Fünf Stammspieler verletzt, Shaqiri im Formtief Fünf Stammspieler verletzt, Shaqiri im Formtief – so könnte die dezimierte Nati gegen Italien spielen 

Von Jan Arnet

8.11.2021

Verletzungssorgen in der Nati – Yakin läuft die Zeit davon

Verletzungssorgen in der Nati – Yakin läuft die Zeit davon

blue-Moderator Marko Vucur erklärt, warum es für den Nationaltrainer vor dem Spiel gegen Italien auf jede Minute ankommt.

09.11.2021

Grosse Verletzungssorgen für die Schweizer Nati vor den abschliessenden WM-Quali-Spielen gegen Italien und Bulgarien. Murat Yakin hat sowohl in der Abwehr als auch in der Offensive Baustellen und muss improvisieren.

Von Jan Arnet

Etwas mehr als vier Monate sind vergangen seit dem historischen Sieg im EM-Achtelfinal gegen Frankreich. Die Nati hat es geschafft, die ganze Schweiz auf eine Euphoriewelle zu bringen. Mit grosser Einsatzbereitschaft und viel Herzblut war es möglich, den amtierenden Weltmeister, eine Truppe gespickt mit Weltstars, zu schlagen. 

Genau so muss die Nati auch am Freitag auftreten, wenn sie den Coup wiederholen will. Gegen Italien, den Europameister, der sich erst kürzlich nach 37 Spielen in Serie ohne Niederlage mal wieder bezwingen lassen musste. Gegen genau jenes Italien, das der Schweiz an der EM eine Lektion erteilte und mit 3:0 deklassierte. In Rom war das damals, genau da, wo es am Freitag zum Showdown in der Gruppe C der WM-Quali kommen wird. Der Sieger reist – sofern er es im abschliessenden Gruppenspiel nicht noch verbockt – direkt an die WM, der Verlierer muss in die Playoffs.

Das 0:0 aus der ersten Begegnung dürfte der Schweiz Hoffnung geben. Genauso wie natürlich der Coup über Frankreich an der EM. Die Nati hat nur ein Problem – und das ist riesengross. Denn gleich fünf Spieler, die Ende Juni gegen Frankreich in der Startelf standen, werden gegen Italien nicht spielen, weil sie verletzt fehlen.

Fünf Stammspieler fallen aus

Die Rede ist nicht nur von Stammspielern. Es sind absolute Schlüsselfiguren, Eckpfeiler des Teams. Captain Granit Xhaka. Goalgetter Haris Seferovic. Breel Embolo, der sich wohl in der Form seines Lebens befindet. Abwehrtrumpf Nico Elvedi. Und Steven Zuber, der in den letzten Monaten mehr als einmal den Unterschied für die Nati ausmachen konnte. Ausserdem muss mit Christian Fassnacht eine weitere Option im Angriff Forfait geben. 

Die grosse Frage lautet jetzt natürlich, wie Murat Yakin auf all diese Ausfälle reagieren wird. «Ich muss mir Gedanken über andere taktische Lösungen machen. Das wird Auswirkungen haben auf das System», sagt der Nati-Trainer. Es bringe nichts, jetzt zu jammern. Lösungen müssen her.



Wie die Nati auflaufen könnte

Tor

Mit Gregor Kobel muss Yakin auch auf einen formstarken Torhüter verzichten. Doch im Tor muss sich der Nati-Coach trotzdem keine Sorgen machen. Yann Sommer, die unbestrittene Nummer 1, ist zum Glück nicht nur fit, sondern auch in Top-Form.

Verteidigung

Der Ausfall von Nico Elvedi wiegt schwer. Zumal sein wahrscheinlicher Ersatzmann Fabian Schär in dieser Saison bei Newcastle erst zwei Spiele absolviert hat – beide im August. Doch Schär hat gegen Litauen, als er Akanji ersetzte, überzeugt. Abwehrboss Manuel Akanji ist neben ihm natürlich gesetzt.

Yakin sagt, die vielen Ausfälle hätten «Auswirkungen auf das System». Meint er damit, dass die Schweiz gegen Italien nicht mit der gewohnten Viererkette spielt, sondern auf drei beziehungsweise fünf Verteidiger – wie Vladimir Petkovic gerne spielen liess – umstellt? Möglich. Doch nach dem kurzfristigen Ausfall von Steven Zuber fehlen dieser Idee wohl die Argumente und Optionen. So ist davon auszugehen, dass die Schweiz auch gegen Italien mit Viererkette spielt.

An Ricardo Rodriguez dürfte auf der linken Seite so oder so kein Weg vorbeiführen. Auch wenn er bei Torino wieder um seinen Stammplatz kämpfen muss. Auf der Position des Rechtsverteidigers streiten sich Silvan Widmer und Kevin Mbabu. Widmer, die etwas defensivere Variante, hat aktuell wohl leichte Vorteile.



Mittelfeld

Im ersten Duell gegen Italien (0:0) stellte Yakin drei zentrale Mittelfeldspieler auf. Möglich, dass er dies erneut machen will. Doch damals fehlte Xherdan Shaqiri, den Yakin gerne als Zehner bringt. Shaqiri dürfte aber trotz seines Formtiefs sicher spielen, genauso wie auch Denis Zakaria und Remo Freuler.

Weil es jedoch in der Offensive weniger Optionen gibt, wird Shaqiri womöglich auf den rechten Flügel ausweichen müssen – und das Zentrum wird durch einen weiteren zweikampf- und laufstarken Spieler gestärkt. Die besten Chancen dafür besitzt wohl Djibril Sow. Renato Steffen und Ruben Vargas sind die heissesten Kandidaten für den linken Flügel. Steffen genoss bisher grösseres Vertrauen von Yakin und hat die besseren Karten.

Angriff

Und im Sturm? Diese Frage bereitet dem Nati-Trainer wohl die grössten Kopfschmerzen. Mario Gavranovic wäre mit seiner Erfahrung von 36 Nati-Spielen die logische Lösung. Er glänzte zuletzt bei seinem neuen Klub Kayserispor mit drei Toren und zwei Assists aus den letzten vier Partien.

Und doch könnte auch der erstmals von Yakin aufgebotene Noah Okafor, der sich in dieser Saison ebenfalls in Top-Form befindet (9 Tore und 5 Assists in 20 Pflichtspielen für Salzburg), eine Option sein. Will Yakin auf Konter spielen, wäre Okafor mit seiner Schnelligkeit vielleicht sogar erste Wahl. Oder aber, Yakin spielt mit zwei Stürmern, stellt Gavranovic und Okafor auf, Steffen muss Platz machen und Shaqiri spielt hinter den Spitzen.



Zubi: «Die Nati muss sich nicht verstecken»

Wer auch immer am Freitag auf dem Platz stehen wird – irgendwie müssen die drei Punkte her. «Für uns zählt nur der direkte Weg an die WM, die direkte Qualifikation. So bin ich, so funktioniert auch die Mannschaft», gibt sich Yakin kämpferisch. Und blue-Experte Pascal Zuberbühler sagt: «Wir sind die Schweizer Nati, wir müssen uns vor niemandem verstecken. Ich gehe davon aus, dass die Nati in Italien ein Wahnsinns-Resultat holen kann und wir Gruppenerster werden!»

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