Bayern München macht Lucas Hernandez zum teuersten Aussenverteidiger aller Zeiten. Warum bezahlt der deutsche Rekordmeister 80 Millionen Euro für einen Abwehrspieler? «Bluewin» hat fünf Gründe gefunden.
«Es wird der Tag kommen, an dem wir Geld in die Hand nehmen müssen», sagte Uli Hoeness schon im letzten Sommer. Letzte Woche kündigte er «das grösste Investitionsprogramm, das der FC Bayern je hatte» an. Und nun lässt der Bayern-Präsident seinen grossen Worten Taten folgen: Die Münchner vermelden am Mittwoch den Transfer von Lucas Hernandez. Der Franzose kommt für die festgeschriebene Ablösesumme von 80 Millionen Euro von Atlético Madrid. Er ist nach Benjamin Pavard (kommt im Sommer aus Stuttgart) der zweite Weltmeister, den die Bayern verpflichten.
Überraschend kommt Hernandez' Transfer nicht. Die spanische Zeitung «Marca» hatte den Deal schon im vergangenen Dezember als fix vermeldet. Überraschend ist mehr, dass die Bayern für einen Aussenverteidiger so viel Geld in die Hand nehmen. Zumal der deutsche Rekordmeister mit David Alaba bereits einen Linksverteidiger auf Weltklasse-Niveau in den Reihen hat. Und Hernandez nicht einmal in Top-Verfassung ist: Weil die Bayern beim Medizin-Check des 23-Jährigen einen Schaden am Innenband des rechten Knies festgestellt haben, musste er am Mittwoch vor Bekanntgabe des Wechsels noch operiert werden.
Corentin Tolisso war bis anhin Bayerns teuerster Neuzugang, er kam 2017 für 41,5 Millionen Euro aus Lyon. Nun zahlen die Bayern für den neuen Rekordhalter fast doppelt so viel wie damals für Tolisso. Warum investiert Bayern 80 Millionen in einen Verteidiger, statt sich das Geld beispielsweise für den Nachfolger von Robert Lewandowski zu sparen? «Bluewin» liefert fünf Gründe.
1. Nur ein Linksverteidiger im Kader
Anfang Saison wurden die Bayern-Bosse heftig dafür kritisiert, dass nach dem Abgang von Juan Bernat kein neuer Aussenverteidiger verpflichtet wurde. Mit David Alaba war und ist nur ein Linksverteidiger im Kader. Durch die Verpflichtung von Hernandez haben die Bayern mehr Möglichkeiten. Alaba kann so auch ins Mittelfeld vorrücken. In der österreichischen Nationalmannschaft spielt er seit jeher offensiver als in München.
2. Hernandez ist variabel einsetzbar
Nicht nur Alaba, sondern auch Hernandez ist polyvalent. Der Weltmeister kann sowohl auf der linken Abwehrseite wie auch als Innenverteidiger spielen. Dies gibt Bayern-Trainer Niko Kovac mehr Optionen. Man kann schon fast sagen, dass mit Hernandez ein doppelter Weltklasse-Verteidiger gekauft wurde.
3. Hummels und Boateng sind nicht mehr die Jüngsten
27 Gegentore haben die Bayern in dieser Bundesliga-Saison kassiert. So viele Gegentreffer gab es zu diesem Zeitpunkt der Spielzeit zuletzt in der Saison 2010/11. Grund für die Schwächen in der Abwehr ist vor allem das fehlende Tempo von Mats Hummels, Jérôme Boateng und Niklas Süle. Die Schnelligkeit ist eine grosse Stärke von Neuzugang Hernandez. Hummels und Boateng sind mit ihren 30 Jahren auch nicht mehr die Jüngsten. Die Verpflichtung des 23-jährigen Hernandez ist also auch eine Investition in die Zukunft.
4. Der Markt hat sich verändert
80 Millionen sind vor allem für einen Abwehrspieler natürlich viel Geld. Aber man muss auch in Betracht ziehen, dass sich der Markt seit dem 222-Millionen-Transfer von Neymar verändert hat. Auch Abwehrspieler kosten heute deutlich mehr, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war. Liverpool holte Virgil van Dijk für 84 Millionen Euro, ManCity zahlte 65 Mio. für Aymeric Laporte und Real Madrid zahlt im Sommer 50 Mio. für Eder Militao. Diese drei Beispiele zeigen, dass ein Spieler nicht viel erreicht haben muss, um einen hohen Preis zu haben. Van Dijk spielte bei Southampton, Laporte in Bilbao und Militao beim FC Porto – einen grossen Titel holte bis zum Transfer keiner von ihnen.
5. Bayern setzt Zeichen für neue Ära
Der Hernandez-Transfer ist nicht nur sportlich eine Verstärkung. Es ist auch ein strategisches Signal. Als wollten die Bayern sagen: Seht her, wir kommen wieder! Das frühe Aus in der Champions League gegen Liverpool hat Spuren hinterlassen. Die erfolgsverwöhnten Fans fordern schon seit einiger Zeit neue Stars. Mit Hernandez kommt nun ein Weltmeister, der das Team verbessern kann. Und er dürfte nicht der letzte Einkauf der Bayern für die nächste Saison bleiben. Dank einer Kaufoption kann der noch ausgeliehene James Rodriguez für 42 Millionen übernommen werden. Für den Angriff sollen die Bayern zudem Nicolas Pépé (Lille), Timo Werner (Leipzig) und Luka Jovic (Frankfurt) auf dem Wunschzettel haben.
«Wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben für nächste Saison», sagte Uli Hoeness vor einem Monat in der Sendung «Doppelpass» von «Sport 1». Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Bayern den nächsten Transfer-Hammer verkünden werden.