Ausgerechnet in den Wochen, in denen sein Beraterstab Spekulationen um einen vorzeitigen Abgang schürt, hört die Torproduktion von Erling Haaland auf. Nach dem Out in der Champions League wird am Jungstar von Borussia Dortmund erstmals Kritik laut.
Das Timing ist schlecht. Zuletzt verging kaum ein Tag ohne Spekulationen über einen Wechsel Haalands, die durch die Reise seines Vaters Alf-Inge und Beraters Mino Raiola nach Barcelona noch befeuert wurden. Und zeitgleich hat der 20-jährige Norweger mit der noch immer unfassbaren Champions-League-Bilanz (16 Spiele, 20 Treffer) das Toreschiessen eingestellt. Am Mittwochabend bei der 1:2-Niederlage und dem Champions-League-Out gegen Manchester City blieb Haaland im siebten Pflichtspiel hintereinander torlos.
Wegen dieses explosiven Mixes sind die BVB-Fans plötzlich nicht mehr so gut auf ihren grossen Liebling zu sprechen. Soll er halt gehen, war der Tenor von vielen. Vermehrt wird Haaland in den Fan-Foren auch Lustlosigkeit vorgeworfen. Dafür hat Dortmund-Trainer Eden Terzic kein Verständnis. Haaland arbeite in jedem Training extrem hart. «Es wird nicht lange dauern, bis er wieder unter den Torschützen auftaucht», ist er überzeugt.
Terzic ist zufrieden und Komplimente von Guardiola
Terzic war mit Haaland am Mittwochabend trotz der Niederlage, die für Dortmund in den Viertelfinals Endstation bedeutete, zufrieden. «Er spielte sehr gut. Wenn man das Tor, das wir geschossen haben, anschaut – daran hatte er einen grossen Anteil, indem er den Ball abschirmt und in die Tiefe rennt.» Genau das hatte Terzic von Haaland verlangt.
Und Komplimente gab es auch von höchster Stelle des Gegners. So kam Manchester-City-Trainer Pep Guardiola nach den zwei Spielen gegen Dortmund zum Schluss: «Ich würde sagen, Haaland ist fast nicht mehr aufzuhalten.» Der beste Weg gegen Spieler wie ihn zu verteidigen, sei sie vom eigenen Tor wegzuhalten. Und dieses Vorhaben sei letztlich eben gut gelungen.
Champions League ohne Haaland – geht das?
Doch wie geht es nun weiter mit Haaland? Nach dem Out in der Champions League ist es wahrscheinlich, dass Dortmund in der kommenden Saison ein Jahr ohne Königsklasse auskommen muss. Denn in der Bundesliga liegt die Borussia sieben Punkte hinter Rang vier zurück. Das sind Aussichten, die Haalands Umfeld im Sinn der Entwicklung ihres Schützlings nicht gefallen kann. Es wird in den nächsten Wochen kaum ruhiger um den Ausnahmespieler aus Norwegen.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc sieht die Störfeuer von Raiola indes gelassen: «Das ist ein ganz normaler Interessenskonflikt. Wir haben ein Gespräch gehabt mit ihm und Erlings Vater. Davor habe ich mit Erling auch schon unter vier Augen gesprochen. Wir haben eine klare Botschaft gegeben. Und diese ist, dass wir weiter mit ihm planen.»
Anders als bei Jaden Sancho, einem anderen gefragten Dortmunder Jungstar, dessen Wechsel im Sommer als wahrscheinlich gilt, will der BVB beim vertraglich bis 2024 gebundenen Haaland konsequent bleiben. «Ohne Unterschrift von uns geht da nichts», betonte Zorc und hofft auf die Einsicht des Norwegers. «Er sieht, welche Entwicklung er hier genommen hat auf hohem Niveau. Seine Zeit ist noch nicht zu Ende.»
