Nati-Noten Noten: Nach Xhakas Auswechslung zerbricht die Nati in ihre Einzelteile

Patrick Lämmle

27.3.2019

Granit Xhaka formt die Hände nach seinem Treffer zum 2:0 zum Herzchen.
Granit Xhaka formt die Hände nach seinem Treffer zum 2:0 zum Herzchen.
Bild: Keystone

In der 76. Minute wurstelt Breel Embolo den Ball zum 3:0 über die Linie. Bis zu diesem Zeitpunkt läuft alles für die Schweiz – auch dank der «Unterstützung» des Schiedsrichters. Dann wird Granit Xhaka ausgewechselt, und das Kartenhaus fällt in sich zusammen. Zufall? Jein.

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


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Stimmen zum Spiel
1:0 gegen Georgien – Irland führt in der Schweizer Gruppe


Ø  4.5

Torhüter

Yann Sommer

Bis zur 93. Minute spielt der 30-Jährige fehlerfrei, dann greift er ins Leere und der Ball zappelt im Netz. Kurz zuvor verhindert er noch mit zwei Paraden (90. und 92. Minute) den Ausgleich. Wer weiss, vielleicht hätte die Schweiz ohne ihn das Spiel sogar noch 3:4 verloren, deshalb sollte man mit ihm nicht zu hart ins Gericht gehen.


Ø  4.5

Rechter Verteidiger

Kevin Mbabu

Dass er anstelle von Lichtsteiner in der Startelf steht, überrascht. Wie der etatmässige Captain läuft Mbabu die Linie hoch und runter und nimmt rege am Spiel teil. Einzig mit dem letzten Pass findet er zu selten den Mitspieler – aber das ist beim zwölf Jahre älteren Lichtsteiner (35) oft genau so. Einzig in der Schlussphase hat man die Erfahrung des Routiniers vermisst. Lichtsteiner hätte seine Mitspieler wachgerüttelt und vielleicht hätte er vor dem zweiten Gegentor auch nicht das Abseits aufgehoben – genau dieser Fehler ist Mbabu unterlaufen.


Ø  3.5

Innenverteidiger

Nico Elvedi

Der Schär-Ersatz spielt lange fehlerfrei und macht das, was man von ihm erwartet: Er spielt einfach, sucht oft den Nebenmann und begeht kaum Fehler. Das gilt bis zur 88. Minute. Denn beim zweiten und dritten Gegentreffer macht er keine gute Falle.


Ø  4

Innenverteidiger

Manuel Akanji

Er ist der Chef in der Abwehr und räumt lange alles ab, ist immer zur Stelle, wenn es gefährlich zu werden droht. In der 76. Minute krönt er seine starke Leistung mit der Vorarbeit zum 3:0 – nach einer Ecke löst er sich vom Gegenspieler und leitet den Ball auf Embolo weiter. Doch auch Akanji agiert in den Schlussminuten unglücklich. Beim ersten Gegentreffer zieht er den Fuss zurück, wohl aus Angst ins eigene Tor zu treffen. In acht von zehn Fällen wäre das auch gut gegangen, doch in diesem Fall ist der Däne am zweiten Pfosten hellwach und drückt den Ball über die Linie. Auch beim zweiten und dritten Gegentreffer trifft ihn zumindest eine Teilschuld.


Ø  5

Linker Verteidiger

Ricardo Rodriguez

Zur Pause wird Rodriguez wegen Rückenproblemen ausgewechselt. Er macht seine Sache gut, schaltet sich oft in die Offensive mit ein, und das erste Tor leitet er mit einem (missglückten) Schuss ein. Aber erst als er nicht mehr auf dem Platz steht, wird klar, wie wichtig er für die Mannschaft wirklich ist.


Ø  4.5

Rechter Mittelfeldspieler

Denis Zakaria

An der Seite von Xhaka macht er ein gutes Spiel. Der 22-Jährige kann nicht nur physisch dagegenhalten, er weiss auch etwas mit dem Ball anzufangen. Doch in den Schlussminuten gewinnt auch er keine entscheidenden Zweikämpfe mehr, er schafft es auch nicht, das Spiel an sich zu reissen.


Ø  5.5

Zentraler Mittelfeldspieler

Granit Xhaka

Nach seiner Auswechslung in der 79. Minute schlägt es dreimal ein – es ist einfach, Xhaka nach dem Spiel über den grünen Klee zu loben, zumal er mit einem satten Schuss das vermeintlich erlösende 2:0 erzielt. Seine Passquote (95 Prozent) ist beeindruckend, und er ist ein echter Leader, der es verdient, die Captain-Binde zu tragen. Doch vergessen wir nicht, Gegentore hätte es auch mit – und wegen – Xhaka geben können. Nach 40 Sekunden steht er nach einem langen Ball von Torhüter Schmeichel viel zu offensiv und in der Folge zu weit weg von Dänemarks Superstar Christian Eriksen. Doch der hat zum Glück das Visier noch nicht eingestellt und zimmert den Ball am Tor vorbei.


Ø  5

Linker Mittelfeldspieler

Remo Freuler

In der 19. Minute erzielt er sein erstes Länderspieltor im Stile eins Goalgetters. Ansonsten tut er das, was er immer tut, er stellt sich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft, sucht nicht das Spektakel, sondern kämpft um jeden Ball und stopft Löcher.


Ø  4.5

Rechter Stürmer

Breel Embolo

Er hat einige gute Aktionen, herrlich sein Pass in der 19. Minute auf Steven Zuber, der dann zu wenig aus der Situation macht. Nach der Auswechslung von Ajeti rückt er ins Sturmzentrum, und fünf Minuten später drückt er den Ball zum 3:0 über die Linie – es ist sein viertes Tor im Nationaldress. Insgesamt vermissen wir aber die Überraschungsmomente.


