Die UEFA hat die Europameisterschaft um ein Jahr auf 2021 verschoben. Während einige Spieler nicht unglücklich mit dem Entscheid sein werden, hadern andere wohl doch ein wenig mehr.
In Fussball liegen Glück und Pech nah beieinander. Einige Profis verletzten sich im Vorfeld der EM 2020 und schrieben ihre Teilnahme wohl schon ab. Mit der Verschiebung auf das nächste Jahr sind sie plötzlich wieder im Rennen. Für einige ältere Kicker könnte es hingegen schwer werden, weiterhin auf höchstem Niveau zu spielen und so auch 2021 zu glänzen.
Xherdan Shaqiri
Der Spielmacher der Nati laboriert schon länger an einer Wadenverletzung, die er nun in Ruhe auskurieren kann. In allen acht Qualifikationsspielen fehlte Shaqiri der Schweiz, zweimal auch wegen Unstimmigkeiten mit Trainer Vladimir Petkovic. Nur eine einzige Minute stand der 28-Jährige für Liverpool 2020 auf dem Feld. Reds-Coach Jürgen Klopp sieht offenbar keine Verwendung mehr für den fragilen Shaqiri. Falls dieser nach der Wiederaufnahme einen neuen Verein findet, wo er regelmässig spielen kann, kann das nur positiv sein für den 80-fachen Internationalen. Und für den SFV.
Niklas Süle
Im Oktober erlitt Bayerns Abwehrboss einen Kreuzbandriss. Uli Hoeness bezeichnete eine Teilnahme von Süle an der EM 2020 damals als illusorisch. Der 24-Jährige zeigte sich zwar optimistischer, doch sicher konnte auch er nicht sein. Ursprünglich wollte er in der Endphase der Saison wieder auf dem Platz stehen, nun kann er ohne Hast seine Reha absolvieren und muss nichts überstürzen, um es noch in den DFB-Kader zu schaffen.
Eden Hazard
Für den belgischen Nationalspieler waren die vergangenen Monate zum Vergessen. Gut 100 Millionen Euro zahlte Real Madrid im letzten Sommer an Chelsea für ihn. Zuerst rückte Hazard übergewichtig ein und enttäuschte bei seinen wenigen Auftritten die erwartungsvollen Fans, dann verletzte er sich und musste von November bis Februar aussetzen. Kurz nach seinem Comeback erlitt der 29-Jährige einen Wadenbeinbruch, das EM-Aus drohte. Die bisherige Bilanz bei den Königlichen ist für den linken Flügel enttäuschend: In 15 Pflichtspielen gelang ihm nur ein Tor. Da scheint die Verschiebung der EM gerade rechtzeitig zu kommen.
Ousmane Dembélé
Der pfeilschnelle Flügel plagte sich seit seinem Wechsel 2017 von Dortmund zu Barcelona 2017 immer wieder mit muskulären Verletzungen herum und konnte nur knapp 30 Prozent aller möglichen Spielminuten absolvieren. Der 22-Jährige verletzte sich Mitte Februar erneut am Oberschenkel, das EM-Aus schien besiegelt. Nun erhält der 105-Millionen-Euro-Mann eine neue Chance, sich einen Platz im hochkarätigen Kader des Weltmeisters zu sichern. Wenn er gesund ist, kommt Trainer Didier Deschamps nicht an ihm vorbei.
Nicolo Zaniolo
Der Heilsbringer des italienischen Fussballs erlebte in den letzten Monaten die ganze Gefühlspalette seines Sports. Als neuer Regisseur bei der AS Roma trumpfte er gross auf und eroberte sich rasch einen Stammplatz. Doch ausgerechnet im Spitzenspiel gegen Juventus erlitt das Wunderkind einen Kreuzbandriss, die Teilnahme an der EM schien Geschichte. Nun darf der 20-Jährige wieder Hoffnung schöpfen.
