Dicke Luft beim DFB Löw kontert Lahms Kritik – Rummenigge greift DFB an

DPA

20.7.2018

Sind nicht mehr gleicher Meinung: Der zurückgetretene Philipp Lahm und sein ehemaliger Trainer in der Nationalmannschaft, Jogi Löw.
Sind nicht mehr gleicher Meinung: Der zurückgetretene Philipp Lahm und sein ehemaliger Trainer in der Nationalmannschaft, Jogi Löw.
Bild: Keystone

Bei seinem ersten öffentlichen Statement nach einer Auszeit richtet Deutschland Bundestrainer Jogi Löw eine deutliche Botschaft an Philipp Lahm. Karl-Heinz Rummenigges Attacke auf den DFB sorgt für zusätzlichen Zündstoff. 

Im weissen Hemd und in schwarzer Anzughose erschien Joachim Löw äusserlich so elegant wie meistens. Innerlich aber wirkte der Bundestrainer beim ersten öffentlichen Statement nach dreiwöchigem Schweigen zum WM-Desaster trotz ruhiger Stimme angespannt – vor allem, als er auf seinen früheren Captain Philipp Lahm angesprochen wurde. An den 34-Jährigen, der ihm nach dem erstmaligen Vorrunden-K.o. in Russland zu einem anderen Führungsstil geraten hatte, richtete Löw eine unmissverständliche Botschaft. «Ich weiss schon, wie man mit Spielern kommuniziert und welchen Führungsstil die Spieler brauchen», kontert Löw. Lahms Privat-Analyse sei daher «nicht sehr erfreulich» gewesen.

Nur rund drei Minuten redete der Bundestrainer. Von 9.30 Uhr bis zum Nachmittag hatte der 58-Jährige dem DFB-Präsidium zuvor erste Ergebnisse der WM-Aufarbeitung präsentiert: Vor allem an Einstellung und Spielauffassung will er ansetzen. «Es muss uns wieder gelingen, wie in den Jahren zuvor, dass man unseren Spielern die Freude, den Spass, die Leidenschaft für Deutschland zu spielen anmerkt – auf und neben dem Platz», sagte Löw später in einem DFB-Interivew. Es sei natürlich vor allem auch seine Aufgabe, «dieses Feuer, diese Begeisterung, die Hingabe, die Emotionen, den Stolz wieder zu wecken».

Rummenigges Breitseite – und ein brisanter Vorschlag

Die heftige Attacke von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bekam Löw zunächst nicht einmal mit. Rummenigge hatte in München die DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel scharf kritisiert und geäussert, dass der DFB «eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren» sei. Und dann schlug der Bayern-Boss auch noch ausgerechnet Lahm als idealen Mann für den DFB vor.

«Ich halte Philipp Lahm und seinen Berater Roman Grill als perfekt passend für den DFB, weil Philipp diese Qualität hat, möglicherweise für einen Verband zu arbeiten», sagte der 62-Jährige. Rummenigge könnte sich für den langjährigen Bayern-Spieler und Kapitän der Weltmeisterelf von 2014 zum Beispiel eine Stelle als Vizepräsident vorstellen, «um dem Präsidium ein Stück mehr Professionalität zu geben». Denn im Moment fehle ihm «so ein bisschen die Fussballkompetenz» im DFB. Dass Löw sich seinen ehemaligen Führungsspieler Lahm ebenfalls in einer solchen Position vorstellen kann, erscheint zumindest aktuell unwahrscheinlich.

Im Gegenzug bedankt sich Grindel bei Rummenigge

Grindel bemühte sich dagegen um Deeskalation. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit Rummenigge gerade bei sportpolitischen Themen sowie dessen Unterstützung bei der deutschen Bewerbung um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024. «Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Und ich ganz sicher, dass wir an dieser guten Zusammenarbeit festhalten werden», sagt der DFB-Präsident.

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