Leipzig erreicht etwas überraschend die Halbfinals der Champions League. Die Deutschen bezwingen am Finalturnier in Lissabon Atlético Madrid 2:1.
Das Siegestor nach 87 Minuten erzielte der eingewechselte Amerikaner Tyler Adams mit einem Lucky Punch, einem abgefälschten Weitschuss. Das Tor fiel, als Atlético endlich zu dominieren begonnen hatte und die Leipziger kaum noch Luft bekamen. Leipzig, der Dritte der letzten Bundesliga-Saison, misst sich nächsten Dienstag im Halbfinal mit Paris Saint-Germain. Vor Leipzig war Schalke vor zehn Jahren der letzte deutsche Halbfinalist der Champions League, der nicht Bayern München oder Borussia Dortmund hiess.
Leipzigs 1:0 nach 51 Minuten erzielte Dani Olmo mit einem Kopfball auf eine Flanke von Leipzigs österreichischem Schlüsselspieler Marcel Sabitzer. Olmo, den Leipzig erst letzten Winter von Dinamo Zagreb verpflichtet hatte, traf als Katalane gegen eine Madrider Mannschaft. Es erstaunte, dass die Spanier nach dem Rückstand kaum dominieren und Druck entwickeln konnten. Für den Ausgleich nach 71 Minuten benötigten sie einen zu Recht verhängten Foulpenalty, den der eingewechselte Portugiese João Felix herausholte und verwertete. Erst nachher spielte Atlético seine Überlegenheit aus – wohl auch dank der höheren Wertigkeit der Einwechselspieler.
Die erste Halbzeit hatte praktisch keine Höhepunkte gebracht. Bei der ersten gefährlichen Szene nach vier Minuten schlug der Leipziger Verteidiger Marcel Halstenberg nach einem schlecht abgewehrten Corner den Ball mit einer Direktabnahme über das Tor. Auf der anderen Seite wehrte Leipzigs starker Goalie Peter Gulacsi mit einer glänzenden Parade gegen Atléticos Belgier Yannick Carrasco.
Dass die Spanier lange Zeit nicht gefährlich in den Strafraum kamen, lag daran, dass die Leipziger eine Stunde lang wie eine Mannschaft spielten, die das Business in der Königsklasse seit langem kennt. Dennoch sind die neureichen Ostdeutschen in ihrer erst dritten Europacup-Teilnahme erstmals in der K.o.-Phase der Champions League angelangt.
Bei Atlético gilt es trotz des Ausscheidens zu berücksichtigen, dass die Saison mit einem beträchtlichen Umbruch im Kader begann, bei dem nicht nur der Wegzug des Topstürmers Antoine Griezmann ins Gewicht fiel. Aber der unbestrittene Trainer Simeone benötigte nicht viel Zeit, um eine Mannschaft zu stellen, die sich ähnlich stark präsentiert wie die Formation in den besten Jahren, als Atlético zweimal den Champions-League-Final (Niederlagen gegen Real Madrid) erreichte. Beredtes Zeugnis der neuen Stärke mit einer defensiven Grundausrichtung sind die Auftritte in den Achtelfinals, in denen Atlético Titelverteidiger Liverpool verzweifeln liess und ausschaltete.
Telegramm
Leipzig – Atlético Madrid 2:1 (0:0)
Lissabon. – SR Marciniak (POL). – Tore: 51. Olmo (Sabitzer) 1:0. 71. João Felix (Foulpenalty) 1:1. 88. Adams (Angelino) 2:1.
Leipzig: Gulacsi; Halstenberg, Upamecano, Klostermann; Nkunku (83. Haidara), Sabitzer (92. Mukiele), Kampl, Laimer (72. Adams), Angeliño; Poulsen, Olmo (83. Schick).
Atlético Madrid: Oblak; Trippier, Savic, Gimenez, Renan Lodi; Carrasco, Saul Niguez, Herrera (58. João Felix), Koke (92. Felipe); Diego Costa (72. Morata), Llorente.
Bemerkungen: Leipzig ohne Mvogo (Ersatz) Konaté und Hartmann (beide verletzt). Atlético Madrid ohne Correa und Vrsaljko (beide in Quarantäne). Verwarnungen: 62. Renan Lodi (Unsportlichkeit). 70. Klostermann (Foul). 82. Kampl (Foul). 87. Haidara (Foul). 97. Gimenez (Unsportlichkeit).