Auch als TV-Experte nimmt Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeness kein Blatt vor den Mund und spricht aus, was ihm auf dem Herzen liegt. Nach der blamablen 1:2-Pleite der DFB-Elf gegen Nordmazedonien äussert Hoeness auch Kritik an der Taktik von Jogi Löw.
Nach dem 0:6-Desaster gegen Spanien im letzten November konnte sich die deutsche Nationalmannschaft mit einem gelungenen Start in die WM-Qualifikation ein Stück weit rehabilitieren. In den deutschen Medien wurde die Mannschaft von Joachim Löw nach den Siegen gegen Island und Rumänien sogar regelrecht hochgelobt.
Am Mittwoch aber folgt die nächste bittere Enttäuschung für das DFB-Team. Gegen Nordmazedonien setzt es zu Hause eine 1:2-Pleite ab, von der Presse hagelt es Kritik. «Unfassbare Niederlage gegen Nordmazedonien. Mit einem erbärmlichen Auftritt blamiert sich die deutsche Nationalmannschaft bis auf die Knochen», schreibt etwa die «Bild».
Auch Uli Hoeness, der für «RTL» das Spiel analysiert, sucht nach der peinlichen Pleite nach den richtigen Worten. «Das ist schwierig zu erklären. In den ersten 20 Minuten war es noch okay, in der Abwehr waren wir in der Mitte aber sehr offen. Meine ganze Euphorie ist verflogen. Deswegen bin ich jetzt sprachlos.»
Hoeness kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum Löw gegen die Nordmazedonier ein neues System mit Dreierkette ausprobieren wollte. «Ich verstehe überhaupt nicht, dass man ein erfolgreiches System aus zwei Spielen ohne Not verändert. Klostermann hätte ja auch wieder spielen können.»
Von Robin Gosens, der im linken Mittelfeld zum Einsatz kam, scheint Hoeness nicht viel zu halten. «Gosens, na ja ... Can hatte ja ein gutes Spiel auf der linken Seite gemacht. Ich hätte gerade in der Abwehr, die ja aufeinander eingespielt sein muss, nicht durcheinander gespielt. Wenn man schon vorne nichts reinbringt, muss man hinten zu null spielen. Das ist natürlich überhaupt nicht gelungen», erläutert der ehemalige Bayern-Präsident, der als Spieler selbst 36-mal für Deutschland auflief.
Hoeness würde bei der EM auf mehrere aktuelle Spieler verzichten
Hoeness verrät auch, welche Spieler er zur EM im Sommer mitnehmen würde – beziehungsweise auf wen man verzichten könne. Etwas überraschend steht auch ein Profi seines FC Bayern auf der Streichliste: «Jérôme Boateng würde ich nicht mitnehmen», sagt der 69-Jährige. Stattdessen würde er BVB-Verteidiger Mats Hummels berücksichtigen. Mit einem möglichen Rückkehrer Hummels, Niklas Süle und Antonio Rüdiger hätte man dann «genug gute Abwehrspieler» und könne auf Boateng verzichten.
Boateng und Hummels wurden genauso wie Thomas Müller im März 2019 von Löw aussortiert und nicht mehr aufgeboten. Insbesondere bei Müller hoffen viele Fans aber auf ein Umdenken des Bundestrainers. So auch Uli Hoeness: «Müller gehört da unbedingt rein (in den EM-Kader), der ist immer für Tore gut und kann jeder Mannschaft der Welt in bestimmten Situationen helfen».
Verzichten könne er hingegen auf die BVB-Asse Marco Reus und Julian Brandt, die hätten «nicht bewiesen, dass sie Spiele entscheiden können». Und auch Robin Gosens, Amin Younes und Julian Draxler sieht der Münchner Ehrenpräsident nicht an der EM. Draxler sei «in Paris nicht weitergekommen und kann der Mannschaft keine entscheidenden Impulse geben». Gosens sei für ihn «ein Spieler, der nicht unbedingt gebraucht wird». Und Younes spiele zwar in Frankfurt gut, doch ob er der DFB-Elf wirklich helfen könne, «wage ich zu bezweifeln».
Auf jeden Fall mitnehmen würde Hoeness stattdessen die Youngster Jamal Musiala und Florian Wirtz: «Bei so einem Turnier kann man reinschnuppern in die grosse weite Welt des Fussballs. Die müssen jetzt noch nicht spielen, sondern dann bei der WM in Katar oder spätestens bei der EM 2024 so weit sein.»