«Absolut möglich» Rolf Fringer, sollte Jogi Löw unser nächster Nati-Trainer werden?

Von Jan Arnet

15.3.2021

«blue»-Fussball-Experte und Ex-Nati-Trainer Rolf Fringer ebnete Jogi Löw einst den Weg zur Trainerkarriere.
«blue»-Fussball-Experte und Ex-Nati-Trainer Rolf Fringer ebnete Jogi Löw einst den Weg zur Trainerkarriere.
Bilder: Keystone

Nach Bekanntgabe seines bevorstehenden Abschieds als deutscher Nationaltrainer kommen Spekulationen auf, wonach Joachim Löw künftig als Schweizer Nati-Coach amten könnte. Rolf Fringer, der Löws Trainerkarriere einst lancierte, könnte sich das durchaus vorstellen.

Von Jan Arnet

Erst vor einem Jahr verlängerte der SFV den Vertrag mit Nati-Trainer Vladimir Petkovic bis Ende 2022. Es ist der verdiente Lohn für den 57-Jährigen, der die Schweiz in seiner Tätigkeit sowohl an die EM 2016 als auch an die WM 2018 und die EM 2020, die wegen Corona auf kommenden Sommer verschoben wurde, führen konnte.

Doch was, wenn auch bei der kommenden Europameisterschaft der langersehnte Exploit an einem grossen Turnier ausbleibt? Was, wenn danach auch die Kampagne zur WM 2022 in die Hosen geht? Vielleicht steht dann bereits nächstes Jahr ein neuer Trainer an der Seitenlinie der Schweizer Nati. Zumal möglicherweise auch Petkovic eine neue Herausforderung sucht.

Berti Vogts, Deutschlands Europameister-Coach von 1996, sagte jüngst in seiner Kolumne bei «t-online»: «Ich kann mir Jogi Löw sehr gut als Nationaltrainer der USA oder der Schweiz vorstellen. Das wäre perfekt.» Löw als Trainer der Schweizer Nati? So abwegig das Gerücht im ersten Moment klingt, ist es gar nicht. Der Nochbundestrainer, der letzte Woche seinen Rücktritt im Sommer angekündigt hat, beendete seine Spielerkarriere einst in der Schweiz und wohnt nicht weit von der Schweizer Grenze entfernt.



Einer, der Löw bestens kennt, ist Rolf Fringer. Der frühere Nati-Trainer (1996 bis 1997) coachte den heutigen Bundestrainer Anfang der Neunziger in Schaffhausen und machte ihn später beim VfB Stuttgart zu seinem Assistenten – Fringer lancierte also quasi die Trainerlaufbahn von Jogi Löw, die 2014 im Weltmeistertitel gipfelte. 

Fringer will sich an Spekulationen um einen Nachfolger von Petkovic nicht beteiligen, solange der Nati-Trainer noch fest im Sattel sitzt. Er sagt aber: «Sollte es irgendwann eine neue Orientierung geben und ein Nachfolger gesucht wird, glaube ich schon, dass Löw mit seiner Nähe zur Schweiz – und damit ist nicht nur sein Wohnort gemeint – durchaus geeignet wäre. Das ist in Zukunft absolut möglich und vielleicht ist bei ihm auch dieser Reiz vorhanden, der Schweiz etwas zurückzugeben, nachdem die Schweiz ihm beim Start in die Trainerkarriere auch viel gegeben hat.»

Nächste Herausforderung bei einem Top-Klub?

Fringer sieht in Löw ohnehin einen geeigneten Kandidaten für jedes Nationalteam. «Wenn du Weltmeister geworden bist, gibt es wahrscheinlich kein Land, bei dem du nicht geeignet wärst für diese Funktion.» Allerdings glaubt der «blue»-Experte, dass Löw kurzfristig eher der Klubfussball wieder reizen würde. «Er hatte schon vor vielen Jahren im Kopf, wieder Trainer eines Vereins zu sein», weiss Fringer, der gelegentlich noch Kontakt mit seinem ehemaligen Schützling hat.



Die Kritik, mit der sich Löw in den letzten Monaten konfrontiert sah, war für Fringer «viel zu heftig». Der Bundestrainer habe im Corona-Jahr 2020 schliesslich auch auf vieles Rücksicht genommen. Etwa auf Spieler von Bayern und Leipzig, die sich nach dem Champions-League-Finalturnier noch im Urlaub befanden, als Deutschland im September mit zwei Remis (gegen Spanien und die Schweiz) in die Nations League startete. 

Nichtsdestotrotz meint Fringer, dass Löw nun den richtigen Zeitpunkt gefunden hat, um seinen Rücktritt anzukünden: «Natürlich kann man sich darüber streiten, ob es nicht besser gewesen wäre, nach dem WM-Titel aufzuhören. Aber er wollte natürlich auch noch die EM gewinnen», sagt der 64-Jährige. 

Und weiter: «Wer hat sich in Deutschland vor ihm schon so lange über Wasser halten können? Da, wo es gefühlt 80 Millionen Bundestrainer gibt, die es besser wissen wollen. Jetzt wird ihm wieder hoch angerechnet, was er alles erreicht hat und wie er die Mannschaft entwickeln konnte. Jetzt kann er in Ruhe sein letztes Turnier planen, daher ist der Zeitpunkt goldrichtig gewählt.»