Die Europa League geht mit einem spektakulären Final zu Ende und bringt erneut den FC Sevilla als Sieger hervor. Das 3:2 der Andalusier gegen Inter Mailand sorgt für tragische und echte Helden.
In der Europa League spielen 213 Mannschaften aus ganz Europa – und am Ende gewinnt immer der FC Sevilla. So könnte man den legendären Spruch der englischen Fussball-Ikone Gary Lineker von den letztlich immer gewinnenden Deutschen umdichten. Denn durch das 3:2 im Europa-League-Final in Köln gewann Sevilla schon zum sechsten Mal seit 2006 den kleinen Europacup. Damit ist der spanische Klub mit Abstand Rekord-Gewinner. Doch der hitzige, teilweise verrückte und spektakuläre Final sorgte nicht nur für spannende Statistiken, sondern auch für emotionale Geschichten.
Romelu Lukaku hatte das Zeug zum Helden. In der 5. Minute hatte der Inter-Stürmer einen selbst herausgeholten Penalty zur Führung verwandelt. Er hatte seine Rekord-Serie ausgebaut, weil er im elften Europa-League-Spiel in Folge traf. Und er hatte das früheste Final-Tor in der Geschichte des Wettbewerbs erzielt. Doch am Ende war der Belgier die tragische Figur. Er lenkte den Fallrückzieher von Diego Carlos, der ihn vor dem frühen Penalty noch plump gefoult hatte, zum 3:2 ins eigene Tor. Direkt nach dem Schlusspfiff rannte der 27-Jährige in die Kabine, schwänzte die Siegerehrung und verzichtete auf seine Silbermedaille.
Bei Borussia Mönchengladbach ist Luuk de Jong als einer der wenigen Transfer-Fehlgriffe der letzten Jahre in Erinnerung geblieben. Nun ist er der Held von Sevilla. Dem Siegtor als Joker beim 2:1 im Halbfinal gegen Manchester United liess er nach der Beförderung in die Startformation zwei Kopfballtore folgen: Das war noch keinem Spieler in einem Europacup-Final gelungen. «Der Erfolg der Mannschaft ist wichtiger als meine Tore», sagte de Jong: «Aber einen Titel zu holen und dabei Tore zu erzielen, fühlt sich wunderbar an.»
2018 war Sevillas Trainer Julen Lopetegui international ins Rampenlicht gerückt und hatte viel Spott über sich ergehen lassen müssen. Zunächst wurde er bei Spaniens Nationalmannschaft noch vor dem ersten WM-Spiel entlassen, weil sein bevorstehender Wechsel zu Real Madrid bekannt geworden war. Dann warfen ihn die Madrider nach nur zehn Meisterschaftsrunden raus. Nun führte er Sevilla in seiner ersten Saison in Andalusien zum Europacup-Sieg. Genugtuung wollte er sich aber keine anmerken lassen. «Es stimmt, mir war keine lange Zeit bei Real Madrid vergönnt», sagte der 53-Jährige: «Aber dann habe ich die wunderbare Gelegenheit bekommen, mit dieser tollen Mannschaft zu arbeiten. Hier bin ich glücklich.»
Als der FC Sevilla 2006 durch ein 4:0 gegen den FC Middlesbrough zum ersten Mal UEFA-Cup-Sieger wurde, stand Jesus Navas als 20-Jähriger 90 Minuten auf dem Platz. Auch 2007 beim zweiten Titel war er Stammspieler. Ausgerechnet in den vier Jahren, in denen der heutige Captain aus der Region Sevilla nicht in der Heimat spielte, holte sein Verein dann dreimal in Folge die Europa League. 2017 kehrte Navas von Manchester City zurück. Nun durfte er die Trophäe nach 13 Jahren wieder in die Luft stemmen. «Ich kann es gar nicht in Worte fassen», sagte der inzwischen 34-Jährige sichtlich gerührt.
Antonio Conte führte Inter Mailand in seinem ersten Jahr zum 2. Platz in der italienischen Liga und in den Europa-League-Final. Seine Zukunft liess der Trainer, der sich mit der Vereinsführung überworfen hat, aber offen. «Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen», sagte er.