Beim 1:0-Sieg gegen Frankfurt fliegt Schalke-Keeper Alexander Nübel nach einer Kung-Fu-Attacke mit Rot vom Platz. Ein böses Foul, doch es geht noch schlimmer.
Für Frankfurts Mijat Gacinovic ist die Partie nach dem Foul gelaufen, doch mit seiner schweren Rippenprellung kommt er noch relativ glimpflich davon. Erstaunlich ist auch seine Reaktion, denn der Gefoulte nimmt Schalke-Keeper Alexander Nübel in Schutz. Auf Instagram schreibt er: «Leider passieren solche Zusammenstösse manchmal im Kampf um den Ball.» Es gehe ihm trotz der schweren Rippenprellung gut – überdies bedankt sich Gacinovic bei Nübel, weil er keine Absicht wittert und sich der Torhüter auch sofort entschuldigte.
Der Schalke-Goalie wird für vier Spiele gesperrt. Es ist ein brutales Foul, doch wird es auch in die Geschichte eingehen, so wie die folgenden fünf Kung-Fu-Attacken?
WM-Halbfinal, 1982
Toni Schumacher
Im WM-Halbfinale räumt Deutschlands Torhüterlegende Toni Schumacher den Franzosen Patrick Battiston aus vollem Lauf aus dem Weg und rammt ihm den Ellbogen ins Gesicht. Der Franzose bricht sich einen Halswirbel, verliert das Bewusstsein und ein paar Zähne. Schumacher sieht nicht einmal Gelb und avanciert im Penaltyschiessen mit zwei abgewehrten Bällen zum Matchwinner. Nach dem Spiel meint er salopp: «Ich stecke ein und teile aus. Wenn es nur die Jacketkronen sind – die bezahle ich ihm gerne.» Der Mannschaftsarzt der Franzosen meinte nach der Partie: «Ich habe gedacht, er ist tot. Ich habe zwei Minuten lang keinen Puls gespürt.»
Premier League, 1995
Éric Cantona
Im Januar 1995 brennen beim damaligen ManUtd-Star Éric Cantona alle Sicherungen durch. Der Franzose, soeben mit Rot des Feldes verwiesen, wird von einem Zuschauer provoziert – das lässt er sich nicht bieten. Er springt über die Bandenwerbung und attackiert den Fan mit einem Kung-Fu-Tritt. Cantona fällt selbst hin, steht aber wieder auf und traktiert den Fan mit den Fäusten. Für diese Aktion wird er für acht Monate gesperrt und muss 120 Sozialstunden leisten. Später «bereute» er die Attacke: «Ich habe ihn nicht hart genug getreten. Ich hätte ihn härter treten sollen.»
Bundesliga, 2008
Tim Wiese
Inzwischen ist Tim Wiese im Wrestling zuhause. Schon während seiner Karriere hat der ehemalige Werder-Torhüter gezeigt, dass er nicht nur gegen den Ball treten kann – das bekam HSV-Stürmer Ivica Olic einst im Nordderby zu spüren. Wiese sah für seine rüde Attacke übrigens nur Gelb. Franz Beckenbauer, damals als TV-Experte im Einsatz, meinte schockiert: «Das war schon fast Mordversuch.» Wiese dagegen analysierte kühl: «Ich treffe zuerst den Ball ... und er läuft dann in mich rein.» Später entschuldigte er sich allerdings doch noch bei Olic, der mit einer Prellung im Hals- und Schulterbereich davongekommen war.
Bolivien, 2009
Sergio Jauregui
Es sind Bilder, bei denen uns der Atem stockt. In der bolivianischen Liga geraten Sergio Jauregui und Leonardo Medina aneinander und fliegen mit Rot vom Platz. Auf dem Weg in die Kabine rastet der Bolivianer Jauregui total aus und attackiert den Uruguayer mit einem gezielten Tritt gegen den Hals (Video). Medina landet im Krankenhaus und fällt zwei Wochen aus. Der Übeltäter wird vom Sportgericht seines Landes für ein Jahr gesperrt. Jauregui besuchte sein Opfer im Spital und zeigte sich später reuig: «Ich habe ein Black Out gehabt, ich bin doch kein Mörder.» Vor seiner Monster-Attacke sah der damals 24-Jährige bereits 13 Mal die rote Karte. In der Saison 2005 lief er auch drei Mal in der Super League auf, bei Yverdon Sports. In den ersten beiden Spielen sah er Gelb, im dritten Rot.
WM-Final, 2010
Nigel de Jong
Im WM-Final 2010 attackiert Nigel de Jong in der 28. Minute Spaniens Mittelfeldstratege Xabi Alonso brutal. Mit Gelb kommt der Holländer mehr als gut davon. Doch wie sagt man so schön: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Alonso kann nach der brutalen Attacke weiterspielen und darf am Ende den WM-Pokal in die Höhe stemmen. Teamkollege Andrés Iniesta erzielt in der 116. Minute das einzige Tor der Partie.