Ø  3.5

Stürmer

Albian Ajeti

Der 22-Jährige stösst auf diesem Niveau an seine Grenzen, hat er doch viel weniger Raum und Zeit als in der Super League. Das 1:0 bereitet er mit Oberarm vor, natürlich hätte der Treffer nicht zählen dürfen. Doch wie er den Ball nach dem Tor abschirmt, ist stark. Ansonsten tritt er kaum in Erscheinung, seine Auswechslung in der 71. Minute kommt nicht überraschend.


Ø  4.5

Linker Stürmer

Steven Zuber

Zuber hat einen Lauf, der 27-Jährige hat in den letzten sechs Spielen (Klub und Nationalmannschaft) immer getroffen. Und in der zehnten Minute hätte er diese Serie ausbauen können, ja müssen. Aus kurzer Distanz setzt er nach einer perfekt getimten Xhaka-Flanke den Ball mit dem Kopf am Tor vorbei. Szenenapplaus erntet er nach gut einer halben Stunde für ein freches Dribbling an der Seitenlinie. Und sonst? Viele gute Ansätze, aber er spielt zu viele Fehlpässe. Einmal behält er aber die Übersicht und passt ganz genau, Xhaka sagt Danke und trifft zum 2:0. In der 85. Minute, kurz nach dem ersten Gegentreffer, hätte er postwendend wieder den Dreitorevorsprung herstellen können. Nach einem Sprint übers halbe Feld wird er von Sow bedient, trifft den Ball aber nicht wunschgemäss und setzt ihn knapp am Tor vorbei. Zudem hat er Glück, dass das Schiedsrichtergespann in der 49. Minute nicht sieht, dass er das Abseits aufhebt.

Poulsen erzielt kurz nach der Pause das 1:3, doch wegen einer angeblichen Offsideposition zählt der Treffer nicht. Eine Fehlentscheidung, Zuber (Pfeil) hebt das Offisde auf.
Poulsen erzielt kurz nach der Pause das 1:3, doch wegen einer angeblichen Offsideposition zählt der Treffer nicht. Eine Fehlentscheidung, Zuber (Pfeil) hebt das Offisde auf.
Bild: SRF

Eingewechselte Spieler

Ø  2.5

Ab 46. Minute für Rodriguez

Loris Benito

Er stösst an seine Grenzen und kann Rodriguez nicht valabel ersetzen. Offensiv kommt gar nichts von ihm, und trotzdem ist er in der Defensive oft einen Schritt zu spät und begeht deshalb auch zu viele Fouls. Auch in Sachen Ballsicherheit kann der YB-Profi nicht mit Rodriguez mithalten. Man kann Benito deswegen keinen Vorwurf machen, in der Super League geht alles deutlich gemächlicher zu und her als in einem Spiel gegen die Weltnummer 10 der FIFA-Rangliste. Dennoch muss sich Petkovic fragen, ob er auch künftig mit Benito plant.


Ø 

Ab 71. Minute für Ajeti – zu kurz für Benotung

Admir Mehmedi

Gegen Georgien fehlte er krankheitshalber, gegen Dänemark kommt er zu einem Teileinsatz. Und auch wenn man es sich kaum zu sagen wagt, er hat noch einmal Schwung ins Offensivspiel gebracht. In der 81. Minute leitet er mit einem butterweichen Seitenwechsel einen gefährlichen Konter ein. Und in der 86. Minute, also vor dem zweiten Gegentreffer, zieht er mit dem Ball am Fuss zur Mitte und geht in den Abschluss – da fehlte gar nicht viel zum 4:1.


Ø 

Ab 79. Minute für Xhaka – zu kurz für Benotung

Djibril Sow

Kaum auf dem Platz erobert er einen Ball und leitet einen Konter ein, den seine Kollegen nicht gut zu Ende spielen. Und nach dem ersten Gegentreffer legt er für Zuber auf – mit einem scharfen Flachpass zur Mitte (ja, so geht das) und so hätte er sich beinahe einen Assist gutschreiben lassen können. Sprich: Wenn seine Mitspieler eine dieser Chancen nutzen, dann gibt's nach dem Spiel ein grosses Lob von allen Seiten. Weil die Schweiz mit Sow drei Tore kassiert – und nicht zwei schiesst – jammern nach dem Spiel alle, dass mit Xhaka alles besser gekommen wäre.


Telegramm

Schweiz – Dänemark 3:3 (1:0)

St.-Jakob-Park. – 18'352 Zuschauer. – SR Skomina (SLO). – Tore: 19. Freuler (Ajeti) 1:0. 66. Xhaka (Zuber) 2:0. 76. Embolo (Akanji) 3:0. 84. Zanka (Eriksen) 3:1. 88. Gytkjaer (Poulsen) 3:2. 93. Dalsgaard 3:3.

Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez (46. Benito); Xhaka (79. Sow); Mbabu, Zakaria, Freuler, Zuber; Embolo, Ajeti (71. Mehmedi).

Dänemark: Schmeichel; Dalsgaard, Kjaer, Zanka, Stryger Larsen; Schöne (70. Höjbjerg), Delaney; Poulsen, Eriksen, Braithwaite; Jörgensen (70. Gytkjaer).

Bemerkungen: Schweiz ohne Edimilson Fernandes, Seferovic, Shaqiri (alle verletzt) und Schär (rekonvaleszent). 49. Tor von Poulsen wegen Offside aberkannt. Verwarnungen: 38. Jörgensen (Foul). 59. Zakaria (Foul). 91. Akanji (Foul). 94. Embolo (Unsportlichkeit)

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