Als ob nichts wäre: Der weissrussische Staatspräsident Alexander Lukaschenko lässt trotz Corona-Krise weiterhin Fussball spielen. Weissrussland wird für diese Unvernunft wirtschaftlich noch belohnt.
Die ganze Welt steht still. In den meisten Ländern ist der Lockdown vollzogen worden. Aber nicht in Weissrussland. Die Läden und Restaurants sind trotz weltweiter Corona-Pandemie weiterhin geöffnet. Selbst Staatspräsident Alexander Lukaschenko spielt demonstrativ Eishockey, als ob nichts wäre. Die Bilder gingen um die Welt.
Auch der Fussball pausiert im Land zwischen Russland und Polen nicht. Vor zwei Wochen hat die Meisterschaft begonnen. Das Derby zwischen dem FC und Dynamo Minsk ging am Wochenende mit knapp 2’000 Zuschauern über die Bühne. Der frühere Trainer der Nationalmannschaft Anatoli Baidatschni sagte lokalen Medien: «Die ganze Welt schaut auf die belarussische Meisterschaft. Dies ist die beste Werbung für unsere Liga.»
Beste Werbung? Nicht jeder sieht der momentanen Situation so gelassen entgegen. Alexander Hleb, ehemaliger Arsenal-Profi, reagiert mit Unverständnis. «Jeder weiss, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus. Aber in unserem Land glaubt die Präsidenten-Bürokratie, dass es nicht so schlimm ist», wird Hleb von der britischen Boulevardzeitung «Sun» zitiert. Es sei, als ob sich niemand darum kümmern würde, so der Weissrusse.
Weissrussland profitiert von der Unvernunft
Da in Europa nur noch in Weissrussland Fussball gespielt werden darf, profitiert der ehemalige sowjetische Staat auch wirtschaftlich. Laut «Daily Mail» konnten Verträge mit Fernsehsendern aus zehn Ländern neu abgeschlossen werden: Unter anderem sollen Russland, Israel und Indien in die weissrussische Premier Liga investiert haben. Auch in den sozialen Netzwerken boomt der weissrussische Fussball wie nie zuvor. Und Wettanbieter riechen das grosse Geld: Die Wetten seien um bis zu 60 Prozent gestiegen, schreibt die «Bild».
Der als «letzter Diktator Europas» kritisierte Präsident sah zuletzt keinen Grund für «drakonische Massnahmen» gegen die hochansteckende Krankheit. «Mit dieser Psychose haben wir heute die Wirtschaft fast auf der ganzen Welt zum Stillstand gebracht», sagte Lukaschenko. «Hier gibt es keine Viren, oder sehen Sie welche herumfliegen?» In Belarus haben sich nach offiziellen Angaben knapp 100 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Doch diese Zahl wird in Weissrussland weiterhin ignoriert.