Megan Rapinoe gibt nun auch eine Fussballspielerin ein politisches Statement ab – vor den Augen der ganzen Welt. Bevor die USA am Dienstag Thailand mit 13:0 vom Platz schicken, verweigert Rapinoe, notabene Captain des Teams, die Nationalhymne mitzusingen und hält sich auch die Hand nicht auf die Brust. Stattdessen steht sie ganz einfach stramm und stolz in der Reihe ihrer Mannschaft.

Eine Protestaktion, die von der 33-Jährigen zu erwarten war. Denn es ist längst nicht ihre erste. Im September 2016 solidarisierte sich Rapinoe mit dem damals arg in die Kritik geratenen Kaepernick und ging vor dem Testspiel der USA gegen die Niederlande bei der Nationalhymne auf die Knie.

Megan Rapinoe bei einem Länderspiel im September 2016.
Megan Rapinoe bei einem Länderspiel im September 2016.
Bild: Getty

«Ich habe mich damals dazu entschlossen, zu meinen Überzeugungen zu stehen, auch wenn das bedeutet, einen hohen Preis zu bezahlen», erinnert sich Rapinoe heute an ihre ersten Proteste. Der Preis war, dass sie von vielen Seiten Kritik einstecken musste. Und dass sie in den folgenden Spielen nicht mehr zum Einsatz kam. Die Begründung lautete, dass «Pinoe», wie die Stürmerin genannt wird, nach einer Knieverletzung einfach noch nicht wieder ihr gewohntes Spielniveau erreicht habe.

Der US-amerikanische Fussballverband führte schliesslich die Regel ein, dass Spieler und Spielerinnen des Nationalteams während der Hymne «respektvoll» zu stehen haben. Erst danach durfte Rapinoe wieder spielen. Dass es soweit kam, ist wohl auch ihrer Mitspielerinnen zu verdanken. Diese machten beim öffentlichen Protest zwar nicht mit, stellten sich aber klar gegen Diskriminierung. Viele von ihnen haben kategorisch abgelehnt, Präsident Donald Trump im Fall des Weltmeisteritels im Weissen Haus zu besuchen. Starstürmerin Alex Morgan, fünffache Torschützin gegen Thailand, sagte kürzlich: «Ich habe gelernt, meine Plattform dazu zu benutzen, mich für Dinge einzusetzen, die grösser sind als der Fussball. Das hat auch viel mit Pinoe zu tun.» 

Ein gutartiges «F*** you, Trump»

Rapinoes Signal ist klar. Die homosexuelle Spielerin protestiert mit ihrer Aktion gegen US-Präsident Trump, den sie gegenüber «Yahoo Sports» vor einem Monat als «sexistisch», «frauenfeindlich», «rassistisch» und «schlechten Menschen» beschrieb. Trump stehe so ziemlich gegen alles, was ihr wichtig sei. Und deshalb werde sie «die Hymne wahrscheinlich nie wieder singen». Der Protest sei «ein gutartiges F*** dich», so Rapinoe, «für jede Art von Ungleichheit oder schlechten Gefühlen, welche die Regierung gegenüber Menschen hat, die anders sind».

Rapinoe muss nach ihrem jüngsten Protest erneut viel Kritik einstecken. Auf Twitter fordern viele Fans den Rausschmiss der Spielführerin. Der Stürmerin scheint das egal zu sein, sie will weiterhin ein Zeichen setzen. Sie gehörte auch zu den fünf Nationalspielerinnen der USA, die eine Klage gegen den Fussballverband wegen Geschlechterdiskriminierung vorbereitet hatte. Als ihnen in diesem Frühjahr ein Bundesgericht das Recht einräumte, die Klage weiter zu verfolgen, schloss sich das gesamte Team mit allen 28 Mitgliedern an. 

Rapinoe und ihre Teamkolleginnen gegen den Rest. Die USA sind an der WM in Frankreich Titelverteidiger und Top-Favorit. Den Weltmeistertitel wollen sie aber nicht für den Fussballverband holen und schon gar nicht für die Regierung. Sondern, so Rapinoe, für die Nation, die sie trotz allem noch immer so sehr liebe.

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