Harry Kane
Der englische Nationalstürmer musste sich Anfang Jahr wegen einer schweren Muskelverletzung im linken Oberschenkel operieren lassen. Tottenham rechnete zwar damit, seinen Topskorer kurz vor dem (vermeintlichen) Saisonende einsetzen zu können. Doch ohne grosse Matchpraxis die EM-Kampagne zu bestreiten, wäre alles andere als ideal gewesen. Nun kann England hoffen, dass der 26-Jährige an der EM 2021 wieder in Topform antreten kann.
Stephan Lichtsteiner
Der Nati-Captain musste 2019 hartes Brot essen: Über ein halbes Jahr verzichtete Coach Petkovic auf ihn, zunächst wegen mangelnder Spielpraxis bei Arsenal, danach, weil der Rechtsverteidiger lange auf Klubsuche war. Der langjährige Stammspieler wankte, doch er fiel nicht. So stand der 36-Jährige in der wichtigen Schlussphase der EM-Qualifikation wieder auf dem Platz. Doch nun spielt die Zeit definitiv gegen den 108-fachen Internationalen, der auch bei Augsburg einen schwierigen Stand hat.
Manuel Neuer
Deutschlands Goalie-Diskussion spaltet die Nation: Während die einen Manuel Neuer, vierfacher Welttorhüter und WM-Held 2014, brav die Treue halten, stufen viele Experten die Leistungen seines ehrgeizigen Konkurrenten Marc-André ter Stegen bei Barça inzwischen höher ein. Bis anhin hat DFB-Trainer Jogi Löw nie am Bayern-Keeper gezweifelt. Doch einerseits kommt mit Schalkes Alexander Nübel neue interne Konkurrenz im Klub hinzu, andererseits wird Neuer im Sommer auch schon 35 Jahre alt. Vielleicht kann also ter Stegen die Nummer 1 schon früher als gedacht für sich beanspruchen.
Luka Modric
Der Weltfussballer von 2018 ist bei Real Madrid nicht mehr unumstritten und fand sich in den letzten Monaten öfters auf der Bank wieder. Mit Federico Valverde steht ihm intern ein vielversprechendes Talent vor der Sonne. Natürlich hat der Stratege nichts von seiner spielerischen Klasse eingebüsst, aber vielleicht ein wenig an Dynamik. Bei der EM 2021 wird er bereits 35-jährig sein. Höchstwahrscheinlich wird Modric als Nationalheld trotzdem als Captain für Kroatien auflaufen dürfen.
Ivan Rakitic
Weniger sicher darf sich der Barça-Regisseur sein. Rakitic durchlebte unter Ex-Coach Ernesto Valverde schwere Zeiten, auch bei Sétien ist er nicht gesetzt. Dem einst so torgefährlichen Rakitic gelangen in 31 Pflichtspielen für die Katalanen gerade mal ein Tor und vier Assists. Nach der Teilnahme an der Euro 2020 wollte er seine Nationalmannschaftskarriere eigentlich beenden. Ob der 32-Jährige im nächsten Jahr zur alten Form zurückfindet?
Giorgio Chiellini
Erst kürzlich feierte der 35-Jährige nach fast einer halbjährigen Verletzungspause sein Comeback. Zwar will Juventus den Vertrag mit seinem Verteidiger um ein weiteres Jahr bis Sommer 2021 verlängern, doch im Klub hat er mit Matthijs de Ligt und Merih Demiral grosse Konkurrenz. Während bei seinem 32-jährigen Abwehrkollegen Leonardo Bonucci auch im nächsten Jahr noch keine Bedenken aufkommen dürften, ist man bei Chiellini pessimistischer.
Pepe
Der beinharte Innenverteidiger ist inzwischen bei Porto unter Vertrag. In der sportlichen Heimat Portugal wollte er sich nochmals mit guten Leistungen für die EM aufdrängen. Bis zu seiner Verletzung Anfang Jahr war der 37-Jährige tatsächlich Stammspieler in der Nati. Ob Pepe es auch schafft, 2021 in Topform zu sein, ist aber fraglich.